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Wildunfälle Wenn verliebtes Reh den Weg kreuzt

Verliebtes Rehwild ist derzeit unterwegs. Im Jerichower Land gibt es deutlich mehr Wildunfälle als noch vor einem Jahr.

Von Tobias Dachenhausen 04.08.2016, 08:00

Burg/Genthin l Eine 46-jährige Fahrzeugführerin kollidierte am 25. Juli auf der Bundesstraße 246a zwischen Stegelitz und Madel mit einem plötzlich die Fahrbahn querenden Stück Rehwild. Trotz Gefahrenbremsung konnte die Pkw-Fahrerin den Zusammenstoß nicht verhindern. Das Wild verendete an der Unfallstelle. Der Dacia wurde beschädigt.

Ähnlich ist es einem 45-jährigen BMW-Fahrer auf der Bundesstraße 1 zwischen Reesen und Burg ergangen. Er kollidierte am 18. Juli ebenfalls am späten Abend mit einem von zwei plötzlich die Fahrbahn querenden Tieren. Am Fahrzeug entstand Sachschaden. Das Tier sprang nach der Kollision wieder auf und verschwand.

Am gleichen Abend konnte auch ein 27-Jähriger in der Genthiner Bahnhofstraße trotz eingeleiteter Gefahrenbremsung einen Zusammenstoß nicht verhindern. Hier verendete das Reh noch am Unfallort. Dem Mann ist nichts passiert, es blieb bei Sachschaden.

Drei von bislang 441 Wildunfällen im Jerichower Land. Das sind knapp 100 mehr als noch im vergangenen Jahr zum gleichen Zeitpunkt (351). „Wir sprechen hier schon von einer deutlichen Steigerung“, sagt auch Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch. Wildunfälle bleiben im Jerichower Land die Hauptunfallursache Nummer eins. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 761. „Auch in den Jahren zuvor sind es immer um die 800 gewesen, mal etwas mehr, mal etwas weniger“, so der Polizeisprecher. Dabei verteilen sich Unfälle konstant über das Jahr. „Lediglich im Herbst gibt es einen kleinen Ausschlag von zehn bis 15 Unfällen mehr“, erklärt Kriebitzsch. 2016 kam es im Juni zu 68 Wildunfällen, sieben mehr als im gleichen Monat des vergangenen Jahres.

Im Sommer sei „verliebtes Rehwild unterwegs“, begründet die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dass es an den Tagen, an denen es lange hell ist, zu Unfällen kommt. „Das Rehwild läuft in dieser Zeit besonders sorglos über die Straßen. Auf der Suche nach einem Partner überqueren sie die Straßen nicht nur in der Dämmerung, sondern auch tagsüber“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Seit Jahren versucht man seitens der Polizei der Haupt-unfallursache im Landkreis Herr zu werden. „Wir sind da natürlich auf unserer Kooperationspartner angewiesen“, macht Kriebitzsch deutlich. Verschiedene Maßnahmen wie Duftmarkierungen oder Reflektoren, die das Licht der Autos in unterschiedlichen Farben abstrahlen, funktionieren nur über einen kurzen Zeitraum. „Bei den Duftmarkierungen tritt vielleicht drei Wochen nach der Installation eine Besserung auf, aber dann setzt auch ein Gewöhnungseffekt ein“, erklärt der Polizeisprecher.

Autofahrer sollten daher Verkehrszeichen, die auf Wildwechsel hinweisen, ernst nehmen. Einen konkreten Unfallschwerpunkt im Kreis gibt es allerdings nicht. „Die Fruchtfolge der Landwirtschaft spielt eine große Rolle und die ändert sich von Jahr zu Jahr“, sagt der Polizeisprecher. Für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sind in diesem Zusammenhang vor allem abwechslungsreiche Landschaften mit Wiesen, Feldern und Wald, aber auch geschlossene Wälder, gefährlich für Autofahrer. Das trifft auf weite Teile des Landkreises zu. Dennoch geschehen die meisten Unfälle entlang der Bundesstraßen, wie die aktuellen Fälle zeigen. „Dort, wo viel Verkehr ist, wird immer auch am meisten passieren“, bringt es Kriebitzsch auf den Punkt.