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Einstein-Schule Die Fassade bröckelt

Ein Jahrzehnt nach der Sanierung der Einstein-Grundschule in Burg häufen sich die Schäden an dem Gebäude.

Von Juliane Just 05.07.2016, 07:00

Burg l Feuchte Wände, abgeplatzte Fliesen, brechende Fensterscheiben, meterlange Risse an der Decke – die Liste der Mängel, die Schulleiterin Andrea Golz der Stadt in regelmäßigen Abständen meldet, ist in den vergangenen Jahren immer länger geworden. Dabei wurde die städtische Schule erst im Jahr 2006 grundlegend saniert. Doch wie sollen die Schüler künftig unterrichtet werden, wenn es an allen Ecken klemmt?

Die Architekten Ulrich Kirchner und Burkhard Przyborowski erhielten für die Neugestaltung des DDR-Baus Typ Erfurt einen Architekturpreis. Zehn Jahre später kann man darüber nur den Kopf schütteln. „Das Gebäude ist vielleicht äußerlich verschönert worden. Bautechnisch gesehen liegt einiges im Argen“, sagt Peter May, Hochbauingenieur der Stadt. Er sieht sich die Mängel regelmäßig an und urteilt über weitere Schritte.

Die Schäden ziehen sich durch alle Etagen des Schulgebäudes. Der Zugang zum Sportraum steht nach Regengüssen oftmals unter Wasser. Die Wände im Kellergeschoss sind feucht. „Dann läuft das Regenwasser wirklich an den Wänden herunter“, berichtet Andrea Golz. Gelb-graue Flecken an den Wänden sowie mehrere klaffende Löcher sind die Folge. Hier soll nun Abhilfe geschaffen werden, in dem das Wasser in den Außenbereich geleitet wird. Dafür muss eine Wand aufgerissen werden, um das Wasser abzuleiten.

In den Treppenhäusern geht das Malheur weiter. Die Bodenfliesen splittern aus unerfindlichen Gründen ab. Dabei wurden die Aufgänge bereits neu gefliest, da dieser Schaden schon einmal auftrat. „Nun geht es hier wieder von vorn los“, so die Schulleiterin. „Man ist mit einer Baustelle fertig, da reißt eine alte wieder auf.“

Im Erdgeschoss angekommen, sollten die Schritte nicht zu schnell werden. Es herrscht Rutschgefahr. Der Boden wird in Verbindung mit Sand unter den Schuhen zu einer spiegelglatten Fläche. „Nach mehreren Unfällen mit Verletzungen mussten wir etwas dagegen tun“, sagt Golz. Nun wird der Boden in den Ferien gereinigt und eine Lasur aufgetragen, die das Rutschen verhindern soll. Außerdem werden im Außenbereich Gitter verlegt, die den gröbsten Sand der kleinen Schuhe auffangen.

Sicherheitsabstand zu den Fenstern ist außerdem angemessen, denn sie splittern ohne ersichtlichen Grund. „Ich saß im Büro, als es plötzlich hinter mir krachte. Die Scheibe war gerissen“, erzählt Andrea Golz. Grund dafür ist ein weiterer Baumängel. „Die Schrauben der Fensterrahmen drehen sich selbstständig heraus. Irgendwann wird der Druck auf die Scheibe zu groß und sie reißt“, erklärt May. Außer die Schrauben nach Ausbau der betroffenen Scheiben neu zu befestigen, gibt es auch hier keine langfristige Lösung.

Im zweiten Geschoss angekommen, ziehen sich meterlange Risse an der Decke entlang. In allen elf Klassenzimmern sowie allen anderen Räumen sind diese Rissbildungen aufgetaucht. „Bereits vor zwei Jahren haben wir sogenannte Gipsmarken angebracht“, berichtet May. Die Gipsmarken werden auf den Riss aufgetragen und über einen längeren Zeitraum beobachtet. Dadurch kann überprüft werden, ob das Bauwerk noch „arbeitet“. Dadurch bleiben jedoch auch Malerarbeiten, die vorgenommen werden sollten, auf der Strecke.

Im dritten Stock angekommen, hat man den besten Blick über das offene Foyer der Grundschule. Von hier sieht man auch den Fleck an der Decke, von dem es bei Regenwetter in das Foyer tropft. Das Zusammenspiel von altem und neuem Bauwerk funktioniert auch an dieser Stelle nicht. „Das Gebäude kommt einfach nicht zur Ruhe. Ich bin nicht nur Schul-, sondern auch Baustellenleiterin“, so Golz.

Drei Millionen Euro wurden in die Sanierung der Grundschule gesteckt. Da der Gemeinde nur begrenzt Mittel zur Verfügung standen, wurde die ursprüngliche Summe von vier Millionen Euro heruntergesetzt. Die Folgen sind nun offensichtlich. Das Gebäude ist laut May jedoch stabil.

Neben der schier endlosen Liste der Baumängel hat die Schulleitung noch ein Ärgernis außerhalb des Gebäudes: die Fußballanlage auf dem hauseigenen Sportplatz. Die Wände sind beschmiert, der Kunstrasen an einigen Stellen angebrannt, die Netze zerschnitten. „Abends und am Wochenende springen Jugendliche über den Zaun, spielen Fußball und verwüsten hier alles“, so Golz. Mehrmals habe sie die jungen Leute darauf hingewiesen, dass dieser Platz Schuleigentum ist. „Wenn sie bei uns um Erlaubnis fragen und sich ordentlich verhalten würden, wäre das kein Problem“, sagt sie. Inzwischen hat die Schule eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet.

Doch wie soll es in den kommenden Jahren in der Einstein-Grundschule weitergehen? „Vorrang haben Mängel, welche die Sicherheit der Schüler gefährden“, so Ulf Petermann, Sachgebietsleiter Liegenschafts- und Gebäudemanagement der Stadt. Alle anderen Schäden werden nach einer Prioritätenliste abgearbeitet.

Wann und ob die Mängel jedoch komplett beseitigt werden können, weiß niemand. „Es bleibt zu hoffen, dass sich nicht noch mehr Baumängel auftun“, so Golz. Sie versichert, dass keiner der Schüler in Gefahr ist. Die Grundschule Albert Einstein bleibe ein Ort des Lernens, auch wenn der Putz von den Wänden bröckelt.