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Führung Rundweg soll zu Reimann-Orten führen

Der Kulturstammtisch Burg will einen literarisch-biografischen Reimann-Stadtrundgang etablieren.

Von Steffen Reichel 21.07.2017, 01:01

Burg l Lebte sie noch, könnte sie am heutigen 21. Juli ihren 84. Geburtstag feiern: Brigitte Reimann, 1933 in Burg geboren und im Alter von nur 39 Jahren 1973 in einer Berliner Klinik an Krebs gestorben.

Der frühe Tod machte die junge Autorin zu einer Ikone. Sie lebte ungewöhnlich und schrieb leidenschaftlich. Erzählungen, Romane, Hörspiele, Drehbücher und daneben Tagebücher – nicht zur Veröffentlichung bestimmt.

Ein großer Teil ihres späten Nachruhmes beruht auf diesen Zeugnissen ihres kurzen, intensiv geführten Lebens. Sie war für die damalige Zeit eine aufmüpfige, rastlose Frau - und voller Schaffenskraft.

Die Kleinstadt wurde der jungen Brigitte Reimann schnell zu klein. Sie beschreibt in einem ihrer Texte das Burg der 1950er Jahre. „Mit 20 liebt man die Romantik verschlafener Kleinstädte nicht.“

Reimann schaut hinter die grauen Fassaden. Die Altstadt vergleicht sie - aus dem Blickwinkel eines Reisenden - mit den verschlungenen Gassen von Neapel. „Sie reizen das Malerauge“, fällt ihr dazu ein.

In der Erzählung „Die Geschwister“, 1963 veröffentlicht, nimmt Brigitte Reimann ihre Leser auf einen Streifzug durch die Ihlestadt mit. Zum Trommler am Rathaus, dessen Geschichte sie erzählt. Das Bild von „einem trunkenen Schwarm von Zechern – vorne weg der trommelnde Mann“ verändert sich am Hexenturm zu einem Ausblick auf die spielzeugkleinen Häuser der Unterstadt. Über die Katzentreppe geht es weiter in Richtung Ihle. Das Flüsschen charakterisiert sie als im Sommer seicht und fauligen Geruch verströmend. Im April aber springe das Wasser schaumweiß über die bemoosten Steine ... Aus Reimanns Zeilen spricht alles in allem eine intensive, widersprüchliche, tief verwurzelte, kompromisslose Heimatliebe.

Reimanns literarische Auseinandersetzung mit ihrer hass-geliebten Heimatstadt brachte Kulturstammtischmitglied, Reimann-Fan und Stadtratsmitglied Reinbern Erben schon im Reimann-Jahr 2013 auf die Idee eines Reimann-Rundweges durch Burg. Diese Idee wird jetzt vom Kulturstammtisch und der Brigitte-Reinmann-Gesellschaft erneut aufgegriffen und qualifiziert: Man könnte doch an den von Reimann literarisch verarbeiteten Stationen und anderen Burger Reimann-Orten Info-Tafeln anbringen und damit Interessierte locken, auf den Spuren der Reimann zu gehen und die in ihrer Heimatstadt immer noch umstrittene Schriftstellerin besser zu verstehen.

Neben ablesbaren Informationen sollten die Tafeln über einen QR-Code verfügen. So könnten Besucher über Mobiltelefon oder Tablet weiterführende Informationen, wie Anekdoten oder biografische Daten, zu Brigitte Reimann erhalten. Aus einem literarischen würde so ein audio-digitaler Reimann-Rundgang werden, ist die Idee. Und dieser würde sich, als erster personenbezogener Rundgang, harmonisch in die „wachsende kulturelle Atmosphäre Burgs“ einfügen.

Mitglieder des Kulturstammtisches wollen am 10. August den geplanten Reimann-Rundweg (siehe Grafik) mit Abstechern zum Standort des abgerissenen Reimann-Geburtshauses an der Bahnhofstraße, zum Reimann-Wohnhaus in der Neuendorfer Straße und zur ehemaligen Schuhfabrik August Voigt an der Karl-Marx-Straße, gemeinsam ablaufen. Danach soll geprüft werden, ob und in welchem Zeitraum die Idee eines Burger Reimann-Rundweges umsetzbar ist.

Da die Stadt 2018 hunderttausende Besucher zur Landesgartenschau erwartet, wäre eine kurzfristige Realisierung des Projektes sinnvoll. So könnte die Stadt Burg ihren Gästen beweisen, dass trotz des Abrisses des Reimann-Geburtshauses, was auch überregional ein negatives Medienecho fand, das Reimann-Erbe nicht nur in ihren späteren Wirkungsstätten Hoyerswerda und Neubrandenburg, sondern auch in der Geburtsstadt der Schriftstellerin hoch gehalten wird.

Dominik Patté, Sprecher des Burger Kulturstammtisches, ist, was eine zeitnahe Umsetzung des Projektes betrifft, optimistisch. Nötig wäre dafür allerdings Geld vom Land. „Das hat Ministerpräsident Reiner Haseloff aber in Aussicht gestellt und wir nehmen ihm beim Wort“, so Patté zur Volksstimme.

Roland Stauf von der Reimann-Gesellschaft hat sich der Unterstützung von Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) für das Projekt versichert. „Nun hoffen wir, in bisher unveröffentlichten Texten der Reimann weitere Bezüge zu Burg zu finden, um den geplanten Reimann-Rundweg noch um die eine oder andere Station erweitern zu können“, so Stauf.