Kanga Baby an Bord

Mit Kanga können Mütter mit ihren Schützlingen und ohne Babysitter Sport treiben. In Burg, Genthin und Möckern wird das gezeigt.

Von Juliane Just 07.07.2016, 09:01

Burg/Genthin/Möckern l Acht Mütter trainieren in einem hellen Sportraum im Tanzclub Vilando in Burg. Das Besondere: Ihre Schützlinge sind dabei nicht Zuhause geblieben, sondern kuscheln sich während des Workouts an ihre Mamis. Die relativ junge Sportart „Kangatraining“ kombiniert die Mutter-Kind-Zeit mit Sport. Im Selbstversuch mische ich mich mit einer fünf Kilogramm schweren Puppe unter die Mütter und trainiere mit.

Auf dem Programm stehen Arm- und Beinübungen, Beckenbodentraining und verschiedene Choreografien bei dem Workout. Zur Erwärmung bleiben die Kinder noch neben den Müttern liegen und krabbeln umher. Bei einigen Übungen dienen sie als Gewicht.

Kangatraining nennt sich die relativ junge Sportart, die seit etwa zwei Jahren Deutschland erobert. Die Idee zu dem Training der besonderen Art stammt von Nicole Pascher aus Österreich. Sie ist ehemalige Tänzerin, seit 20 Jahren in der Fitnessbranche tätig und Mutter von drei Kindern. 2008 begann sie mit der Entwicklung des Kangatrainings. Entstanden ist ein Kurs, der in Zusammenarbeit mit Hebammen und Trageberaterinnen erstellt wurde. Im Dezember vergangenen Jahres brachte die gebürtige Burgerin Doreen Krüger das Kangatraining nach Burg, Genthin und Möckern und begeistert seither Mütter und Babys gleichermaßen.

Nach der Erwärmung folgt der aktive Teil. In Tragehilfen werden die Babys in Anhock-Spreiz-Haltung mit leicht gerundetem Rücken auf den Bauch oder den Rücken der Mütter angebracht. Sie werden so vor optischer Reizüberflutung geschützt und sind die ganze Zeit beim Training mit dabei. Einige Schützlinge freuen sich lautstark über die wippenden Bewegungen der Mütter und lachen quietsch vergnügt.

Es stehen Choreografien auf dem Programm, die die Pfunde ordentlich purzeln lassen sollen. Und ich kann es kaum glauben, doch nach wenigen Minuten schlafen die Knirpse in den Tragehilfen tatsächlich durch die Schaukelbewegungen ihrer Mütter ein. Bis zum Ende der einstündigen Einheit schlummern sie, während die Damen sich im schweißtreibenden Programm von Doreen Krüger weiter fit machen.

Kangatraining ist ein Ganzkörperworkout für Mamis, die sich für die Zeit des Sportelns keinen Babysitter suchen müssen. Und es gibt noch mehr Vorteile. „Je schwerer das Baby wird, desto fitter wird die Mama“, sagt Doreen Krüger schmunzelnd. Somit erhöhe sich das Trainingsgewicht wöchentlich von ganz allein. Außerdem sind die Übungen mit der Tragehilfe rückenschonend. Zusätzlich ist es beckenschonend, denn die Übungen beinhalten keine Sprünge, kein Aufstampfen, Liegestütze oder Sit-Ups.

An erhöhtes Trainingsgewicht möchte ich noch gar nicht denken, denn auch mit den fünf Kilogramm der Puppe komme ich ordentlich ins Schwitzen. Gerade bei Beinübungen spüre ich den Effekt deutlicher als bei den Sporteinlagen in den eigenen vier Wänden.

Der richtige Zeitpunkt für den Beginn des Trainings ist nach dem positiven postnatalen Check beim Gynäkologen. Etwa acht Wochen nach der Entbindung können die Mütter loslegen. „Bei der ersten Stunde unterrichte ich die Mütter mit den Tragehilfen“, so Doreen Krüger. Die gelernte Speditionskauffrau absolvierte ihre fünftägige Ausbildung zur „Kangamama“ im September vergangenen Jahres. Während des Kurses kann sie so auf die verschiedenen Level der Kursteilnehmerinnen eingehen.

Zum Ende des Trainings wachen die Knirpse langsam wieder auf. Verschlafen blicken sie noch drein. Ihre Mütter sind begeistert. „Es ist anstrengend, aber es macht sehr viel Spaß“, sagt Janine Boraja. „Man tut etwas für den eigenen Körper, lernt andere Mütter kennen und kann das Baby mitnehmen.“ Trainerin Doreen ist zufrieden mit ihren großen und kleinen Schützlingen.

Nach dem Training fühle ich mich gut. Der Muskelkater soll jedoch erst am kommenden Tag zuschlagen. Für die eigene Fitness ziehe ich eine positive Bilanz. Die Mütter sitzen auch nach dem Training noch zusammen, während die Babys gemeinsam spielen und brabbeln. Die Idee, das Kind mit zum Sport zu nehmen, komme gut in Burg und Umgebung an. „Das Kangatraining ist einfach perfekt für Mutter und Kind und der Spaßfaktor trainiert mit“, sagt die Kangamama zwinkernd.