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Verkehrsbilanz Blechschäden, Verletzte und viel Wild

2763 Mal hat es 2016 auf den Straßen des Jerichower Landes gekracht. Ein Blick in die Verkehrsunfallbilanz des Polizeireviers.

Von Tobias Dachenhausen 10.03.2017, 05:00

Burg/Genthin l Auf der Kanalbrücke zwischen Hohenwarthe und Niegripp ist im Februar vergangenen Jahres ein 59-jähriger Dacia-Fahrer beim Durchfahren einer Linkskurve auf die Gegenfahrbahn geraten und berührte mit seinem Fahrzeug seitlich zwei entgegenkommende Transporter. Durch diesen Aufprall drehte sich der Dacia, legte sich auf die Seite und stieß dann frontal gegen ein drittes entgegenkommendes Fahrzeug. Der Dacia brannte in der Folge komplett aus. Der Notarzt vor Ort konnte bei dem Unfallverursacher nur noch den Tod feststellen. Es war einer von vier tödlichen Verkehrsunfällen auf den Straßen des Landkreises im vergangenen Jahr. Zwei weniger als noch 2015. Jedoch: „Vier Tote sind immer noch vier zu viel“, sagt Nadine Raabe-Goldermann, Revierleiterin des Jerichower Landes.

Die Verkehrsunfallstatistik des Polizeireviers Jerichower Land weist für das Jahr 2016 insgesamt 2763 Unfälle aus. Ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 108 Unfällen. „Wir bewegen uns hier aber seit Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau“, so die Revierleiterin. Bei diesen Unfällen wurden 353 Menschen verletzt, 78 davon schwer. Beim Großteil der Kollisionen blieb es bei Blechschäden. Als Hauptunfallursache gelten Parkplatzrempler, falsche Fahrbahnbenutzung, zu hohe Geschwindigkeit sowie Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren. Unübertroffen bleiben aber auch 2016 die Wildunfälle. In Zahlen: 913 mal, und damit so häufig wie noch nie, sind Autofahrer mit Rehen oder Wildschweinen kollidiert. Das macht ein Drittel aller Unfälle auf den Straßen des Landkreises aus. „Es ist ein Landkreis mit großer Fläche und viel Wald. Und letztendlich spiegeln die Zahlen auch den Landestrend wider“, betont Raabe-Goldermann.

Ein Problem, dass sich durch den gesamten Landkreis zieht. Vorfälle gibt es sowohl auf der B1, der B 107 als auch auf der Landesstraße 52 zwischen Niegripp und Hohenwarthe. „Ob Flatterbänder oder Reflektoren, wir haben alles versucht. Für ein paar Tage stellt sich kurzfristig eine Wirkung ein, aber sobald sich die Tiere daran gewöhnt haben, ist alles wie vorher“, macht Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch deutlich. Der Bund hat das Problem erkannt und will unter Führung des Verkehrsministeriums in einem bundesweit einmaligen Projekt an vier Strecken im Land eine Kombination von optischen und akustischen Warnsystemen erproben. Jedoch nicht hier im Landkreis. Die Strecken liegen im Altmarkkreis Salzwedel, im Landkreis Stendal, Anhalt-Bitterfeld sowie im Landkreis Börde (Volksstimme berichtete).

Zurück ins Jerichower Land: Erfreulich ist die Entwicklung der Zahlen bei den Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Personen zwischen 18 und 25 Jahren. Bei 288 Kollisionen waren sie im vergangenen Jahr beteiligt, 400 weniger als noch im Jahr 2009. „Vor Jahren war das noch unsere Hauptzielgruppe. Und hier haben sich die Zahlen kontinuierlich verbessert. Dieser Trend sollte so weitergehen“, macht Nadine Raabe-Goldermann deutlich. Die größten Probleme in dieser Altersgruppe sind die Geschwindigkeit und der falsche Abstand, gut ein Drittel der Unfälle resultieren daraus.

Bei den älteren Verkehrsteilnehmern hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum etwas geändert. Senioren ab 65 Jahren waren wie 2015 auch an 494 Unfällen beteiligt, davon haben sie im vergangenen Jahr 355 selbst verursacht.

Ein verstärktes Augenmerk wird das Polizeirevier weiterhin auf die Radfahrer haben. Sie waren an 112 Unfällen beteiligt, davon ereigneten sich 100 innerorts. Mit Verkehrserziehung und präventiven Maßnahmen will die Polizei hier agieren. „Der Bedarf ist weiterhin da. Wir werden auch unsere Kontrolltätigkeit in diesem Bereich aufrecht erhalten“, macht die Revierleiterin deutlich. Dass das unbedingt notwendig ist, zeigen auch die Zahlen. Bei den 112 Unfällen mit Radfahrern gab es 76 mit Personenschaden. „Hier müssen wir noch mehr sensiblisieren. Das Fahrrad hat nun mal keine Knautschzone“, so Pressesprecher Kriebitzsch.