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Neues Konzept Sinken unsere Abfall-Gebühren?

Ab dem Frühjahr gibt es ein neues Abfallsystem im Jerichower Land. Die Tonnen werden mit einem Chipsystem ausgerüstet.

Von Falk Heidel 09.09.2016, 01:01

Burg/Genthin l 152 Euro zahlt eine vierköpfige Familie aktuell dafür, dass ihre schwarze 80-Liter-Tonne alle 14 Tage entsorgt wird. Die anderen Tonnen (braun, blau) kommen gratis hinzu. Das gilt auch für die gelben Tonnen, für die der Landkreis jedoch nicht zuständig ist. Diese Gebühr ist schön einfach. Aber auch ganz schön teuer.

Aktuell laufen die europaweiten Ausschreibungen für einen neuen Entsorgungs-Zyklus (sieben Jahre) ab März 2017. Diese Umstellung wird mehrere Änderungen mit sich bringen. Eingeführt wird ein sogenanntes Ident-System.

Alle Rest- und Biotonnen werden mit einem Transponder ausgestattet, der eine Nummer enthält. Gespeichert sind auf diesem Chip Ort, Straße und Hausnummer sowie Behälterform (Größe und Abfallart) sowie Leerungsrhythmus. Dadurch kann jeder Behälter einem Grundstück zugeordnet werden.

Die Nummer des Transponders wird durch ein spezielles Gerät während der Leerung am Entsorgungsfahrzeug gelesen. So werden Datum und Uhrzeit jedes Leerungsvorgangs festgehalten. Damit zahlt der Verbraucher nur die tatsächlichen Leerungen.

Jedoch wird das neue Gebührensystem komplizierter, weil es aus mehreren Komponenten besteht. Erheben wird der Landkreis wohl eine Grundgebühr, die von der Größe der Tonne abhängig ist. Hinzu kommt dann eine weitere Gebühr für jede tatsächlich ausgeleerte Tonne. Bezahlen müssen wir ab nächstes Jahr für die schwarze und für die braune Tonne.

Im Umweltausschuss des Kreistages hatte Dietrich Dehnen einige Gebührenvarianten vorgestellt. Dehnen ist Geschäftsführer einer Berliner Entwicklungsgesellschaft namens Gavia, die an einem Entsorgungskonzept für den Landkreis arbeitet. Er favorisiert ein Gebührensystem, das auch im Saalekreis angewendet wird.

Auch dort gibt es ein Ident-System, mit dem der dortige Landkreis gute Erfahrungen gemacht habe. Dehnen zufolge sinkt mit dem Ident-System die Anzahl der Tonnenentleerungen. Denn: „Im Jerichower Land stellen die Menschen ihre Tonnen alle zwei Wochen an den Abfuhrtagen vor die Tür. Egal, ob die Tonne voll oder halbleer ist.“ Wenn die Verbraucher für jede Entleerung ihrer Tonne extra Zahlen müssen, stellen sie ihre Behälter seltener vor die Tür. Dehnen glaubt, dass bei 60 000 Behältern im Landkreis die Anzahl der Leerungen von 1,5 Millionen auf 700 000 fallen könnte.

Die Gründe dafür lieferte er gleich mit: „Es wird weniger Bauschutt und organischer Müll in den schwarzen Tonnen landen. Zudem werden die Grundstücksbesitzer den Eigenkompost-Anteil erhöhen.“Wie hoch werden die Gebühren konkret ausfallen? „Genau Beträge kann man zu diesem Zeitpunkt nicht nennen, weil vieles vom Ergebnis der europaweiten Ausschreibung der Müllabfuhr abhängt“, sagte Dietrich Dehnen.

Obwohl das Jerichower Land aktuell zu den teuersten Landkreisen bei der Müllabfuhr gehört, sagte Wolfgang Bernicke im Umweltausschuss: „Im Nachbarkreis Potsdam-Mittelmark liegen diese Kosten deutlich höher.“ Landrat Steffen Burchhardt geht davon aus, dass die Gebühren ingesamt sinken werden: „Allerdings muss man auch bedenken, dass die Umstellung auf ein neues System zunächst Kosten verursacht.“ Eine konkrete Summe lasse sich heute noch nicht beziffern. Eine neue Satzung für die Gebühren will der Kreistag im November beschließen.

Das sind die aktuellen Müllgebühren für alle Abfallarten außer Sondermüll, aber inklusive Abholung von fünf Kubikmeter Sperrmüll pro Halbjahr:

    • 240-Liter-Tonne: 458,40 Euro
    • 1100-Liter-Tonne: 2101 Euro

     „Mit dem neuen Gebührensystem können die Menschen abwägen zwischen der Behältergröße und der Anzahl der Entleerungen. Beides ist frei wählbar“, sagte Umweltausschuss-Vorsitzender Dr. Peter Sanftenberg.