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Rettungshunde Mit Karte und Kompass durch den Wald

Die Rettungshundestaffel des DRK-Regionalverbandes MD-JL und Bundeswehr-Reservisten übten in der Altmark Orientierungsmarsch.

Von Tobias Dachenhausen 02.08.2016, 12:00

Burg/Bittkau l Das kleine Mädchen Inga war beim Grillen mit der Familie und Bekannten am 2. Mai 2015 gegen 19.30 Uhr in Wilhelmshof bei Stendal spurlos verschwunden. Die Polizeidirektion Nord hat in diesem Fall mit Zustimmung des Innenministeriums die bisher höchste behördliche Belohnungssumme ausgesetzt – 25 000 Euro. Bisher gab es zwar eine ganze Reihe von Tipps, die aber alle nicht zum Erfolg führten. Zuvor wurde mit mehr als 1000 Einsatzkräften der Polizei, Feuerwehr und des THW nach dem Mädchen gesucht. Sie durchkämmten rund 4700 Hektar, das entspricht einer Fläche von 5000 Fußballfeldern. „Leider erfolglos“, sagt Katrin Wanderer, Staffelleiterin der Rettungshundestaffel des DRK-Regionalverbandes Magdeburg-Jerichower Land. Für die ehrenamtliche Formation war es einer der größten Einsätze der vergangenen Jahre. 18 Stunden haben sie nach dem Kind gesucht.

Um für diesen Ernstfall vorbereitet zu sein, muss trainiert werden. Das machen die ehrenamtlichen Hundeführer zweimal in der Woche. Zudem folgt jährlich eine Großübung wie am Sonnabend in Bittkau im Altmarkkreis. Zusammen mit Reservisten der Bundeswehr aus Burg und Schönebeck und den für die Verpflegung zuständigen Maltesern aus Magdeburg wurde ein sechsstündiger Orientierungslauf durch altmärkische Wälder organisiert. „Es ging darum, dass man sich auch in fremden Gebieten zurechtfindet. Das kann für den Einsatz extrem wichtig sein“, erklärt Wanderer. Mit Karte und Kompass in den Händenmussten zehn verschiedene Punkte angelaufen werden. Die Wege mussten angepeilt, Koordinaten bestimmt werden. Ein Smartphone kommt dabei nicht zum Einsatz. „Falls wir zu einem Einsatz in einem Gebiet gerufen werden, wo der Handyempfang schlecht ist, wären wir aufgeschmissen. Der Kompass ist das sicherste Orientierungsmittel“, macht die Staffelleiterin deutlich. Die Hundestaffel aus dem Regionalverband Magdeburg-Jerichower Land wird vor allem dann gerufen, wenn nach vermissten Personen gesucht wird. Vor allem in Waldgebieten außerhalb von Ortschaften. „Je nach Witterungslage kann einer unserer Hunde in 20 Minuten 30 000 Quadratmeter absuchen. Je mehr im Einsatz sind, desto mehr Fläche schaffen wir“, sagt die Staffelleiterin. Insgesamt haben sich 40 Teilnehmer am Orientierungslauf beteiligt.

Seit zwei Jahren arbeitet die Hundestaffel mit den Reservisten zusammen. Mit der Übung am Wochenende ist Wanderer zufrieden. „Es lief alles hervorragend“, macht sie deutlich. Derzeit besteht die Hundestaffel aus 13 Mitgliedern mit 19 Hunden. Darunter sind Mischlinge, Labradors oder Border Collies. Die Hunde müssen eine zwei- bis dreijährige Ausbildung zum Rettungshund absolvieren, um an Einsätzen teilzunehmen. Sie müssen einen gewissen Spieltrieb haben, freundlich gegenüber Menschen und Artgenossen sein und über eine entsprechende Kondition verfügen.

Katrin Wanderer ist mit ihrem Hund seit 14 Jahren dabei. „Es ist einfach ein sinnvolles Hobby“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Es vergehe allerdings kein Tag, an dem sie nicht mit dem Hund arbeitet, um bestens für einen Einsatz vorbereitet zu sein. „Wir sind praktisch 365 Tage im Jahr in Bereitschaft“, sagt sie. Und eben weil es so zeitintensiv ist, gestaltet sich die Nachwuchssuche schwierig. „Wir sind immer auf der Suche nach Mitstreitern, ob mit oder ohne Hund“, sagt Wanderer. Bei einem Probetraining wird dann geschaut, ob der Hund für eine entsprechende Ausbildung geeignet ist oder nicht. „Wenn er einen guten Eindruck macht, kann er an den Trainings natürlich teilnehmen“, sagt Wanderer. Oder vielleicht auch schon an der nächsten Großübung im kommenden Jahr, wenn es wieder mit Karte und Kompass durch den Wald geht.