1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Burger Schule trauert

Badeunfall Burger Schule trauert

Ein 16-jähriger Schüler der Diesterweg-Schule in Burg ertrank im Parchauer See. Seine Mitschüler trauern.

Von Petra Waschescio 27.06.2017, 23:01

Burg l Warum ist Abdul ertrunken? Diese ist nur eine von vielen offenen Fragen, mit denen die Mitschüler des 16-jährigen Flüchtlings aus Afghanistan in die Ferien gegangen sind. Aber noch gibt es keine offiziellen Ergebnisse der Obduktion des Jungen, der auf der Flucht seine Eltern verlor und der zuletzt in der Rolandmühle gelebt hat. Starb er im See, weil er nicht schwimmen konnte oder weil er krank war?

„Die Ungewissheit nagt an den Kindern“, sagt Katrin Lehmann. Sie ist Vorsitzende des Schulelternrates und hat die Folgen des Unglücks für die Mitschüler hautnah miterlebt - ihre eigene Tochter geht in die Klasse, in der auch Abdul war. Auch die Ungewissheit, ob sie in den Ferien erfahren, wann und wo ihr Freund und Mitschüler beerdigt wird, quäle die Jugendlichen, sagt Katrin Lehmann. „Für sie wäre es wenigstens ein Abschluss.“

Und um ihre Klassenlehrerin sorgen sich die Jugendlichen. Auch da Ungewissheit und Angst, dass sie nach diesem tragischen Unglück nicht wiederkommen könnte. Nach vielen Übergangslösungen, hänge die Klasse sehr an der neuen Lehrerin, sagt Lehmann.

Nach der Zeugnisausgabe am Freitag sind die Jugendlichen noch einmal gemeinsam zum See geradelt - so, wie beim Klassenausflug am vorigen Dienstag, um Abschied zu nehmen und an ihren Mitschüler zu denken. Leicht falle das den Kindern nicht, sagt Katrin Lehmann. Der See wird noch lange ein Ort des Schreckens bleiben. Baden wollen die Schüler dort vorerst nicht, manche gingen im Moment gar nicht ins Wasser. „Sie haben die Bilder vom Unglückstag im Kopf, sie fragen sich, warum sie nicht hatten helfen können“, so Lehmann.

In der Schule haben die Klassenkameraden Fotos von Abdul ausgedruckt und einen kleinen Gedenkort aufgebaut. Auch dort können die Mitschüler an ihn denken und Abschied nehmen.

Von Seiten der Schule seien Jugendliche und Eltern gut betreut worden. „Wir bekamen einen Elternbrief mit Tipps, wie wir uns verhalten können. Ich wusste, wenn ich Fragen hätte, könnte ich mich an die Schule wenden. Ich habe mich nicht allein gefühlt“, sagt Katrin Lehmann. Seelsorger und eine Psychologin hätten sich um die Schülerinnen und Schüler gekümmert. Gerade die Gespräche in kleinen Gruppen mit der Psychologin hätten den Jugendlichen geholfen, erzählt Katrin Lehmann.

Großes Mitgefühl gebe es insbesondere für die anderen jungen Flüchtlinge aus der Klasse, die in der Rolandmühle leben. Sie müssen das Unglück verkraften, ohne die Unterstützung ihrer Familie. „Wir hoffen, dass in dem Heim geschultes Personal ist und die Jugendlichen Vertrauen zu den Betreuern haben, denn zum Reden braucht man Vertrauen. Aber egal, wie es in dem Heim ist, ein Heim ist nicht zu Hause“, sagt Katrin Lehmann.

Einige der jungen Flüchtlinge sollen nach Informationen der Volksstimme gemeinsam mit weiteren Freunden an der Schule für Aufregung nach dem Tod des 16-jährigen Afghanen gesorgt haben. Mittwoch und Donnerstag der vergangenen Woche sollen sie vor der Schule erschienen sein und die Herausgabe des Leichnams verlangt haben. Nach muslimischem Brauch sollen Tote möglichst schnell, am besten noch am selben Tag, beerdigt werden. Auch eine Autopsie ist nur unter bestimmten Voraussetzungen akzeptiert. Am Freitag soll aber alles wieder ruhig gewesen sein.

Die Polizei geht davon aus, dass in den nächsten Tagen die Ergebnisse der Autopsie vorliegen.