Kirche Möckern Riss im Joch

Erhält die Möckeraner St.-Laurentiuskirche eine neue Glocke? Ohne die Hilfe vieler Mitstreiter wird dieses Vorhaben nicht gelingen.

Von Stephen Zechendorf 05.08.2016, 09:00

Möckern l Es ist still um die Stadtkirche von Möckern geworden. Denn bei der alljährlichen Glockenwartung hat der Experte im Glockenstuhl von St. Laurentius einen Riss im Stahljoch – der Aufhängung – der stählernen Glocke – festgestellt. Mit der Konsequenz: „Wir können das alltägliche Tagesgeläut um 12 Uhr und um 18 Uhr nicht mehr erklingen lassen, sondern nur noch zu den Gottesdiensten diese Glocke läuten“, bedauert Möckerns evangelischer Pfarrer Martin Vibrans.

Es geht um das Stahljoch der jüngeren Glocke. Sie kam erst im Jahr 1958 (damals mit einer zweiten Stahlglocke) in den Möckeraner Glockenturm, nachdem ihre Vorgängerin aus Bronze zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden war. (siehe Info-Kasten). Die damals „Neuen“ waren aus Stahl, ebenso ihr Joch. Doch mit Stahlglocken ist das so eine Sache: ihre durchschnittliche Lebensdauer wird mit etwa 120 Jahren angegeben. Nachdem nun an dem Stahljoch ein Riss festgestellt wurde, stellt sich für den Möckeraner Pfarrer nun die Frage, was zu tun ist.

„Wir können etwa nur das Joch erneuern und wieder ein Stahljoch einbauen“, nennt Vibrans die Variante Nummer eins. „Einfach das bestehende Joch schweißen ist nicht möglich“, hat sich der Pfarrer erklären lassen. Da es sich bei dem Joch-Riss um ein Zeichen von Materialermüdung handelt, könnte man auch davon ausgehen, dass auch die Stahlglocke in näherer Zukunft nicht mehr zu verwenden ist, vermutet Vibrans.

Aus dieser Variante ergäbe sich die Variante zwei: gleich eine neue Glocke gießen lassen, die dann aus Bronze besteht und mit einem Holzjoch aufgehängt wird. Damit würde sich auch die Bauweise des Joches wieder ändern. Die alten Holzjoche waren gerade gebaut, die modernen Stahljoche dagegen gekröpft.

Die nach den Kriegen gegossenen Stahlglocken mussten größer sein, als ihre bronzenen Vorgänger, wenn sie den gleichen Ton erzeugen sollten. Damit die Glocken aber immer noch in die vorgesehenen Gefache im Glockenstuhl passen, mussten die Joche gekröpft, also nach oben verlagert werden. Eine weitere Folge den neuen Aufhängungstechnik waren geänderte Kräfte, die nun auf die historischen Türme und Glockenstühle wirkten.

Der Möckeraner Gemeindekirchenrat hat Kostenvoranschläge für alle Varianten in Auftrag gegeben. Wenngleich noch keine Zahlen vorliegen, geht Pfarrer Vibrans doch davon aus, dass eine neue Bronzeglocke mit Holzjoch und elektrischem Läutwerk die Kosten in den Bereich von bis zu 40 000 Euro treiben könnte.

Diese Variante ließe sich nur umsetzen, wenn alle an einem Strang ziehen. Pfarrer Vibrans: „Wir befinden uns erst in einer Ideenphase. Man müsste den Kirchenkreis, die Kirchengemeinde und vielleicht auch die Kommune mit ins Boot bekommen“. Auch der Förderverein, der zuletzt in gut zehn Jahren auch für die Finanzierung der Kirchensanierung tätig geworden war, könnte hier eine neue Aufgabe finden, glaubt Vibrans.

Erst im zurückliegenden Jahr hatte sich auch die Loburger Kirchengemeinde eine neue Glocke gießen lassen. Dazu hatte die Loburger Gemeinde lange Spenden gesammelt und an die 50 000 Euro investieren können.