1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Die Deiche brechen in Lostau

Katastrophenschutz Die Deiche brechen in Lostau

Gebrochene Deiche in Lostau und Ferchland, Krankenhaus-Evakuierung in Vogelsang - all dies zum Glück nur eine Stabsübung.

Von Falk Heidel 03.11.2016, 00:01

Burg/Genthin/Lostau l Lagebesprechung am Mittwoch um 14 Uhr: Maik Schüttlöffel muss als Stabsleiter an der großen Einsatztafel Fragen beantworten: Wie ist die Situation nach dem Deichbruch in Lostau? Wie gefährlich ist das Hochwasser für ein Trafohäuschen in Jerichow? Auf seinem Zettel in der Hand hat Schüttlöffel alle Antworten notiert. Zum Beispiel: Die Menschen aus Hohenwarthe werden in die Sporthalle nach Lostau evakuiert. Und: „Aktuell sind im gesamten Landkreis 1200 Einsatzkräfte vor Ort, meistens bei der Deichverteidigung.“ Involviert in diese Übung sind Bundeswehr, Feuerwehr, DRK, THW und Polizei.

Für viele Verwaltungsbeschäftigte ist die Stabsübung Neuland: „Absichtlich haben wir mit Schüttlöffel, Nicole Trojahn, Katrin Erdmann und Stefan Dressler vier Neulinge als Stabsleiter berufen. So können sie die Erfahrungen sammeln, auf die sie im Ernstfall zurückgreifen können“, erklärt Landkreis-Vorstand Bernd Girke. Lediglich Dressler kann auf seine Erfahrungen aus dem Hochwasserjahr 2013 bauen.

Jetzt kümmern sich die Katastrophenschützer wieder um ein (imaginäres) Hochwasser der Elbe mit Auswirkungen auf die Havel. Alarmstufe 2 am Pegel in Barby nach extremen Niederschlägen. In Magdeburg erwarten die Behörden eine Überflutung des Hafens, weil dort Hochwasserschutzanlagen fehlen. In Gerwisch muss ein Notdeich zwischen Düne und Klärwerk aufgeschüttet werden. Alt-Lostau ist wie 2013 nicht mehr zu halten – die Einwohner werden in die Lostauer Sporthalle evakuiert. Das DRK hat dort bereits 103 Feldbetten aufgestellt. Andy Martius vom Roten Kreuz berichtet von der Evakuierung der bettlägerigen Patienten aus der Klinik Vogelsang bei Gommern nach Burg: „Es läuft ein Pendelverkehr. Uns fehlen jedoch die Kapazitäten für die Evakuierung der Menschen aus Hohenwarthe.“ Jetzt sind Schüttlöffel und seine Kollegen von der Einsatzleitung gefordert. Andere Lösungen müssen her. Auch beim THW sind alle 200 verfügbaren Kräfte im Einsatz: „Sie kümmern sich vor allem um die Deichverteidigung mit Sandsäcken in Lostau, Gerwisch und Biederitz“, erklärt Alexander Schröder. Und Christian Schulz sagt: „Wenn es dunkel wird, werden unsere THW-Leute ihre Lichttechnik aufbauen.“

Unterdessen werden in der Stabsstelle weitere Fragen geklärt: Die Öffentlichkeit soll durch eine Pressekonferenz um 17.30 Uhr informiert werden. Ist dies tatsächlich eine kluge Entscheidung?

„Nein“, sagt Landrat Steffen Burchhardt, „im Ernstfall würden wir die Medien beziehungsweise die Öffentlichkeit viel früher und in sehr kurzen Abständen informieren.“ Und Bernd Girke ergänzt: „Zudem würden wir uns auch der sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter bedienen.“

Doch zum Glück ist alles nur eine Probe des Ernstfalls am Mittwoch von 8 bis 20 Uhr in zwei Schichten. Es handelt sich um eine Landeskatastrophenschutzübung für Magdeburg, Stendal und das Jerichower Land. „Entsprechende Auswertungen werden alle Stärken und Schwächen dieser Übung offenlegen“, sagte Burchhardt zur Volksstimme. „Für die Mitarbeiter ist es eine ideale Ausbildungsmöglichkeit unter realen Bedingungen.“

Tatsächlich verfügt der Landkreis über Technik, die im neuen Verwaltungsgebäude am Landratsamt allein für den Katastrophenfall vorgesehen ist. Girke: „Nach Abschluss der Übung werden die Laptops wieder eingeschlossen.“