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Kloster Jerichow Besucher ziehen Vergleich mit Burgund

Aufatmen im Kloster Jerichow: Mit der Überweisung von 37.500 Euro verschafft der Kreis der Stiftung eine Atempause.

Von Andreas Mangiras 05.02.2018, 06:00

Jerichow l „Besucher haben das Kloster als das Burgund Deutschlands bezeichnet.“ Josefine Telemann, studierte Kunsthistorikerin und Museumsleiterin im ältesten Backsteinbau Norddeutschlands kommt ins Schwärmen angesichts des Vergleichs mit der französischen Kulturlandschaft. „Wir haben den Klostergarten, es gibt eine seit dem 12. Jahrhundert durchgängige Bewirtschaftung des Klosters. Der Backstein ist ein großes Thema, der Stifter des Klosters, der  Graf von  Stade, hat auch die Mystikerin Hildegard von Bingen gefördert.“

Kloster Jerichow hat echte Pfunde. Es gilt als ältester romanischer Backsteinbau Norddeutschlands. Das touristische und kulturhistorische Glanzlicht im Kreis ist noch ein wenig verkannt. Mit seinen jährlich knapp 30.000 Besuchern gehört es im Kreis aber zu den größten Kulturgütern.

Ohne Probleme ist es auch nicht. Den Jahresetat beziffern die Betreiber auf 550.000 Euro. Das Defizit soll im fünfstelligen Bereich liegen.

Der Landkreis wird dem Kloster Jerichow deshalb einen Zuschuss in Höhe von 37.500 Euro überweisen, so hat es der Kreistag in Burg noch Ende des Jahres 2017 beschlossen. Auch im kommenden Jahr wird es eine Zahlung aus dem Kreishaushalt geben, die Höhe steht noch nicht fest.

Bis 2020 will die neue Führung um Tilman Tögel, ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Jerichow, und Verwaltungsleiter Bernd Witt das Haus wieder auf solide finanzielle Füße stellen. Das frische Geld, das der Kreistag noch kurzfristig bewilligt hat, kommt da genau richtig. Es hilft dem Kloster die einnahmenschwache Zeit im Spätherbst und Winter bis zum Frühjahr zu überbrücken, sagt Tilman Tögel.

Einiges tut sich bereits. Der Deichbau zum Schutz des Klosters hat begonnen. Am Parkplatz vor dem Kloster ist für die fünf Wohnmobil-Parkplätze eine Zapfsäule für Wasser und Strom installiert worden.

Für 2018 hat die Stiftung drei ihrer Projekte über das europäische Leader-Programm zur Förderung des ländlichen Raumes bewilligt bekommen. Dazu gehören: die Erneuerung der seit längerem einsturzgefährdeten, mit Balken abgestützten Südmauer am Kloster, die Weiterentwicklung des Backsteinmuseums und der Projektgarten.

Ein Pfund dabei: Jährlich kommen mehr als 1000 Kinder zu Angeboten in das Kloster. Über Leader könnten die räumlichen Bedingungen dafür erheblich verbessert werden.

Weitere Großvorhaben sind Zukunftsmusik und Vision. Da wäre die Storchenscheune. Ein Ausbau könnte einen Veranstaltungsraum für etwa 120 Personen bringen: für Hochzeiten, Seminare oder Konzerte. Im ungenutzten Stallgebäude könnten Ferienwohnungen entstehen. Der älteste Teil des Klosters, seit Langem ungenutzt, könnte von einem Privatier zu einer Wohnung ausgebaut werden.

Ein Marketing-Konzept müsste entwickelt werden. Wie sonst könnte man etwa aus dem Raum Berlin neue Besucherpotenziale auf Jerichow aufmerksam machen. 2021 feiert der Prämonstratenser-Orden, der das Kloster 1144 gründete, sein 900-jähriges Bestehen.

Für all das sind erhebliche Mittel erforderlich. Tögel will keine Hausnummern nennen. Es wären ungelegte Eier. Doch es geht wohl um Millionenbeträge, die nötig sind.

Dafür Förderungen aufzubringen, ist das eine. Da gebe es auch Signale aus dem Land, so Tögel. Das eigentliche Problem sind die Eigenmittel, die die Stiftung zwingend beisteuern muss. Da geht es um Quoten von 10 bis 25 Prozent. Bei einer Million Euro wären das bis zu 250.000 Euro. Tögel und seine Mannschaft wissen, dass sie noch viel werben und Klinken putzen müssen.

2018 ist das Jahr der Straße der Romanik. Sie wird in diesem Jahr 25 Jahre. Einer der Höhepunkte in Jerichow wird das Konzert des Wernigeröder Kammerchors am 21. April sein. An jenem Tag startet in Burg die Landesgartenschau. Die Kloster-Stiftung ist Kooperationspartner, will mit ihren Pfunden Besucher in die Region locken und erhofft sich, dass von den in Burg erwarteten 450.000 Gästen auch etliche den Weg nach Jerichow finden.

Die Stiftung hat den Eintrittspreis um einen auf sechs Euro angehoben. Das soll pro Jahr eine stattliche Summe zusätzlich in die Kasse spülen.