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Marathongewinner Zwei Herzen in einer Brust

Der 21-jährige Paul Weinmann aus Genthin ist in der Freizeit leidenschaftlicher Läufer und im Alltag Gesetzeshüter.

Von Juliane Just 02.11.2016, 10:00

Genthin l „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ – den Satz, den Goethes Protagonist Faust im Jahre 1808 als Zerreißprobe ausruft, kann in der heutigen Zeit durchaus positiv gesehen werden. Auch Paul Weinmann aus Genthin, hat zwei Leidenschaften, die sich nur mit eiserner Disziplin vereinen lassen. Als leidenschaftlicher Läufer und gewissenhafter Polizist sind die Tage des 21-Jährigen lang.

Im Laufschritt zur Medaille: Vor knapp einer Woche schaffte der Sportbegeisterte es auf das Siegertreppchen beim 13. Magdeburg Marathon. In zwei Stunden 47 Minuten und 24 Sekunden rannte er die Mammutstrecke von 42 Kilometern. „Die Goldmedaille strebte ich nicht an. Mein persönliches Ziel war es, die Strecke unter drei Stunden zu schaffen“, erzählt Paul Weinmann. „Am Ende habe ich beides geschafft. Ein großartiges Gefühl.“

Als Siebenjähriger begann er mit dem Radsport. Neben Teilnahmen an Wettbewerben gehörten für ihn auch Urlaubsausflüge der besonderen Art dazu. Denn wenn andere Familien sich in das vollbepackte Auto setzen und zur Nordsee düsen, macht Familie Weinmann eine Radtour daraus. „Mit den Eltern und der Schwester unterwegs zu sein mochte ich sehr. Auch, wenn einem als Kind dann doch schneller die Beine schwer werden“, erzählt er. Die Leidenschaft zum Laufen entdeckte der schlanke 21-Jährige erst später. „Meine Eltern sind auch Läufer. Es wurde mir wohl in die Wiege gelegt“, sagt er. Als ihn die Leidenschaft einmal gepackt hatte, lief der Sportbgeisterte allen davon. In den vergangenen Jahren nahm er an zahlreichen Laufveranstaltungen in und um Sachsen-Anhalt und in ganz Deutschland teil. Heute ist er im Lauf- und Triathlonverein Genthin.

Nach dem Schulabschluss begann er, seinen Kindheitstraum zu verfolgen. „Seit meiner Kindheit wollte ich Polizist werden“, sagt Paul Weinmann. 2013 begann er ein Studium bei der Polizeifachhochschule in Aschersleben – der Weg zum Polizisten war geebnet. Seit zwei Monaten ist er nun als Kommissar in Genthin und sorgt in dem 20 Mann starken Team für frischen Wind.

Für jeden Menschen gibt es genügend Träume, die noch auf der Wunschliste stehen. Im vergangenen Jahr erfüllte sich Paul Weinmann einen weiteren. Er wollte an einem Triathlon teilnehmen. Drei Sportarten – 38 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen – standen dafür auf dem harten Trainingsplan.

Doch gibt es nicht auch für ihn Tage, an denen der innere Schweinehund sich gegen alles stemmt? „Das ist nur mit eiserner Disziplin zu schaffen“, erzählt er. „Wenn mein Trainingsplan vorsieht, dass ich heute 35 Kilometer laufen muss, dann tue ich das.“ Meist sei er jedoch ein wenig zu verbissen, gibt er zu. Bis zu 100 Kilometer stehen pro Woche auf dem Programm, wenn ein Laufevent bevorsteht – so viel sind andere mit ihrem Auto unterwegs.

Seit September muss er seinen Trainingsplan in seine 40-Stunden-Woche im Schichtbetrieb einarbeiten. In seinem Beruf als Polizist muss er zu 100 Prozent einsatzfähig sein. Als Kommissar im schutzpolizeilichen Bereich ist er für Verkehrskontrollen, Unfallaufnahmen oder Strafanzeigen zuständig. „Ich habe natürlich einen Heimvorteil in Genthin“, sagt er schmunzelnd. Ein Moment in der Ausbildungszeit blieb dem damaligen Polizeianwärter im Gedächtnis: „Wir waren natürlich auch in der Gerichtsmedizin. Dort zum ersten Mal eine Leiche sowie eine Obduktion zu sehen, war ein mulmiges Gefühl“.

Mit einer geladenen Waffe unterwegs zu sein, ist für den Kommissar kein mulmiges Gefühl mehr. „Wie jeder Polizist hoffe ich, dass ich die Waffe nie benutzen muss.“ Für seinen Beruf ist seine ruhige Art von Vorteil – in brenzligen Situationen müssen die Beamten sachlich abwägen. „Ein Kollege von mir sagte, dass neben mir eine Bombe hochgehen könnte und ich immer noch die Ruhe in Person wäre“, erzählt der 21-Jährige lachend.

Es ist 14 Uhr, die Frühschicht ist beendet. Wo für andere die kuschelige Couch ruft, streift Paul Weinmann seine Sportsachen über. „Jetzt werde ich noch eine kleine Runde laufen - zehn Kilometer“, sagt der 21-Jährige. „Ich kann da am besten abschalten.“