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Imker Schlechteste Honigernte seit 40 Jahren

Das Jahr 2017 ist für Imker ein schwieriges. Karl-Heinz Sperfeldt aus Burg spricht von der schlechtesten Ernte seit 40 Jahren.

05.07.2017, 04:00

Burg l Einen akribisch gepflegten englischen Rasen gibt es nicht auf dem Hof von Karl-Heinz Sperfeldt im Burger Ortsteil Gütter. Brennessel und Beifuß dürfen sich bis zur Blüte entwickeln und ausbreiten. Die stärksten Pflanzen sind 1,50 Meter hoch: „Solche Kräuter übernehmen eine wichtige Funktion im Bienenalltag. Die Pollen sind Nahrung für die Honigbienen.

Nur ein schmaler Gang zum Bienenhaus ist gemäht. Dorthin führt Sperfeldt seine Gäste am Tag der Deutschem Imkerei. Den ersten Juli-Sonntag macht Sperfeldt traditionell zum Tag der offenen Tür auf seinem Hof an der Grabower Landstraße. Er sagt: „Wir hatten bis jetzt den schlechtesten Honigertrag der vergangenen 40 Jahre. Ursache ist der frostige Kälteeinbruch Ende April. Sperfeldt: „Bei Robinie und Linde war die Blüte jeweils ein Totalausfall.“ Beide liefern den Nektar für sehr beliebt Honigsorten. Bei Robinienhonig muss Sperfeldt passen - es gibt keinen.

Allerdings ist die Saison noch nicht vorbei. Berufsimker Sperfeldt, der an die 100 Bienenvölker bewirtschaftet, setzt seine Hoffnung auf die Heide im August: „Hier stehen die Vorzeichen für gute Erträge günstig“, sagte er am Sonntag zur Volksstimme. Dafür geht er mit einigen Völkern auf Reise in Richtung Börde – dorthin wo Erika und die anderen Heidekräuter wachsen.

Hobby-Imker Detlef Stürmer hat indes die Saison schon abgehakt. Am Sonntag kümmerte er sich im Bienenhaus um die Imkerei-Besucher. Stürmer erzählte den Leuten von Honigwaben, Bruträumen und Hinterbehandlungsbeuten: „Ein Bienenvolk mit seiner Königin hat im Schnitt 60 000 Bewohner.“

Sperfeldt und Stürmer sprechen von schwierigen Zeiten für Imker. Mittlerweile überlebt jedes vierte Bienenvolk den Winter nicht. Verantwortlich dafür sind eine Milbe und diverse Krankheiten: „Normal sind lediglich zehn Prozent Winterabgang“, sagt Sperfeldt. Zu den Problemen wegen des Frühjahrs-Frostes beklagen die Imker ein dezimiertes Nahrungsangebot für die Bienen. Schuld daran seien die veränderte Bedingungen in der Landwirtschaft. Sperfeldt meint: „Es fehlt in der Landwirtschaft an Vielfalt der Früchte. Das war früher anders, als der Bauer sein Vieh das ganze Jahr über mit der eigenen Ernte versorgte. Heute sehen wir kaum Zwischenfrüchte und Blühstreifen.“ Auch andere Imker beklagen die riesigen Maisfelder: Auf diesen Flächen kann die Biene überhaupt nichts holen. Das ist für sie Totland.

Gespräche zwischen Imkern und Landwirten drehen sich häufig um Blühstreifen. Dafür gibt es spezielle Bienenweidemischungen, die im Grunde aus dem bestehen, was früher auf den Feldern gewachsen ist. Das sind bis zu 40 verschiedene Sorten. Zum Beispiel verschiedene Kleearten, die Kornblume, Luzerne oder Schafgarbe.

Kreisbauernverbands-Geschäftsführer Peter Deumelandt sieht durchaus Parallelen, schließlich profitieren beide voneinander. Bei den Blühstreifen kritisiert er das entsprechende EU-Förderprogramm, das wenig Bezug zur Realität aufweise: „Im Laufe von fünf Jahren entwickelt sich die Vegetation auf solchen Streifen nicht immer so, wie es die Bürokratie vorsieht.“ Zum Thema der übergroßen Mais- und Rapsfelder sagt er: „Wir haben uns als Gesellschaft dafür entschieden, nachwachsende Rohstoffe für die Energiegewinnung zu nutzen. Wer Biodiesel will, muss auch den Maisanbau dafür akzeptieren.“

Das alles und noch viel mehr waren Themen unter den vielen Besuchern des Tages der offenen Tür bei Imker Sperfeldt, der mit Honig- und Metproben dafür sorgte, das der Mund nicht trocken wird. Unterstützung bekam der Imker unter anderem von seinen Kollegen Matthias Nielebock, Stefan Köppe und Bruno Müller aus Möckern.

Um Verkauf und Verkostung kümmerten sich: Veronika Bachmann aus Detershagen, Anja Jobs aus Möser, Annette Seifert (Burg) und Edelgard Kraus aus Grabow. Sie alle waren wie Sperfeldts Bienen: Sehr fleißig!