1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Betroffen, aber jetzt erst recht

Borussia Dortmund Betroffen, aber jetzt erst recht

Nach dem Anschlag auf ihren Lieblingsverein halten Genthiner Fans noch fester zu Borussia Dortmund.

Von Tobias Dachenhausen 15.04.2017, 12:00

Genthin/Dortmund l Am Dienstag musste das Viertelfinale in der Champions League zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco abgesagt werden. Der Mannschaftsbus der Dortmunder wurde mit Sprengsätzen angegriffen, ein Spieler verletzt. Fünf Mitglieder des Fanclubs BVB-Freunde Genthin waren am Stadion, als die Nachricht eintraf.

„Wir waren vor dem Stadion und keiner wusste so richtig, was los war“, erinnert sich Martin Sidorr. Seine Freunde und er wurden misstrauisch, als sie die Spieler Marcel Schmelzer, Marco Reus und Shinji Kagawa vom Parkplatz haben fahren sehen. Dann machte relativ schnell der Buschfunk die Runde. „Jeder telefonierte, schaute in Netzwerken nach und man hat immer mehr Informationen zu dem Vorfall bekommen“, sagt der BVB-Fan und spricht von einer „eigenartigen Betroffenheit“ unter den Tausenden, die vor dem Stadion standen.

Letzte Gewissheit, dass das Spiel dann abgesagt werden würde, bekamen die Fanclub-Mitglieder im Stadion. Für Martin Sidorr ging es dann mit einem Kumpel nach Hause in die Nähe von Hannover. „Normalerweise quatschen wir viel auf der Fahrt, aber am Dienstag saßen wir einfach nur geknickt und betroffen im Auto“, macht er deutlich.

Als es dann am Mittwoch erneut zum Spiel ging, schaute Sidorr dem einen oder anderen doch etwas genauer ins Gesicht. „Es war schon ein mulmiges Gefühl wieder zum Stadion zu fahren“, macht er im Gespräch mit der Volksstimme deutlich. Aber das Fanherz wollte den BVB zum Sieg treiben, nach dem Motto „Jetzt erst recht“. Zum Erfolg hat es jedoch nicht gereicht. Dortmund verlor das Spiel gegen Monaco am Mittwoch mit 2:3.

Drei Sprengsätze waren am Dienstagabend in der Nähe des Mannschaftsbusses von Borussia Dortmund explodiert. Dabei wurden der Spieler Marc Bartra und ein Polizist verletzt, das Viertelfinale in der Champions League gegen den AS Monaco in dessen Folge auf Mittwoch verlegt. Die Ermittler suchen weiter nach Erklärungen und Verantwortlichen für die Tat. Sie sind sich nicht sicher, ob es einen islamistischen Hintergrund gibt. Die Behörden schließen nicht aus, dass gewaltbereite Fußballfans, Rechtsextreme oder Erpresser verantwortlich sein könnten.

Dennoch lobt Martin Sidorr von den BVB-Freunden Genthin seine Mannschaft. „Nach so einer Erfahrung rauszugehen und einfach zu spielen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Das haben sie super gemacht.“ Trotz der engen Terminlage im internationalen Fußballkalender hätte der Fan eine Pause von einer Woche für gut gehalten. „Nach so einem einschneidenden Erlebnis ist man doch normalerweise völlig von der Rolle“, sagt Martin Sidorr.