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Müllentsorgung Probleme bei der Umrüstung

Seit März gibt es das neue Abfall-System im Jerichower Land. Doch es läuft noch nicht rund.

Von Falk Heidel 14.04.2017, 01:01

Genthin/Burg l Im Fürhjahr 2017 gewöhnen sich die Menschen an ein neues Abfall-Erfassungssystem. Früher waren mit einer Jahresgebühr alle Leistungen bezahlt - schwarze, blaue, braune Tonnen, Sonder- und Grobmüll sowie Grünschnitt. Seit Anfang März gilt: Je mehr schwarze und braune Tonnen von der AJL geleert werden, umso höhen fallen die Gebühren aus. Zahlen müssen die Verbraucher ihre Jahresgebühren in zwei Etappen ähnlich der Stromabrechnung: Zunächst eine Grundgebühr im Voraus – im Folgejahr dann die individuelle Endabrechnung mit allen (per Chip) erfassten Tonnen-Entleerungen.

Doch sechs Wochen nach Einführung des sogenannten Ident-Systems knirscht es noch in selbigen.

Auf den Grundstücken unseres Landkreises stehen aktuell 60.000 schwarze Tonnen für den Restmüll. Ende vergangenen Jahres sind die ersten 53.000 Behälter mit den elektronischen Chips versehen worden. Diese Zahlen nennt Landkreis-Sprecherin Claudia Hopf-Koßmann auf Anfrage der Volksstimme. Januar bis März sind demnach weitere 6000 Gefäße umgerüstet worden, bleiben 1000 Tonnen übrig. Über die Gründe, warum noch nicht alle Tonnen umgerüstet sind, hält sich der Landkreis bedeckt.

Gleiches gilt für die Frage, wie viele neue Tonnen ausgeliefert werden mussten, weil sich alte Tonnenmodelle nicht umrüsten ließen. Dazu heißt es aus der Verwaltung: „Konkrete Zahlen können erst nach dem Umrüstungsprozess genannt werden.“

Noch ein weiteres Problem ist nicht behoben. Laut Satzung müsste jedes Grundstück nicht nur über eine schwarze, sondern auch über eine braune Biotonne verfügen. In Zahlen: 28.500 Grundstücke sind an der Abfallentsorgung angeschlossen, haben also eine schwarze Tonne. Aber nur 23.500 Haushalte haben auch eine braune Biotonne. Die Volksstimme-Frage, wann die restlichen 5000 Biotonnen ausgeliefert werden, vermochte der Landkreis nicht zu beantworten. Unkonkret formuliert ist die Aussage der Verwaltung: „Im Anschluss an die Umrüstung der Gefäße, wird der Benutzungszwang gegenüber den Grundstücksbesitzern zur Nutzung eines Bioabfallbehälters fortgeführt.“

Allerdings können sich Grundstücksbesitzer von diesem Anschlusszwang der Biotonne befreien lassen. Laut Christian Täger von der Umweltbehörde des Landkreises reicht ein formloser Antrag, inklusive eines Nachweises der Eigenkompostierung (per Foto).

Problem Nummer drei betrifft Verbraucher, die eine andere Größe ihrer schwarzen oder braunen Tonnen wünschen. Die Volksstimme weiß von mehreren unbearbeiteten Fällen. Betroffen ist unter anderem Thomas Jaeger aus Detershagen. Er schrieb kürzlich an die Redaktion: „Im November habe ich darum gebeten, meinen Restmüllbehälter von 120 Liter in eine 80-Liter-Tonne umzutauschen.“ Außer diversem Schriftverkehr war bis Mitte März nicht passiert. Oder doch: Ein Mitarbeiter kam im Dezember, um die Tonne zu tauschen, stellte Jaeger zufolge vor Ort jedoch fest, dass nicht getauscht werden könne, weil der alte Behälter bereits mit einem Chip versehen war.

Warum die Tonnen nicht getauscht werden können, begründet der Landkreis mit „einer Datenruhe während der Systemumstellung.“

Welche Auswirkungen hat der nicht erfolgte Austausch auf die Gebühren?

Claudia Hopf-Koßmann: „Diese Rückstände werden jetzt zeitnah aufgearbeitet. Sollte die Umtauschverzögerung eines Abfallgefäßes Auswirkungen auf die Entsorgungsgebühren haben, wird diese entsprechend bei der Abrechnung berücksichtigt.“

Im Zuge der Systemumstellungen musste der Landkreis mehrfach Kritik einstecken, weil die Behörde im vergangenen Jahr nacheinander zwei Ingenieurbüros mit der Konzeption der Umstellung beauftragt hatten. Mehrere Stimmen dazu gab es innerhalb des Kreistages. Zudem stellte der Möckeraner Helmut Unger im Kreistag wiederholt entsprechende Einwohnerfragen. Zur Volksstimme sagte er: „Aus meiner Sicht hätte die Behörde die Erfahrungen der AJL beziehungsweise aus anderen Landkreisen sehr viel kostengünstiger nutzen können.“

Unger fragte auch nach den Kosten für diese beiden Gutachterbüros. Antwort der Verwaltung: 193.000 Euro und 126.000 Euro.