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Pfadfinder Im Wald fürs Leben lernen

Nicht nur für Pfadfinder lernen auf dem Zeltplatz in Friedensau fürs leben - auch Schulklassen.

Von Stephen Zechendorf 29.09.2016, 13:00

Friedensau l Nein, das sind definitiv keine Pfadfinder, die derzeit auf dem Zeltplatz lagern. Erkennt man doch schon an den fehlenden „Pfadi-Kluften“. Und auch sonst verhalten sie sich anders, als die üblichen Jugendgruppen, die ständig in Friedensau bei den Pfadfinderlagern zu Gast sind. Zum Beispiel finden die Jungs und Mädels es doch ganz schön kalt hier in der Natur, besonders nachts.

Die 40 Jugendlichen, mit denen es die Zeltplatzleiterin Sabine Schorch seit Montag zu tun hat, besuchen normalerweise die Adventschule Oranienburg. Dank des Förderprogrammes „Initiative Sekundarstufe I – INISEK I“ können die Schüler der 7. bis 10. Klasse eine Woche in Friedensau verbringen. Das Programm, welches in Kooperation der Europäischen Union und dem Land Brandenburg entstand, richtet sich an Oberschulen, Gesamtschulen und Förderschulen.

Ziele des Programms sind die Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit und damit der schulischen Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler. Bei den jungen Leuten sollen Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz, Kommunikations-, Konflikt- und Kritikfähigkeit gesteigert werden. Ebenso geht es um Leistungsbereitschaft, Selbstorganisation, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Das sind alles Anforderungen, auf die Zeltplatzleiterin Sabine Schorch mit ihren Freizeitangeboten bestens eingehen kann. Etwa beim Hochseilgarten oder seinem Pendant auf niedrigerem Nineau – dem Niedrigseilgarten. Hier kommte es immer auf gegenseitiges Vertrauen und Teamgeist an. Noch mehr sogar an der Station „Pampers Pole“: Hier muss sich der Kandidat von einem acht Meter hohen Baum in die Tiefe stürzen und darauf verlassen, dass die Kameraden einen mit Hilfe eines stabilen Seils auch wirklich sichern. Konzentration wird beim Bogenschießen geübt.

Übernachtet wird in Zelten, den spartanisch eingerichteten Blockhütten des Zeltplatzes oder im neu angeschafften Planwagen. In dem nicht fahrbereiten, aus Kanada organisierten Bausatz können acht Leute schlafen. „Für viele der Jugendlichen ist diese Woche eine besondere Erfahrung. Manche haben noch nie gezeltet“, sagt die pädagogische Mitarbeiterin Dagmar Maier.

Auch die Tatsache, dass alle Jugendlichen ihre Mobiltelefone nur eine Stunde am Tag nutzen sollen, ist eine Herausforderung für die smart-moderne Generation. „Aber nach drei Tagen haben die meisten sich daran gewöhnt, ohne Smartphone unterwegs zu sein“, sagt Dagmar Maier.

Von dem Zeltplatz in Friedensau sei man begeistert. Nicht nur wegen des gemeinsamen Trägers, der Freikirche der Adventisten des siebenten Tages, wolle man künftig mehr miteinander kooperieren.

Erlebnispädagogik wird beim Team des Zeltplatzes und dem Hochseilgarten von Friedensau groß geschrieben. Angebote wie jetzt für die Oranienburger Schule werden in Friedensau schon von Grundschulen wahrgenommen. Von einem vergleichbaren Förderprogramm, wie es Brandenburg anbietet, hat Sabine Schorch bislang für Sachsen-Anhalt aber noch nicht gehört.

In der Förderperiode der Europäischen Union 2014 - 2020 stehen den am Programm „Initiative Sekundarstufe I“ teilnahmeberechtigten Schulen insgesamt fast 38 Millionen Euro für die Umsetzung des Programms zur Verfügung, heißt es auf der Internetseite des Programmes. Etwa 30 Millionen Euro kommen aus dem Europäischen Sozialfonds und weitere acht Millionen aus Landesmitteln.

Mehrzügigen Schulen und einzügigen Förderschulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Lernen“ stehen für die Durchführung von Schulprojekten je Schuljahr in der Regel 20 000 Euro zur Verfügung.

Einzügigen Schulen stehen je Schuljahr maximal 8000 Euro zur Verfügung.