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Finzelberg-ProzessAuf der Suche nach Handys und Hochsitz

Wenn die Verteidiger im Finzelberg-Prozess den Kronzeugen zu einem Lügner erklären und die Staatsanwaltschaft den Gegenbeweis antritt.

Von Franziska Ellrich 16.02.2017, 06:00

Magdeburg/Genthin l Mehrere Mobiltelefone, darunter ein hochwertiges Blackberry, will Uwe S. dem Ex-Landrat Lothar Finzelberg geschenkt haben. Um ihn zu bestechen. Unter anderem das erklärte der Kronzeuge in einer seiner Vernehmungen gegenüber den Ermittlern. Uwe S. belastete den ehemaligen Landrat schwer. Mehrfach habe er Finzelberg mehrere zehntausend Euro übergeben. Das Geld sei von einem der damaligen Tongrubenbetreiber gekommen.

Laut Anklage soll der Ex-Landrat dafür Einfluss auf die Genehmigungsverfahren in Sachen Müllverfüllung in den Tongruben genommen haben. Mit dem schädlichen Müll in den Gruben hat die heute insolvente Sporkenbach Ziegelei Millionen-Umsätze eingefahren.

Der Mann, von dem das Geld gekommen sein soll, sitzt seit Montag nicht mehr mit auf der Anklagebank. Er ist zu krank und bekommt seinen eigenen Prozess. Nach 46 Verhandlungstagen geht es jetzt nur noch um ein Urteil für Finzelberg - wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung. Finzelberg bestreitet die Vorwürfe. Seine Anwälte versuchen seit Beginn des Prozesses den Kronzeugen Uwe S. als einen Lügner zu entlarven. Immer wieder stellen sie seine Glaubwürdigkeit infrage.

Für Uwe S. waren die Vorwürfe gegenüber Finzelberg nicht ganz folgenlos. Der mehrfach wegen Subventionsbetrug und Brandstiftung verurteilte Ex-Autohausbesitzer musste deswegen nur die Hälfte seiner eigentlichen Haftstrafe in Höhe von sieben Jahren absitzen.

Und nicht Uwe S. Auch ein Mitarbeiter der Telefonfirma musste in den Zeugenstand. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters erklärte dieser: Vor allem in der Führungsebene würden in Behörden die Mitarbeiter mit Blackberrys ausgestattet, weil diese Telefone besonders sicher seien.

Zurück zu den Handys: Bereits an einem der vergangenen Verhandlungstage wiesen Finzelbergs Anwälte auf einen Vermerk in den Akten hin. Ein Polizist sei der Aussage von Uwe S. nachgegangen und habe bei einem Burger Telefonladen, aus dem die Geräte gekommen sein sollen, nachgehakt. Und genau dieser Kriminalbeamte wurde am Montag als Zeuge gehört. Seine Erinnerung: Sowohl die Telefon- als auch die Gerätenummer von dem bei Finzelberg gefundenen Blackberry wurden abgeglichen. Mit dem Ergebnis: Das Telefon stamme aus einem Vertrag, den der Landkreis mit der Telefonfirma abgeschlossen hatte.

Geht es nach Finzelberg und seinen Verteidigern wäre damit erneut ein Beweis erbracht, dass Uwe S. in seiner Aussage gelogen hat.

So auch in puncto Geldübergabe auf einem Hochsitz? Das zumindest behauptet man auf der Anklagebank. Dort hat Finzelberg bereits am vergangenen Verhandlungstag auf ein Schreiben des Obmanns der Jagdpächtergemeinschaft Mützel hingewiesen. Darin heißt es: In der unmittelbaren Nähe des Wohnhauses von Lothar Finzelberg habe es zwischen 2005 und 2008 nie einen Hochsitz gegeben. Jedoch will der Kronzeuge seiner Aussage zufolge genau in diesem Zeitraum auf einem Hochsitz in der Nähe von Finzelbergs Grundstück dem damaligen Landrat mehrere zehntausend Euro übergeben haben.

Die Oberstaatsanwältin widersprach und verwies auf Fotoaufnahmen. Diese Bilder hat man sich am Montag vor Gericht angesehen. Finzelberg erklärt dabei wiederholt gegenüber dem Gericht: „Sehen Sie hier einen Hochsitz? Ich sehe nur ein Baumhaus einen Meter über dem Boden.“ Und weiter: Vielleicht würde ein „Stadtmensch“ dabei von einem Hochsitz sprechen. Jedoch niemals ein „aktiver Jäger“. Und genau das sei Uwe S. seit 1996 gewesen.

Der Prozess gegen Finzelberg wird am Donnerstag, 23. Februar, um 9.30 Uhr vor dem Magdeburger Landgericht fortgesetzt.