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Finzelberg-Prozess Zeuge: „Das ist kein Hochsitz“

Der Prozess gegen Ex-Landrat Lothar Finzelberg (Jerichower Land) scheint sich in Details zu verlieren. Jetzt sind Plädoyers angekündigt.

Von Franziska Ellrich 25.02.2017, 00:01

Magdeburg/Hüttermühle l Auf einem Hochsitz in der Nähe von Lothar Finzelbergs Grundstück will Uwe S. dem damaligen Landrat mehrere zehntausend Euro übergeben haben. In einem Schreiben des Obmanns der Jagdpächtergemeinschaft Mützel heißt es aber: In der unmittelbaren Nähe des Wohnhauses von Lothar Finzelberg habe es zwischen 2005 und 2008 nie einen Hochsitz gegeben. Am Donnerstag sagte der Obmann als Zeuge vor Gericht aus.

Laut Anklage soll der Ex-Landrat gegen Geldzahlungen Einfluss auf die Genehmigungsverfahren in Sachen Müllverfüllung in den Tongruben Möckern und Vehlitz genommen haben. Finzelberg werden Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Der Ex-Landrat bestreitet die Vorwürfe. Seine Anwälte versuchen seit Beginn des Prozesses den Kronzeugen Uwe S. als einen Lügner zu entlarven. Immer wieder stellen sie seine Glaubwürdigkeit in Frage.

Der Zeuge sagte aus, dass Finzelberg im Januar 2017 ihn gebeten habe, eine Karte mit allen Hochsitzen in unmittelbarer Umgebung seines Wohnsitzes zu erstellen. Das war ihm zu diesem Zeitpunkt nicht möglich gewesen, zwei Tage später hat er dann die entsprechende Erklärung verfasst. Um sich abzusichern, habe es am Dienstag eine Pächterversammlung gegeben. „Dort waren auch ältere Jäger mit anwesend. Aber alle waren sich einig, dass unmittelbar neben dem befriedeten Jagdgebiet keine Hochsitze aufgestellt worden sind“, so der Obmann vor Gericht. Daraufhin habe die Pächtergemeinschaft gemeinsam eine Karte mit allen Hochsitzen in der Umgebung des Grundstückes erstellt, die er dem Gericht zeigte. „Ich bin den Weg mit meinem Transporter abgefahren. Die nächste Kanzel ist um die 300 Meter weg“, so der Zeuge.

Auch ihm wurden Bilder gezeigt, die im Rahmen der Ermittlungen aufgenommen wurden. „Das ist kein Hochsitz“, sagte der Zeuge sofort. Und bestätigte damit den Ex-Landrat. „Sehen Sie hier einen Hochsitz? Ich sehe nur ein Baumhaus einen Meter über dem Boden“, sagte er in einer vergangenen Verhandlung. Hochsitze müssten bestimmten gesetzlichen Vorschriften entsprechen, betonte der Obmann. Dazu zähle unter anderem eine Mindestpodesthöhe der Kanzel von drei Metern.

Der bestens vorbereitete Zeuge konnte sich anhand seines Terminkalenders daran erinnern, dass er sich mit Finzelberg im Februar 2008 getroffen habe. Dabei ging es unter anderem auch um eine Baumhauserrichtung. „Zu diesem Termin stand das, was auf den Bildern zu sehen ist, noch nicht“, machte der Zeuge deutlich.

Nach über 50 Verhandlungstagen scheint sich der Prozess nun dem Ende zu nähern. Der Vorsitzende Richter Gerhard Köneke hat am Donnerstag die Beweisaufnahme geschlossen. Staatsanwaltschaft und Verteidigung sollen am 9. März ihre Plädoyers halten.