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Lostauer Kirche Barocke Malerei entdeckt

In der Lostauer Kirche sind bei Sanierungs- und Restaurationsarbeiten alte Deckenbretter gefunden worden, die barocke Malereien tragen.

Von Thomas Rauwald 09.08.2016, 06:00

Lostau l Sehr schnell sei nach der Bergung der alten Deckenbretter deutlich geworden, so der Restaurator Mathis Neithard Schubert, dass die Farbfassungen, also die malerische Gestaltung, bildhaften Charakter tragen. Er und der Körbelitzer Kirchenkenner Detlef Wagner sind sich einig, dass die Malereien einen sakralen Bezug haben. Solche Art Malereien waren auch in Kirchen Mitteldeutschlands Mitte des 18. Jahrhunderts üblich, was man sich heute kaum vorstellen könne.

Als der Kirchenanbau zur Schadensfeststellung durch den Holzexperten Jochen Schenk untersucht und die Decke geöffnet wurde, waren die Bretter sichtbar geworden. Sie waren mit der bemalten Seite nach oben eingebaut gewesen. Vorsichtig sind die Hölzer nach oben entnommen und vor der Kirche abgelegt worden.

Zunächst ergaben die Malereien keinen Sinn. Doch als die Bretter sortiert und hin und her geräumt wurden, kristallierten sich vier zusammenhängende Bretter heraus, die ein zusammengehöriges Motiv ergaben: eine belebte Himmelsdarstellung mit Mondgesicht, Sternen, dunklen Wolken.

Detlef Wagner sagt, dass man solche Himmelsdarstellungen vor allem in der Apsis von Kirchen findet. Da nun die Lostauer keine Apsis hat, könnte das auch mal eine Decke im Chorraum gewesen sein. Mathis Neithard Schubert: „Das muss durch eine Längenprüfung einfach mal festgestellt werden.“ Er schätzt, dass die Bretter rund viereinhalb Meter lang sind.

Ganz prägnant ist eine gelbe Mondsichel abgebildet, die in der Ikonologie für Christus steht, weiß der Kirchenexperte Detlef Wagner.

Die Belege der einstigen Lostauer Kirchengeschichte sind umfassend dokumentiert und auch vom Denkmalsschutz bewertet worden. Sie werden – wie in den nächsten Tagen das gesamte Kircheninnere ‑ einer Schädlingebekämpfung unterzogen.

„Der Gemeindekirchenrat sollte sich schon einmal Gedanken darüber machen, wie und wo die großformatigen Kostbarkeiten aufbewahrt und eventuell auch der Öffentlichkeit präsentiert werden können“, rät der Restaurator.

Nach den großen Wasserschäden der Elbhochwasser in den Jahren 2002 und vor allem 2013 wird die Kirche derzeit umfassend saniert, restauriert und konserviert.

Damit ist vor allem auch Mathis Neithard Schuber befasst. In mühevoller Arbeit hat er gemeinsam mit einer Assistentin die Kirchendecke gereinigt und konserviert. Die geometrischen Muster aus den 1930er Jahren heben sich nun wieder kontrastreich ab. Zudem hat der Restaurator Holzbalken von dicken Ölfarbschichten befreit. Die Ölfarbe habe den Hölzern sehr geschadet, denn das Holz konnte nicht trocken.

Die bunten Fenster bekommen neue Holzrahmen. Das Gestühl, das 2013 im Kirchen- inneren im Elbwasser dümpelte, wird aufgearbeitet. Altar und Kanzel werden restauratorisch behandelt. Innen gibt es neuen Putz. Die Kirche bekommt eine Heizung. Feuchte Putze werden erneuert.