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Stadtentwicklung Perspektive für Reimann-Haus?

Stellt Burg Geld für die Sanierung des Brigitte-Reimann-Geburtshauses bereit? Der Stadtrat muss darüber entscheiden.

Von Steffen Reichel 07.09.2016, 01:01

Burg l Es ist geplant, nicht nur für die Sanierung der Bahnhofstraße 5, sondern auch für die Sanierung des Nachbargebäudes Bahnhofstraße 6 Stadtumbaumittel bereitzustellen. Eine Obergrenze der Förderung für beide Objekte von 500 000 Euro ist im Gespräch.

Wie die Fachbereichsleiterin Bauen und Stadtentwicklung, Sonnhild Noack, dazu mitteilte, plant das Diakonische Werk im Jerichower Land den Erwerb und eine zeitnahe Gesamtsanierung beider Objekte. Dafür wurden nun Zuschüsse eingeplant, die mit einem noch vorzulegenden Konzept zu untersetzen sind. Die Mittel werden zu Lasten der geplanten Mittel für das Rolandquartier eingeplant.

„Ein fertiges Projekt gibt es noch nicht, vorerst nur eine Idee für die beiden Häuser, und man muss nun prüfen, wie diese Idee in die Rahmenbedingungen passt“, sagte der Geschäftsführende Vorstand des Diakonischen Werkes, Reinbern Erben, der Volksstimme.

Die Idee ist, aus den beiden Altbauten ein Embrace-Hotel zu machen. Das ist ein Hotel, das laut Definition als Integrationsbetrieb einen hohen Anteil von Menschen mit Behinderung beschäftigt und damit einen Beitrag zu deren gesellschaftlicher Teilhabe leistet.

„Unsere Idee fußt auf zwei Tatsachen. Erstens, dass es laut der aktuellen Tourismusstudie zu wenig Hotelkapazität in der Kernstadt gibt. Und zweitens, dass mehr reguläre Beschäftigungverhältnisse für Menschen mit Behinderung geschaffen werden müssen“, so Erben. In einem solchen Hotel könnten laut Erben fünf bis sechs Menschen aus dieser Zielgruppe arbeiten und nochmal so viele Arbeitnehmer ohne Behinderung.

Behinderte würden, so Erben weiter, aktuell vor allem in Werkstätten arbeiten, wo sie aber keine regulären Arbeitnehmer seien. Das wäre in einem Integrationsbetrieb, wie das angedachte Hotel einer sein würde, anders.

„Für Menschen, die für die Werkstatt zu fit sind und für den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht fit genug, wäre das eine Chance. Sie könnten dann einen wesentlichen Beitrag leisten und jeden Tag mit dem Gefühl Feierabend machen, diesen Beitrag auch geleistet zu haben“, so Erben weiter.

Europaweit gibt es mehr als 40 Embrace-Hotels, die einen Verbund bilden. Diese Hotels haben es sich „zur Aufgabe gemacht, die Welt nicht in Gewinner und Verlierer zu teilen“. In den Hotels arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Man hat sich dem Gedanken der Inklusion verschrieben, stellt die Besonderheit und die individuellen Bedürfnisse der Gäste und der Mitarbeiter in den Mittelpunkt und steht für einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel, nämlich dass menschliche Unterschiede normal sind und Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser Unterschiedlichkeit Rechnung tragen müssen.

Die Bahnhofstraße 5, seit vielen Jahren leerstehend und verfallend, ist das Geburtshaus der Schriftstellerin Brigitte Reimann. Später wohnte die Familie in der Neuendorfer Straße 2.

Vor allem kulturschaffende und kulturinteressierte Burger fordern seit langen, dass das Reimann-Geburtshaus eine Perspektive bekommt. Experten sagen, dass das Haus fünf weitere Jahre Leerstand nicht übersehen würde und dann abrissreif sei.