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Bestattung Letzte Ruhe unterm Baum

Etwa 240 Bestattungen finden jährlich auf dem Burger Ostfriedhof statt. Dabei erfahren alternative Formen immer mehr Zuspruch.

Von Mario Kraus 07.04.2017, 06:00

Burg l Familie Müller (Name geändert) aus Burg hat einen Verlust zu beklagen. Der Großvater ist im gesegneten Alter von 94 Jahren ohne große Leidphase im Kreise seiner Lieben verstorben. Schon zu Lebzeiten hatte er verfügt, seine letzte Ruhe unter einem Baum zu finden. Das war für ihn als Naturfreund eine Selbstverständlichkeit. Und auch deshalb, weil die Angehörigen, die zum Teil hunderte Kilometer außerhalb des Jerichower Landes wohnen, nicht noch mit aufwendiger Pflege belastet werden sollen.

Der Wunsch wurde erfüllt, die Urne unter einer Eiche auf dem 14 Hektar großen Friedhof eingelassen. Doch die Familie empfand den Friedhofsplatz nach einiger Zeit als zu trist und wohl nicht schön genug. Und so entstand nach und nach ein kleines Grab mit Bepflanzung. „Das allerdings ist zuviel des Guten und entspricht nicht den Vorgaben für solche Bestattungen“, erläutert Liane Ziemert von der Stadtverwaltung. Natürlich könne eine Blume niedergelegt werden, aber Grabgestaltungen seien nicht erlaubt. Und für Mitarbeiter des Bauhofes, die den Rasen pflegen, werde die Arbeit auf diese Weise erschwert, sagt Wieland Günther.

Auch auf der Urnengemeinschaft, wo die Urnen anonym bestattet werden, beobachte die Stadt zuweilen eine ähnliche Entwicklung. „Wer sind für eine anonyme Bestattung entschiedet, sollte sich vorher informieren, welche Trauerbezugspunkte es gibt und was auf der Fläche möglich ist und nicht“, sagt Liane Ziemert.

Insgesamt setzen sich auch in Burg die Urnenbestattungen immer mehr durch. Das heißt: Ein Großteil der Friedhofsfläche ist ungenutzt beziehungsweise steht beispielsweise als Parkanlage für Baumbestattungen zur Verfügung. „Wobei es auch möglich ist, einen Baum der Wahl pflanzen zu lassen“, so Günther. Erst vor Kurzem wurden wieder 25 stattliche, sieben- bis achtjährige Jungbäume als Ersatzmaßnahme für den BBC-Parkplatzbau in die Erde gesetzt, darunter Kornellkirsche, Birken und Ahorn, die den „Waldfriedhof“ ergänzen und auch vergrößern.

Beim genauen Hinsehen fallen bei einem Spaziergang blaue und rote Schilder an stattlichen Bäumen ins Auge. Sie zeigen, welche Art der Beisetzung möglich ist. Während die Partnerbäume (rot) für die Urnen der Ehepartner und zusätzlich zwei Urnen reserviert sind, werden an Gemeinschaftsbäumen (blau) acht Urnen in die Erde gelassen. Im Umfeld der Baumgrabstätte können kleine Grabtafeln (30 mal 40 Zentimeter) oberflächengleich eingelegt werden.