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Grüne Woche Zwischen Elbwurm und Bratwurstschießen

Zu den 1200 Ausstellern der Grünen Woche in Berlin gehört auch eine handvoll aus dem Jerichower Land.

Von Falk Heidel 27.01.2017, 06:00

Berlin/Burg l Weinberger Schloßkipfler ist die Kartoffel des Jahres 2017. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer vergab diese Ehrung an eine Kartoffelsorte bereits zum zwölften Mal. Die Jury lässt mitteilen: „Sie ist geformt wie ein Hörnchen, hat ein speckiges Aroma und ist mild-würzig im Geschmack.“ Verpasst hat diese Ehrung am Mittwoch Genthins Kartoffelkönigin Caroline Lange, die bereits Anfang der Woche in Berlin war.

Gleich 14 Geschmacksrichtungen haben die zierlichen Eierlikörflaschen am Stand des Geflügelhofs von Heike und Hartmut Gentz aus Parchen. Im dichten Gedränge der Mittagszeit (Mittwoch zählten die Veranstalter den 200 000. Besucher) blieb für viele Gäste kurz Zeit für ein leckeres Likörchen. „Schmeckt vorzüglich“, sagten Heidemarie Beck und Ursel Schaaf. Die beiden Damen aus Freiberg in Sachsen trinken viel lieber ein schönes Glas Rotwein. „Aber ein Schlückchen Likör geht immer“, meint Ursel Schaaf, die einen Walnuss-Eierlikör probierte. „Diese Sorte liegt neben Haselnuss im Trend“, erklärt Hartmut Gentz: „Während in den vergangenen Jahren die milderen Varianten wie Karamell oder Sanddorn häufiger gefragt waren.“

Nicht probieren durfte den Alkohol Claudia Hopf-Koßmann. Schließlich war sie im Dienst. Mit ihrer Kollegin Nadine Schmelzer vermarktete die Öffentlichkeits-Mitarbeiterin der Kreisverwaltung das Jerichower Land und seine Vorzüge. Gelockt haben sie ihre Gesprächspartner mit deftigen Häppchen der Käsestangen aus der Burger Bäckerei Delorme. „Die Leute interessierten sich unter anderem für unsere Broschüren, beispielweise zum Thema Radwege. Wir haben viele gute Gespräche geführt.“

Ein ähnliches Urteil fällt auch Hartmut Gentz, der sein Unternehmen zum 23. Mal auf der Grünen Woche präsentiert. Mitte der 90er Jahre brachte er noch eine Lkw-Ladung Hühner mit nach Berlin. Der Handel mit diversem Federvieh ist die Hauptsäule seines Unternehmens. „1995 haben wir zum ersten Mal einige Flaschen unseres selbst abgefüllten Eierlikörs mitgebracht.“ Dieses Geschäft hat sich weiterentwickelt. Mittlerweile stehen 400 Flaschen unter seinem Messe-Tresen. Mit dem Ausschank gut beschäftigt waren an diesem Tag Ellen Kühne und Ralf Rohr.

„Einige Leute haben uns auf die Burger Baustellen angesprochen.“

Philipp Sievert, Burger Verwaltung

Hauptsächlich in der Mittagszeit war dort mächtig Krawall. Links machten die emsigen Verkäufer der Elbwurm-Landwurst ein ordentliches Spektakel. Trotz der Konkurrenz aus Halberstadt ganz in der Nähe hatten die Mitarbeiter von Nagels Landwurst aus Möckern sehr gut zu tun. Auf der anderen Seite des Jerichower-Land-Standes gab es ein Bratwurst-Schießen, wobei die Zielscheiben an einen Biathlon-Wettkampf erinnerten.

Mittendrin kämpften Burgs Touristinfo-Leiter Maximilian Steib und Philipp Sievert von der Stadtverwaltung erfolgreich um die Aufmerksamkeit der Menschen. Ihr Thema Nummer eins – natürlich die Landesgartenschau 2018 in Burg. Als Werbemittel hatten die jungen Männer unter anderem Probepäckchen von Burger Knäcke verteilt. „Meistens waren die Leute gut drauf, einige haben uns auf die vielen Baustellen in Burg angesprochen“, erzählte Sievert. Und: „Maximilian hatte oft einen guten Spruch auf den Lippen.“

Das gilt auch für Axel Dietrich. Der ehemalige Zerbster aus Hoyerswerda kam mit Ehefrau Kerstin, Sohn Timm und dessen Freundin Romy Paschke an den Stand des Jerichower Landes. Er sagte zur Volksstimme: „Regelmäßig fahren wir in meine alte Zerbster Heimat. Manchmal ist auch ein Abstecher in euren Landkreis dabei.“ Natürlich kennt Dietrich auch die Loburger Brennerei, die mit ihrem Stand auf der anderen Seite der Sachsen-Anhalt-Halle vertreten war. Dort hatte Thomas Hinz beim Ausschank augenscheinlich Spaß an seiner Arbeit. Vor allem präsentierte er drei neue Kreationen seines Hauses – einen Tomatenlikör, den Loburger Wodka und einen Gin namens Juniper: „Das heißt übersetzt Wacholder“, erklärte Hinz. Die Brennerei ist seit 17 Jahren auf der Grünen Woche vertreten. Hinz: „Es ist eine schöne Gelegenheit, mit den Verbrauchern ins Gespräch zu kommen, weil wir ja sonst meist nur ausliefern.“ Die meisten Standbesucher interessierten sich für die bunten Spirituosen aus den Mini-Fläschchen.

Eine gute Tasse Tee kann vielen Menschen den Tag versüßen. Das weiß natürlich auch Stefanie Nagel aus Burg, die in der Kreisstadt einen Tee-Laden betreibt. Die Regale ihres riesigen Standes haben sie und ihre Mitarbeiter mit 350 Teesorten bestückt. Überaus beliebt ist aktuell eine Kreation mit Gojibeeren: „Sehr bekömmlich, weil säurearm“, sagte Stefanie Nagel.

„Dieser Tee hält jung“, ergänzte Emilia Lamkowska aus dem polnischen Radom. Die Deutschlehrerin zeigte sich als ausgesprochene Tee-Kennerin: „Beim uns zu Hause wird sehr viel Tee getrunken, meistens in der schwarzen Version.“ Mit einer Schülergruppe kommt Emilia Lamkowska jedes Jahr zur Grünen Woche nach Berlin. Großartig kümmern muss sie sich nicht um ihre Schützlinge: „Die sind mindestens 17 Jahre alt und gehen auf der Messe ihre eigene Wege.“ Entsprechend gut kennt sie den Stand von Stefanie Nagel, die immerhin zum achten Mal in Berlin vertreten ist. „Es gibt Menschen, die kommen seit Jahren hier zu uns an den Stand, um sich mit einem Jahresvorrat an Tee einzudecken“, sagte Stefanie Nagel zur Volksstimme.

Nicht aus Polen, sondern aus Österreich stammt die Kartoffel des Jahres. Weinberger Schloßkipfler gehören zu den seltenen alten Sorten. Deshalb meint Agrarminister Meyer: „Es ist bedauerlich, dass in den Supermärkten nur noch ein Dutzend Sorten angeboten werden.“ Immerhin sind bundesweit 200 Sorten bekannt, weltweit sind es sogar 5000.