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Kommunalwald Tafelsilber bringt Gewinn

880 Hektar Wald gehören dem Landkreis Jerichower Land. Trotz Baumaßnahmen und Kampfmittelbeseitigung wirft er jährlich Gewinn ab.

Von Tobias Dachenhausen 13.10.2016, 08:00

Theeßen/Stresow l Stabile Laub- und Mischwaldbestände formuliert Uwe Schmied vom Betreuungsforstamt Nedlitz als langfristiges Ziel für den Kommunalwald im Besitz des Landkreises. Derzeit besteht er zu 80 Prozent aus Kiefern. Hinzu kommen Erle und andere Weichlaubhölze und lediglich vier Prozent Eichen. „Die Kiefer kommt mit am wenigsten aus. Diese Baumart verträgt die Klimaveränderungen am besten. Es ist vielleicht nicht ganz standortgerecht, aber wir müssen schauen, was am besten wächst“, erklärt der Revierleiter den Mitgliedern des Umweltausschusses bei einer Besichtigung am Dienstagnachmittag. Noch in diesem Jahr soll eine Durchforstung, bei der abgestorbene und fehlgewachsene Bäume gefällt werden, auf einem Areal von elf Hektar durchgeführt werden. „Wir müssen schauen, dass wir retten, was zu retten ist“, sagt Schmied. Parallel dazu werden derzeit auf 3,5 Hektar Eichen herangezogen. „Diese Baumart soll hier wachsen“, betont der Revierleiter.

2005 hat das Betreuungsforstamt Nedlitz die Bewirtschaftung des Kommunalwaldes übernommen. Vor mehr als 70 Jahren ist der Wald aus dem Gutsbesitz in Stresow durch Erbe an den damaligen Landkreis übergangen. Ein 14 Jahre andauernder Rechtsstreit zwischen dem Jerichower Land und der Erbengemeinschaft nach Margarete Gaertner wurde im Dezember 2005 mit einem Vergleich beendet. In dieser Zeit wurde nicht viel im Wald gemacht. „Da ist viel Pflege auf der Strecke geblieben“, so der Revierleiter.

Mittlerweile wurden Wege errichtet, um einem vernünftigen Holztransport und der Arbeit im Wald gerecht zu werden. „Es sieht nicht unbedingt schön aus, aber es ist einfach notwendig. Eine gewisse Infrastruktur muss auch im Wald gegeben sein“, sagt der Revierleiter. Und auf 300 Hektar bei Grünthal wurden zwischen 2010 und 2015 Munition und andere Kampfmittel beräumt. Dabei schätzt der Revierleiter die Kosten zwischen 400 000 und 500 000 Euro. Insgesamt konnten zwölf Tonnen Munition geborgen werden. „Der Teil ist nun sauber. Für die Natur ist das ein riesiges Unterfangen gewesen“, ist Schmied auch ein wenig stolz.

Der Landkreis setzt beim Wald auf Nachhaltigkeit. Lediglich 75 Prozent des Zuwachses in einem Jahr werden genutzt, um den Waldbestand stetig zu erweitern. Ein Verkauf, wie er vor eineinhalb Jahren in den Ausschüssen, angestoßen von der CDU, diskutiert wurde, ist zunächst vom Tisch. Landrat Steffen Burchhardt (SPD) sprach damals schon vom „letzten Tafelsilber“. Denn der Wald gilt auch als Wirtschaftsfaktor für den Landkreis.

 „Wir machen jedes Jahr Gewinn und sind froh, dass wir dieses Land haben. Das Tafelsilber kann ich nur einmal verkaufen und warum sollten wir das tun, wenn es jährlich Gewinn abwirft“, sagt Kreisvorstand Bernd Girke. Die Zahlen belegen das: Der durchschnittliche Überschuss lag in den letzten Jahren bei 20 000 Euro. Für die nächsten Jahre plant die Verwaltung mit einem Überschuss von durchschnittlich 55 000 Euro. Unterstützung erhält Girke dabei vom Revierleiter. „Nach so einem Wald schlecken sich andere die Finger“, sagt Schmied. Holz sei eine nachhaltige Ressource, die immer wieder nachwächst. Besitzer davon seien die „Ölscheichs der Zukunft“, so Schmied. Girke: „Es ist ein Pfund, das man auf jeden Fall behalten sollte.“