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Jugendwerkhof Ehemalige setzen auf Begegnung

Der Jugendwerkhof in Burg war der größte von insgesamt 31 seiner Art. Am 4. Juni wird es ein Treffen ehemaliger Insassen geben.

Von Andreas Mangiras 17.05.2016, 11:00

Burg l Nach dem Treffen im vorigen Jahr, das Volkmar Jenig aus Leipzig organisiert hatte, wollen ehemalige Insassen weit stärker als bisher in die Öffentlichkeit gehen. Eine seit kurzem freigeschaltete Internetseite (www.jugendwerkhof-burg.de) soll beitragen, dass sich Ehemalige austauschen und Interessierte sich informieren können.

„Es liegt uns am Herzen, dass sich solche Sachen nicht wiederholen. Es soll zugleich Mahnung für die zukünftige Generation sein“, sagt Jenig. Es sind nur noch drei Wochen bis zum nächsten Treffen.

Ein Gespräch mit Birgit Neumann-Becker, Sachsen-Anhalts Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, hat Jenig und seine Mitstreiter darin bestärkt. Die Geschichte vom Jugendwerkhof Burg müsse aufgearbeitet werden, die „gute, aber auch die schlechte, die überwiegend“ gewesen sei, so Jenig.

Zwei Vorschläge entstanden aus dem Gespräch mit der Stasi-Beauftragten.

• Es sollten öffentliche Veranstaltungen in Burg organisiert werden, die die Problematik Jugendwerkhof mit seinen vielen Facetten beleuchten. Zahlreiche Bücher sind zum Thema entstanden. Sie sollten vorgestellt werden.

• Viel stärker als bisher sollten sich hiesige Politik, Stadt- und Kreisverwaltung für das Thema interessieren und mit dazu beitragen, dass es aufgearbeitet wird und präsent ist.

„Wir Ehemaligen sind der Meinung, dass uns das Gespräch viel gebracht hat“, so Jenig. Noch nichts Substanzielles gibt es zur Idee und Forderung, mit einer Gedenktafel oder ähnlichem in Gut Lüben an den Jugendwerkhof zu erinnern.

Volkmar Jenig war Ende der 60er Jahre im Jugendwerkhof. Das warf ihn komplett aus der Bahn. Aus Aufmüpfigkeit wurde Ablehnung des Staates DDR. Dafür saß er am Ende 17 Jahre im Gefängnis. Im vorigen Jahr hatte er Gut Lüben das erste Mal seit fast 50 Jahren wieder gesehen. Er hatte seine Töchter dabei.

Jenig und viele andere Ehemalige leiden darunter, dass vom Jugendwerkhof und jenen, die hier einsaßen, ein schlechter Ruf ausging und -geht. Arbeitsscheu, kriminell? „Das entsprach in keiner Weise den Tatsachen“, wehrt er sich. Viele der Jugendwerkhofler seien ihren Familien entrissen worden und mussten damit klar kommen.

Das Ehemaligen-Treffen am 4. Juni beginnt um 10 Uhr auf Gut Lüben. Die Organisatoren hoffen, dass auch ehemalige Erzieher und Bürger aus Stadt und Kreis kommen werden. „Wir wollen gern ins Gespräch kommen“, sagt Jenig. „Uns liegt viel daran.“