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Kirchenrat Alte Pfarre soll den Besitzer wechseln

Die „Alte Pfarre“ von Möckern hat einen Käufer. Erwerberin soll die gebürtige Möckeranerin Kamilla Bühring werden.

Von Stephen Zechendorf 30.05.2016, 07:00

Möckern l Der Gemeindekirchenrat hat in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag beschlossen, das verwilderte Grundstück hinter der St. Laurentiuskirche samt historischem Pfarrgebäude an Kamilla Bühring zu veräußern. Nach Angaben von Peter Keyser hatte es noch einen weiteren Bewerber für die lange leerstehende Immobilie gegeben, eine Großfamilie aus dem Berliner Raum.

Kamilla Bühring, die auch Eigentümerin der Gaststätte „Schützenhaus“ ist, hatte angekündigt, die Alte Pfarre erwerben zu wollen, um sie für die Möckeraner Öffentlichkeit zu erhalten. „Ein konkretes Nutzungskonzept muss jetzt erarbeitet werden. Es gibt aber schon viele gute Ideen, die in der Alten Pfarre ein Zuhause finden könnten“, so Bühring am Freitag gegenüber der Volksstimme. Überlegt wird auch, eine Stiftung zu gründen, die den Zweck hat, den Erhalt der Alten Pfarre voranzutreiben.

Schräge Fußböden und ins Mauerwerk rankelnder Efeu, historische Lehmritzungen auf dem Dachboden und eine nicht minder geschichtsträchtige Feldsteinmauer sind bezeichnend für die Immoblie. Dieses Grundstück hat fast vier Jahrhunderte Möckeraner Geschichte geatmet. Entstanden ist die Alte Pfarre 1666 als Fachwerkhaus mit Lehmwänden. Sie gehört damit zu den ältesten Häusern Möckerns.

Ursprünglich war das Dach mit Rohr, später mit Stroh bedeckt, heißt es auf der kleinen Tafel am Tor zur Pfarre. Zu dem Haus gehörten einst ein Brauhaus, ein Saal, ein Walzboden zur Flachsbearbeitung ein Kornboden und ein Taubenschlag.

Seit dem Jahr 1995 steht das Gebäude leer, das 5000 Quadratmeter große Grundstück ist stark verwildert. Zu dem Fachwerkhaus gehört noch eine stark sanierungsbedürftige Scheune und Stallungen. Das Haus liegt eingefriedet durch eine Feldsteinmauer direkt neben dem Möckeraner Schlosspark. Zuletzt diente das Grundstück als Hühnergatter, Familie Waschbär ist in den Nebengelassen eingezogen.

In jüngerer Vergangenheit war versucht worden, für das Objekt einen finanzkräftigen Investor zu finden. Die evangelische Kirchengemeinde als Besitzerin hoffte lange, dass sich ein Interessent finden wird, der das Haus restaurieren und nutzen möchte. Sie selbst sah sich nicht in der Lage, aus eigener Kraft dieses Millionenobjekt anzupacken: „Der Zahn der Zeit hat doch kräftig an der Substanz genagt“, heißt es im Internetauftritt der Kirchengemeinde. Doch nur romantische Träumer wagten den Blick in das Gebäude. Schätzungen, dass hier bis zu eine halbe Million Euro investiert werden müssten, ließen die Interessenten schnell wieder abspringen.

Angesichts der räumlichen Nähe zum ebenfalls leerstehenden Stadtrichterhaus stand in Möckern auch zur Diskussion, das Ensemble insgesamt zu betrachten. Doch Käufer fanden sich lange Zeit nicht. Die Idee, das Stadtrichterhaus zu einem Seniorenwohnheim umzubauen und dazu die Stadtmauer teils zu öffnen und das Pfarrgelände mit einzubeziehen, fand vor einigen Jahren auch im Ortschaftsrat Möckern keine Mehrheit.

Offen bleibt auch nach einem Verkauf, wie künftig die vorgelagerte, ehemalige LB-Schule „Johann Traugott Weise“ genutzt werden wird.