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Typisierung Mit einer Speichelprobe zum Retter

43 Spender haben sich am Donnerstag in der Burger Helios Klinik typisieren lassen. Es gehört nicht viel dazu, um in der Not zu helfen.

Von Tobias Dachenhausen 02.06.2017, 11:00

Burg l Es geht ganz schnell. Name, Vorname, Geburtsdatum, Adresse und Telefonnummer sowie eine Unterschrift auf einer Einverständniserklärung angeben. Damit versichert ein jeder Spender, dass er keine Krankheiten wie Gelbsucht, Malaria, HIV oder Krebs hat. Danach wird für ein paar Sekunden mit einem Wattestäbchen der Speichel im Mundraum aufgefangen. Die Wattestäbchen werden verpackt – und kommen dann nach Ulm zum Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland. Dort werden alle Daten anonym erfasst. Diese Datei steht allen Patienten im In- und Ausland zur Verfügung. „So kann es passieren, dass ein Deutscher für einen Patienten aus Australien als Spender in Frage kommt“, macht Lothar Hendrich von der Deutschen Stammzellspenderdatei Dessau (DSD) deutlich.

Bereits in der ersten Stunde am Donnerstagvormittag hat er 20 Spender begrüßen können. Einer von ihnen ist Phillipp Haselmeyer aus Magdeburg, der im Burger Krankenhaus arbeitet. „Es tut nicht weh. Und letztendlich möchte man den Menschen einfach helfen“, begründet er seine Teilnahme an der Typisierung. Bei seiner täglichen Arbeit im Krankenhaus kommt er ständig mit kranken Menschen in Berührung, da sei es selbstverständlich zu helfen, so der Magdeburger.

Phillipp Haselmeyer gehört seit Donnerstagmittag zu den 124.000 in der DSD registrierten möglichen Spendern. Laut Lothar Hendrich hätten 1400 davon bereits gespendet. Insgesamt sind bereits mehr als sieben Millionen Deutsche als Spender registriert. „Anders als bei einer Blutspende ist es nochmal schwieriger passendes Material zu finden. Darum ist es umso besser, je mehr Spender sich registrieren lassen“, erklärt Hendrich.

Kommt eine registrierte Person tatsächlich als Spender in Frage, ist die Umsetzung deutlich umfangreicher. Die DSD unterscheidet dabei zwischen einer peripheren Stammzell- und einer Knochenmarkspende. Bei der ersten Variante werden die Blutstammzellen nach Gabe eines Medikaments über mehrere Tage aus dem Knochenmark in das periphere Blut gespült und gesammelt. „Das kann vier bis fünf Stunden an ein bis zwei Tagen dauern, wird ambulant durchgeführt und erfordert keine Narkose“, sagt Lothar Hendrich. Alternativ, und das wäre die zweite Variante, können Stammzellen aus den Beckenknochen entnommen werden, wofür ein ein- bis zweitägiger Krankenhausaufenthalt erforderlich ist. Dort erhält der Spender eine Vollnarkose und die Entnahme erfolgt bei einem etwa einstündigen operativen Eingriff.

In Frage kommende Spender werden vorab umfassend informiert. Weitere Untersuchungen würden folgen. Jährlich erkranken nach Angaben der DSD 12.000 Menschen allein in Deutschland an Leukämie oder anderen Krankheiten des immun- und blutbildenden Systems. „Für viele dieser Menschen ist eine Spende die letzte Hoffnung“, betont Hendrich die Wichtigkeit. Und die Voraussetzungen für eine Typisierung sind denkbar einfach: Jeder, der gesund und zwischen 18 und 55 Jahre als ist, kann sich registrieren lassen. „Jeder, der sich als potenzieller Stammzellspender aufnehmen lässt, ist eine Überlebens-Chance für Blutkrebs-Patienten weltweit“, ergänzt Jana Uhlig, Klinikgeschäftsführerin der Helios Klinik in Burg. Die Zusammenarbeit zwischen Klinik und DSD hat am Donnerstag erstmals stattgefunden.

Enge Partnerschaften pflegt die DSD auch mit Schulen. „Es ist wichtig, dass wir bereits junge Leute über diese Form der Spende, deren Wichtigkeit sowie Hintergründe aufklären“, sagt Lothar Hendrich. Aus diesem Schulprogramm heraus haben bereits 74 junge Leute als Spender fungiert. Die DSD wurde 1992 als Knochenmarkspenderregister Sachsen-Anhalt gegründet und feiert am 16. Juni im Magdeburger Herrenkrug-Hotel ihr 25-jähriges Bestehen.

Für Phillipp Haselmeyer war das ganze Typisierungs-Prozedere nach wenigen Minuten beendet. „Ein einfacher Weg, um Menschen in Not später tatsächlich helfen zu können“, sagt er und geht wieder an die Arbeit – mit dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.