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Kunst Dr. Schudt kehrt nach Vogelsang zurück

Freude in der Medizinhistorischen Sammlung in Gommern: Professor Dr. Wolfgang Keitel nahm ein Porträt des ersten Chefarztes entgegen.

Von Manuela Langner 06.04.2017, 09:00

Vogelsang l Mit seinem freundlichen, aber auch etwas abwartenden Blick empfängt Dr. Ernst Schudt ab sofort die Besucher der Medizinhistorischen Sammlung (MHS) in Vogelsang. Ein Porträt des ersten Chefarztes des 1899 gegründeten Krankenhauses hat in dieser Woche sein Enkel Dr. Ernst-Rainer Schudt an Professor Dr. Wolfgang Keitel, dem Sprecher der MHS, überreicht.

„Hier gehört es hin“, sagte Ernst-Rainer Schudt zur Übergabe des gerahmten Porträts, das er auf dem Dachboden gefunden hatte. Er selbst hatte seinen 1929 plötzlich verstorbenen Großvater nicht mehr kennengelernt und konnte deshalb auch nicht Licht ins Dunkel bringen, wie der Kontakt zu Sophie von Boetticher, der Begründerin der Heilstätte, entstanden war.

Professor Keitel räumte ein, dass in seinem Buch „Ein Krankenhaus erzählt“ nicht so viele Angaben über den ersten Chefarzt zu finden sind. Dank Dr. Elke Klitzschmüller gebe es jedoch einen WIR-Artikel, der sich mit Dr. Schudts Mitgliedschaft in fünf Vereinen beschäftigt. Drei Vereine hatte einen medizinischen Hintergrund, hinzukam der Verkehrsverein Magdeburg. „Und dann war er noch im Kraftwagenverein, obwohl er keinen privaten Pkw besaß“, erklärte Prof. Keitel. Kehrte Ernst Schudt von seiner Sprechstunde in Magdeburg mit dem Zug zurück, so stieg er in Wahlitz aus und ließ sich nicht etwa vom Fahrzeug des Krankenhauses abholen, sondern lief zu Fuß nach Vogelsang. Sein Sohn kam ihm entgegen. Für den Jungen hatte er immer eine Kleinigkeit in der Tasche.

Die Erzählung seines Vaters, wie Professor Keitel sie wiedergab, entspreche dem, was er über seinen Großvater gehört habe, sagte Ernst-Rainer Schudt. „Er war ein gütiger, aber auch strenger Vater.“ Bemerkenswert an ihm müsse sein Organisationstalent gewesen sein, was ihm beim Aufbau der Lungenklinik in Vogelsang sicherlich zugute gekommen sei.

„Vogelsang war ein ganz modernes Krankenhaus“, bestätigte Prof. Keitel und zählte unter anderem die strengen Hygieneregeln wegen der Ansteckungsgefahr und das erste Krankenfahrzeug - selbst die Magdeburger Krankenhäuser liehen es sich, weil sie noch keine eigenen hatten - auf.

In Vogelsang wohnte Dr. Ernst Schudt mit seiner Familie in der sogenannten Bergvilla, die für ihn gebaut worden war.

Aus einem Briefwechsel der Behringwerke in Marburg geht hervor, dass die Lungenklinik in Vogelsang unter ihrem Chefarzt Dr. Schudt an der Erprobung des Tuberkulins beteiligt war. Außerdem könnte Dichter und Arzt Gottfried Benn zu Schudts Zeit in Vogelsang gewesen sein. „Wir haben aber keine Angaben gefunden, dass er tatsächlich nach Vogelsang gekommen ist“, fügte Prof. Keitel hinzu. Denkbar ist aber, dass Benn sein vorklinisches Praktikum in Vogelsang gemacht hat.

Die Ausstrahlung, ruhige Lage und die Historie des Hauses sei auch nach über hundert Jahren noch ein entscheidender Punkt für die Patienten, sagte Thomas Schröder, Geschäftsführer der Helios-Fachklinik Vogelsang. Diese Faktoren spielten auch in einer Zeit, in der man immer tiefer in den Patienten hineingucken könnte, eine wesentliche Rolle. Thomas Schröder bedankte sich wie zuvor schon Prof. Keitel herzlich für das Porträt.