1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Wiedererwachtes Interesse an Brigitte Reimann

Kultur Wiedererwachtes Interesse an Brigitte Reimann

Mehr als 150 Menschen sahen in Burg den Film „Hunger auf Leben“ über die Schriftstellerin Brigitte Reimann.

Von Steffen Reichel 24.07.2017, 01:01

Burg l Anlass für den vollen Kinosaal Freitagabend im Burg-Theater war der 84. Geburtstag der Autorin Brigitte Reimann, die im Alter von nur 39 Jahren an Krebs starb und mit dem unvollendeten Roman „Franziska Linkerhand“ „eines der wichtigsten und schönsten Bücher der deutschen Gegenwartsliteratur“ hinterließ.

Roland Stauf von der Brigitte-Reimann-Gesellschaft erinnerte in seiner Einführung an den im Jahr 2017 vollzogenen Abriss des Brigitte-Reimann-Geburtshauses in der Burger Bahnhofstraße. Das Haus, so Stauf, sei der einzig noch vorhandene authentische Ort gewesen, an dem man eine Reimann-Gedenkstätte mit Ausstellung hätte einrichten können, wie es der Kulturstammtisch seit Jahren gefordert hatte. Mit dem zweifelhaften Abriss, Stauf sprach von einem „bestellten Gutachten“, der „eine Schande für Burg“ sei, habe die Stadt sich eine vielversprechende Möglichkeit der kulturellen und touristischen Entwicklung vergeben, hieß es weiter.

Doch Stauf blickte auch nach vorn. Der Giebel des AOK-Hauses in der Bahnhofstraße soll jetzt in Erinnerung an das abgerissene Nachbarhaus mit einem Reimann-Zitat gestaltet werden. Und, so Stauf, die Berichterstattung in den Medien über den Abriss des Reimannhauses habe öffentliche Aufmerksamkeit für Brigitte Reimann und ihr Werk gebracht, wie zuletzt vielleicht 2003, als in ihrem letzten Wohnort Neubrandenburg die Brigitte-Reimann-Gedenkstätte eingerichtet wurde.

Für das wiedererwachte Interesse an Reimann war der volle Kinosaal am Freitag der beste Beleg. „Hunger auf Leben“ von 2004 mit einer überragenden Martina Gedeck in der Hauptrolle bildet die Jahre 1955 bis 1972 im Leben der Reimann ab, entstand nach ihren Tagebüchern „Ich bedaure nichts“ (1955 bis 1963) und „Alles schmeckt nach Abschied“ (1964 bis 1970), die der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki als „eigenständigen Roman und als das vielleicht wichtigste Stück DDR-Literatur überhaupt“ bezeichnet hat.