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Gegen Rechts Burger gedenken Holocaust-Opfern

Gastgeber einer Gedenkveranstaltung für die Holocaust-Opfer im Burger Kino waren der Runde Tisch gegen Rechts sowie der Weitblick-Verein.

Von Martin Anselm 30.01.2017, 06:30

Burg l Mit einer ökumenischen Andacht wurde den Opfern des Holocaust gedacht. Die Veranstalter zeigten anschließend den Film „Zug des Lebens“.

Seit 1996 ist der 27. Januar in der Bundesrepublik ein gesetzlich verankerter Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. An ein weiteres Datum erinnert Ursula Patté von der Evangelisch-Reformierten Petrigemeinde Burg: Vor 75 Jahren, am 20. Januar 1942, versammelten sich 15 Vertreter der obersten Reichs- und Parteibehörden des NS-Regimes in einer Villa am Berliner Wannsee zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“. Gastgeber war Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes. Protokollführer war Adolf Eichmann. Einziger Tagesordnungspunkt war die „Besprechung über die Endlösung der Judenfrage“. Das Wannsee-Protokoll gilt als Schlüsseldokument für den Wahnsinn, alle Juden in Europa vernichten zu wollen. „Wir möchten heute der Opfer gedenken und mahnen, dass nie mehr sein darf, was doch geschehen ist“, sagte Ursula Pattè. Einen Text aus dem fünften Buch Mose las Pfarrer Peter Gümbel: „Denke daran, was dir die Amalekiter taten auf dem Wege, als ihr aus Ägypten zogt: Wie sie dich unterwegs angriffen und deine Nachzügler erschlugen, alle die Schwachen, die hinter dir zurückgeblieben waren, als du müde und matt warst, und wie sie Gott nicht fürchteten. Du sollst die Erinnerung an Amalek austilgen unter dem Himmel. Das vergiss nicht!“ Diese biblische Geschichte gilt heute als eine Art Chiffre für den Feind Israels schlechthin.

Das Gebot der göttlichen Anweisung, die Erinnerung an Amalek zu tilgen, ist eine kollektive Mizwa (Verordnung).

„Es geht hier um unsere eigene Geschichte. Sich erinnern, um zu vergessen, wie soll das gehen?“, fragte Pfarrer Jürgen van Wieren von der St. Petri-Gemeinde. Er gab eine Antwort: Vergessen lässt sich diese verheerende Macht nur, wenn sie keine Bedrohung mehr darstellt, wenn endgültig sicher ist, dass sie niemals mehr neuen Zuwachs erhält, niemals mehr Menschen entwürdigen und zerstören kann. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Erinnerung wach bleiben.“ In seiner Andacht sagte von Wieren auch: „Wie man auch hier in unserer Stadt, in Burg, Menschen ausgegrenzt hat, sie bespuckt hat, sie schikaniert hat, sie denunziert hat und den Nazischergen ausgeliefert hat, die sie ins KZ brachten. Aber diese Erinnerung dient nicht dazu, das vergangene Grauen immer wieder zu beschwören und uns ein schlechtes Gewissen zu machen, sie soll uns gerade nicht in der Rückschau auf das Entsetzen festhalten. Diese Erinnerung soll dem Leben und der Zukunft dienen.“

Anschließend wurde die israelisch-französisch-belgisch-niederländisch-rumänische Film-Produktion „Zug des Lebens“ von Radu Mihăileanu aus dem Jahr 1998 auf der Burger Kino-Leinwand gezeigt. Diese Tragikomödie spielt im Jahr 1941. Als die jüdische Gemeinde eines kleinen Dorfes in Rumänien die Nachricht erhält, dass die Nazis immer weiter vorrücken.