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Gartenstadt An Hahlo gedacht, über Möser diskutiert

Des 150. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Hahlo gedachte der Heimatverein „Gartenstadt“ Möser.

Von Christian Luckau 20.03.2017, 23:01

Möser l Es war eine kleine Gruppe, die sich da auf dem Hahloplatz versammelt hatte. Der Mann, dem Möser seinen Beinamen zu verdanken hat, ist vielen Möseranern keinen Gedanken wert - so scheint es zumindest.

Den 150. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Hahlo, der gemeinsam mit seiner Frau die Gartenstadt AG gründete und von den Nationalsozialisten deportiert wurde, um in Theresienstadt zu Tode zu kommen, wollten aber dennoch einige begehen und mit einem kleinen Vortrag abrunden.

Die Gedenkworte auf dem Hahloplatz übernahm zunächst Ortsbürgermeister Michael Bremer. Er stellte unter anderem heraus, dass die Hahlos als Persönlichkeiten des Ortes gesehen werden können, die dafür sorgten, dass andere Persönlichkeiten sich ebenfalls in Möser wohl fühlen oder fühlten.

Als Beispiele nannte er den bekannten Künstler Heinz Israel, dessen Grafiken und Skulpturen in der ganzen Welt bewundert werden. Israel ist Möseraner wie Michael Kahlfuß, der sich mit seiner Rennpappe (Trabant) mittlerweile in der Rallyeszene weltweit einen Namen gemacht hat. Ohne die Gartenstadt Möser, so Michael Bremer, gäbe es auch keine Israels und Kahlfuß‘s.

Gelegenheit, noch etwas mehr über die Familie Hahlo und deren Verdienste für Möser zu hören, hatte die Gruppe wenige Minuten später im Bürgerzentrum. Hier begann Wolfgang Gabbert, der viel zur Möseraner Geschichte und zur Familie Hahlo recherchiert hat, mit einem kleinen Vortrag. Darin verdeutlichte er, dass der Bahnanschluss ein Glück für Möser war. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass die Entwicklung Mösers auch nach mehr als 100 Jahren noch nicht abgeschlossen ist. Erst 2004, so Gabbert, habe der Ort eine richtige Kirche bekommen.

Die Hahlos, so erinnerte er, haben schon frühzeitig an die Menschen, die Natur und die Kultur gedacht und alles über die Gartenstadt Möser miteinander verbinden wollen. So berichtete er von den Planungen für eine Badeanstalt und den Vorstellungen für eine Trinkkur-Anstalt in Möser, die Familie Hahlo verwirklichen wollte.

„Ich wohne gerne in Möser. Hier hat sich vieles zum Wohle der Einwohner entwickelt“, schloss Gabbert seine Ausführungen ab.

Jetzt sprang Prof. Dr. Höllt ein, der das Charakteristische des Gartenstadflairs vermisste. Er fragte: „Ist die heutige Entwicklung Mösers noch im Sinne der Gartenstadt?“ und fügte an: „Was Möser einmal hatte, ist heute schon oft nicht mehr da. Es ist eine Herausforderung, den guten Ruf zu behalten.“

Deutliche Worte, auf die auch eine deutliche Gegenreaktion erfolgte. Karin Petzold wollte diese enge Sichtweise nicht so einfach im Raum stehen lassen. Sie meinte: „Die Welt hat sich verändert. Große Grundstücke, wie früher zur Selbstversorgung notwendig, sind mit dem heutigen Lebensstil nicht mehr vereinbar.“ Andere pflichteten hingegen Höllt bei, indem sie die fehlende Baumschutzsatzung und die Zersiedlung des Ortes ansprachen. Lutz Thun drückte es drastisch aus: „Es ist nichts mehr geblieben als der Name.“

Michael Bremer wollte das so nicht stehen lassen. „Wir profitieren von der Umgebung, dem Wasser und den vielen Wäldern um uns herum. Das ist heute noch unser Pfand“, warf er in die Diskussion ein. Der Charakter aber, den die Gartenstadt Möser einmal haben sollte, nämlich ein naturnahes Wohnen in der Nähe der Industrie, das habe sich Möser erhalten. Die modernen Transportmittel machen aber den großen Garten nicht mehr erforderlich, der Erholungscharakter im Grünen ist aber gleich hoch geblieben, darin waren sich alle Anwesenden einig. Die Vision der Hahlos ist also nicht vergessen worden. Das Ziel aber noch nicht erreicht.