Reimann-Geburtshaus Abriss-Uhr tickt

Mit dem Brigitte-Reimann-Geburtshaus könnte bald ein weiteres Baudenkmal aus dem Burger Stadtbild verschwinden.

Von Steffen Reichel 18.02.2017, 00:01

Burg l Wie Landkreis-Vorstand Bernd Girke der Volksstimme sagte, habe eine kürzliche Begehung der Objekte Bahnhofstraße 5 (Brigitte-Reimann-Geburtshaus) und 6 ergeben, dass an beiden, seit Jahren leerstehenden Gebäuden, die an der Laufstrecke der Laga 2018 stehen, dringend Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Die Begehung habe auch ergeben, dass der Seitenflügel des Hauses Nummer 6 inzwischen derart desolat und einsturzgefährdet ist, dass hier dringend gehandelt werden muss. Der Abriss des Seitenflügels auf Veranlassung des Landkreises soll, so Girke weiter, in zwei bis vier Wochen erfolgen. Girke stellte klar, dass ein Abriss der Vordergebäude Nummer 5 und 6 aktuell nicht auf der Tagesordnung steht, dieser sich wohl aber abzeichnen würde, wenn in den nächsten Monaten oder Jahren trotz Sicherungsmaßnahmen die Standsicherheit der Objekte nicht mehr gegeben sein könnte. „Wir werden darum die Objekte im Auge behalten und den Zustand regelmäßig kontrollieren“, so der Landkreis-Vorstand.

Da somit ein kurz- oder mittelfristiger Abriss des Brigitte-Reimann-Geburtshauses nicht ausgeschlossen ist, warnen der Burger Kulturstammtisch und die Brigitte-Reimann-Gesellschaft vor dem Verlust des für die Brigitte-Reimann-Erbepflege authentischen Ortes. „Wenn es durch eine Notsicherung noch eine Galgenfrist für das Brigitte-Reimann-Geburtshaus gibt, ist noch genug Zeit, ein tragfähiges Nutzungskonzept für das Haus zu erarbeiten und eine Sanierung anzuschieben“, so Dominik Patté, Sprecher des Kulturstammtischs.

Roland Stauf, Vorstandsmitglied der Brigitte-Reimann-Gesellschaft Neubrandenburg, hat Angst, dass das Brigitte-Reimann-Geburtshaus wie die „Scharfe Ecke“ über Nacht aus dem Burger Stadtbild verschwinden könnte. Deshalb hat sich Stauf im Namen der Reimann-Gesellschaft auch an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gewandt und um Hilfe bei der Rettung des Reimann-Geburtshauses gebeten. Haseloff hatte sich in der Vergangenheit als Fan der Burger Schriftstellerin zu erkennen gegeben.

Die bisherigen Ideen, das Brigitte-Reimann-Geburtshaus als Kulturzentrum zu nutzen bzw. zusammen mit dem Nachbargebäude zu einem Embrace-Hotel umzubauen, seien, so der Burger Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD), aus finanziellen Gründen inzwischen vom Tisch. Der für ihn letzte Strohhalm, „nachdem wir alles, was möglich erscheint, abgeklopft haben“, seien in den nächsten Wochen Gespräche mit Vertretern eines Immobilien-Investors, denen Rehbaum die beiden Häuser als Sanierungsobjekte schmackhaft machen will. So werde das Jahr 2017 über die Zukunft des Brigitte-Reimannn-Geburtshauses entscheiden, so Rehbaum.

Bei den Investorengesprächen wäre dann auch wieder der Landkreis mit im Boot, der sagen muss, was geht und was nicht. „Wenn tatsächlich ein Projekt zustande kommt, finden wir auch einen Weg, dieses umzusetzen“, unterstreicht Bernd Girke. Eventuelle „denkmalrechtliche Probleme“ ließen sich lösen, ist der Landkreis-Vorstand überzeugt.