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Bundesforst Von Beruf Naturbursche

Wer Forstwirt werden will, muss lieber draußen sein als drinnen. Dieser Tage suchen die Bundesfort-Azubis in Altengrabow nach Kokons.

Von Franziska Ellrich 18.01.2017, 00:01

Altengrabow/Dörnitz l Nicht einmal einen Zentimeter groß sind die Kokons und Puppen nach denen die Forstwirt-Azubis im Wald suchen. Philipp Noa, Marc-Oliver Rieß und Felix Herrmann sind die Neuen beim Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt. 100 Tage des ersten Lehrjahres liegen hinter ihnen – die drei jungen Männer haben ihre ersten Bäume gefällt, Zäune gebaut und in der Theorie verschiedene Pflanzverfahren durchgespielt.

Jetzt hocken Philipp, Marc-Oliver und Felix konzentriert auf dem Waldboden, zwischen Kiefern auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow. Sorgfältig durchwühlen sie auf einer abgestecken Fläche von einem viertel Quadratmeter die obere Bodenschicht. Sobald jemand einen kleinen schwarzen Hohlkörper entdeckt, steigt die Aufregung. Könnte das der Kokon einer Kiefernbuschhornblattwespe sein?

Der Ausbilder wirft sofort einen geschulten Blick darauf. Das Urteil von Forstwirtschaftsmeister Tobias Fechner fällt negativ aus. Was in diesem Fall gut ist. Denn die angehenden Forstwirte wollen mit ihrer Suche auf den zehn abgesteckten Stücken, zur Hälfte direkt am Stamm der Kiefern, zur anderen Hälfte ein Stück entfernt, feststellen, ob im anstehenden Jahr den Bäumen ein Befall droht. Dafür werden alle gefundenen Puppen von Faltern oder Kokons an die Forstliche Versuchsanstalt geschickt. Dort wird dann geprüft, wie hoch die Gefahr für einen Befall der Kiefern ist.

Der Forstwirtschaftsmeister erklärt: Gesucht werden muss im Winter, weil nach dem ersten Frost würden sich die eingepuppten Insekten in den Boden fallen lassen, um dort zu überwintern. Sollten die Wissenschaftler eine für die Kiefern gefährliche Prognose stellen, muss noch einmal gesucht werden. Bevor dann im Frühjahr über eine Bekämpfung der Schädlinge mit Gift entschieden wird. „Aber bisher hatten wir in unserer Ecke keine großen Probleme“, sagt Tobias Fechner.

Das Haupteinsatzgebiet der Bundesforst-Azubis befindet sich auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow. Dort hat Revierleiter Klaus-Dieter Doerks die Verantwortung. Er hat im Blick, was erledigt werden muss und macht die Arbeitsaufträge fertig. Zum Beispiel, wenn ein Baum gefällt werden muss. Felix Herrmann weiß schon genau, was man als Forstwirt beachten muss, wenn es sich dabei um einen faulen Baum handelt. „Man braucht dann unbedingt zur Sicherheit ein Halteband, damit der Baum in die richtige Richtung fällt“, erklärt der 17-Jährige.

Einen Ersthelfer-Kurs haben die Jungs bereits abgelegt, gearbeitet wird immer im Team. „Alleine ist man nichts im Wald“, sagt Tobias Fechner. Wie kommt man eigentlich auf den Beruf Forstwirt? Felix hat auf der Berufsinformationsmesse von der Ausbildung erfahren. Und bereut seine Entscheidung nicht. „Anfangs hatte ich ein bisschen mit der Kondition zu tun, aber dafür machen wir ja einmal pro Woche Sport“, sagt Felix Herrmann.

Bei dessen neuen Kollegen Marc-Oliver Rieß stand die Entscheidung zum Forstwirt schon lange fest. „Zwei meiner Onkel arbeiten mit Holz, dadurch hatte ich schon früh eine Kettensäge in der Hand“, erinnert sich der 16-Jährige. Was ihm besonders an dem Job gefällt: „Man ist den ganzen Tag draußen und hat viel mit der Natur zu tun.“

Genau das ist es auch, was Philipp Noa an der Ausbildung gereizt hat. Der Quedlinburger interessiert sich für das Wetter und verbringt viel Zeit in der Natur, um Wetterwerte aufzuzeichnen. Wenn der 18-jährige Abiturient zum Forstwirt ausgebildet ist, will er Ranger im Nationalpark Harz werden. Forstdirektor Rainer Aumann stellt den Azubis allerdings auch gute Berufschancen beim Bundesforstbetrieb in Aussicht. „In einem relativ kurzen Zeitraum werden viele Forstwirte in Rente gehen“, erklärt Aumann. Und macht deutlich: „Wir werden immer eigenes Personal brauchen.“ Denn die Bundesforst ist nicht nur Dienstleister für die Bundeswehr, sondern kümmert sich unter anderem auch um die Verkehrssicherung. Das heißt: Behindern Bäume zum Beispiel an der Autobahn, sind die Forstwirte zur Stelle.

Wer sich für eine Ausbildung zum Forstwirt beim Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt interessiert, kann noch bis zum 15. Februar seine Bewerbung an die Adresse Steinberge 2 in 39517 Burgstall, OT Dolle, senden.