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Kreismusikschule Miete in der Grundschule

Die Kreismusikschule des Jerichower Landes wird ihr Angebot in der Grundschule Möckern zurückziehen - aus Kostengründen.

Von Stephen Zechendorf 03.01.2017, 00:01

Möckern l Bisher ist die Nutzung der Aula in der Grundschule für die Kreismusikschule kostenlos. Ab Januar 2017 sind jedoch drei Euro pro Unterrichtsstunde (45 Minuten) und Raum geplant. Das war durch den Kulturausschuss der Stadt Möckern im September 2016 so in die Wege geleitet worden.

„War den Ausschussmitgliedern denn nicht klar, dass dies einen Weggang der Kreismusikschule aus Möckern zur Folge haben könnte?“, fragte nun Kirke von Wulffen, die in der Einwohnerfragestunde der jüngsten Stadtratssitzung Möckern auf das Thema machte unlängst aufmerksam machte. Sie fürchtet, dass künftig weniger Kinder als bisher diese Möglichkeit kreativer Betätigung wahrnehmen werden.

Die künftig von der Stadt Möckern erhobene Gebühr werde eins zu eins auf die Kursgebühren auf den Klavierschüler weitergegeben. „Das belastet manche Familien erheblich“, machte Kirke von Wulffen ihrem Unmut Luft: „Den Klavierunterricht fangen viele Kinder schon in der ersten oder zweiten Klasse an, auch wegen der unmittelbaren Nachbarschaft von Hort und Kurs-Ort, beide liegen im Schloss Möckern.“

Unverständnis für den Beschluss einer Gebührenerhebung klingt auch in einem Schreiben der Kreismusikschule an die Eltern durch: „Ob diese Auswirkungen einem für kulturelle Belange zuständigen Ausschuss dabei entgangen sein sollten, dürfen Sie selbst in Erfahrung bringen“, heißt es in dem Brief. Eine Anfrage bei der Stadtverwaltung auf Sonderregelung für die Kreismusikschule sei bisher nicht berücksichtigt worden, heißt es weiter.

Nach Aussagen aus dem Landkreis werden aktuell die Räume in der Grundschule für den Klavierunterricht noch genutzt. Zukünftig aber werde die Kreismusikschule Räumlichkeiten in der Sekundarschule Möckern nutzen. Diese Schule wird in Trägerschaft des Landkreises geführt, eine Raummiete entfällt dann. Der Umzug sei für die Sommerferien 2017 geplant.

Der Wechsel der Örtlichkeiten erfolge, um eine nicht unerhebliche Steigerung der Unterrichtskosten zu verhindern. Der Wechsel bedeute jedoch auch eine Verschlechterung der Bedingungen für Eltern, Schüler und den Unterricht.

Das lässt befürchten, dass gerade die jungen Grundschüler diesen Weg vom Hort/Grundschule zur Sekundarschule nicht alleine bewältigen können oder sollten. Eine Begleitung der jungen Grundschüler durch Erzieher in Hort kann nicht garantiert werden.

„Dadurch geht die kulturell förderliche Verbindung der Musikschule zur Grundschule und potentiellen Schülern der Stadt Möckern verloren“, heißt es in dem Schreiben der Kreismusikschule. Der hochwertige Steinway-Flügel bliebe dadurch ungenutzt, stattdessen müsste die Kreismusikschule ein zusätzliches Übe-Instrument anschaffen. Konzerte müssten aller Voraussicht nach Burg verlagert werden.

Der Klavierunterricht der Kreismusikschule erfolgt seit Jahren in der Schloss-Aula von Möckern im Einzelunterricht. Das Angebot nutzten nach Angaben des Landkreises etwa 40 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren, welche die Kindertagesstätte besuchen und etwa 20 Schüler der ersten bis zwölften Klasse. Es werden vier Unterrichtsstunden pro Woche abgehalten.

„Da geht Kultur verloren“, glaubt auch Kirke von Wulffen, denn auch Konzerte oder die regelmäßigen Vorspiele der Kursteilnehmer könnten eventuell nicht mehr in Möckern stattfinden: „Es trifft Menschen ohne Einkommen, es trifft besonders junge Familien. Möckern ist flächenmäßig die viertgrößte Stadt der Bundesrepublik. In Sachen Kultur wird altbewährtes gebügelt, da sind wir im Städtevergleich ganz hinten“, kritisiert die in Loburg praktizierende Ärztin.

In der Aula des Schloss Möckern befinden sich ein normales Klavier sowie ein über 100 Jahre alter Steinway-Flügel, welcher nach der Wende mit Mitteln der Stadt aufwendig restauriert worden war. Doch die Pflege und Wartung des teuren Instrumentes lässt zu wünschen übrig. Zeitweise ließ sich die Tastatur des Instrumentes nicht verschließen. Da der Raum als Unterrichtsraum genutzt wird, war unsachgemäßer Umgang mit dem Flügel nicht auszuschließen. Durch die Nutzung als Unterrichtsraum kommt es zudem zu schwankenden Temperaturen und Luftfeuchtigkeitswerten durch wechselweises Lüften und Heizen. Bereits im Oktober 2014 und ein weiteres Mal im Jahr 2016 war dem Kulturausschuss der Stadt Möckern der Vorschlag unterbreitet worden, aus den der Stadt Möckern für Kultur zur Verfügung stehenden Mitteln jährlich einen festen Betrag für Pflege, Stimmung, Wartung und Instandhaltung des Steinway-Flügels in der Aula des Schloss Möckerns bereitzustellen oder diese Summe im Haushalt einzustellen. Der Vorschlag fand keine Zustimmung.