1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Lorica verfolgt Widerspruch nicht weiter

Windkraft Lorica verfolgt Widerspruch nicht weiter

Die Lorica Energiesysteme will das Widerspruchsverfahren für den von ihr beantragten Windpark Zeppernick nicht weiter verfolgen.

Von Stephen Zechendorf 28.07.2016, 11:00

Möckern/Zeppernick l  Derweil liegt ein neuer Entwurf des Regionalen Entwicklungsplanes für die Region vor. Und in dem ist der Bereich bei Zeppernick als Eignungsgebiet für die Nutzung von Windenergie ausgewiesen. Wie berichtet, wollte das Unternehmen Lorica zwischen den Orten Möckern, Zeppernick und Loburg zwölf Windkraftanlagen errichten, doch der Landkreis Jerichower Land als zuständige Naturschutzbehörde hatte letztlich die Zustimmung versagt. In einer am Dienstag verbreiteten Pressemitteilung erklärt das Unternehmen Lorica, man ziehe den gegen diese Verweigerung beim Landesverwaltungsamt eingereichten Widerspruch zurück. Das Landesverwaltungsamt in Halle bestätigte gestern auf Volksstimme-Nachfrage den Eingang eines solchen Schreibens: „Die Rücknahme ist gestern hier eingegangen. Das Widerspruchsverfahren hier ist damit beendet“, hieß es gestern.

Nach eigener Aussage führt die Lorica Energiesysteme seit dem 9. November 2012 das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren für die Errichtung und den Betrieb von zwölf Windenergieanlagen (WEA) in den Gemarkungen Zeppernick und Brietzke. „Wie bereits bei den früheren, erfolgreichen Umsetzungen mehrerer Windenergieprojekte in Sachsen-Anhalt hat die Lorica Energiesysteme auch in diesem Verfahren zahlreiche detaillierte Untersuchungen über das Vorhabengebiet und die Auswirkungen der geplanten WEA beauftragt“, heißt es in dem Schreiben des Unternehmens. Die Lorica habe durch auf solche Untersuchungen spezialisierte Planungs- und Ingenieurbüros sowie durch anerkannte Ornithologen nicht nur das geplante Windeignungsgebiet, sondern auch die großräumig angrenzenden Flächen untersuchen lassen.

„Im Ergebnis dieser mehrjährigen Untersuchungen ist die Lorica auch weiterhin der festen Überzeugung, der Genehmigungsbehörde einen genehmigungsfähigen Antrag eingereicht zu haben.“

Doch gerade die umwelt- und naturschutzrelevanten Faktoren waren es, die den Landkreis Jerichower Land dazu bewogen hatten, eine Genehmigung für den Bau von Windkraftanlagen an dieser Stelle zu verweigern. Die Region bei Zeppernick gilt als Lebens- und Rückzugsraum für streng geschützte Vogelarten, wie den Milan und die seltene Großtrappe.

Das Windkraftunternehmen stellt fest, man müsse „nach nunmehr vier Jahren Verfahrensdauer und einer Vielzahl vorgelegter Fachgutachten zur Kenntnis nehmen, dass bei den für Artenschutz zuständigen Naturschutzbehörden des Landes keine Gesprächs- und Kompromissbereitschaft zur Auflösung der festgefahrenen Ablehnungshaltung zu erkennen ist“.

Mit dem Beschluss, den Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid des Landkreises Jerichower Land freiwillig zurückzuziehen, wolle man „einen Beitrag für eine Versachlichung der öffentlichen Diskussion um die Windenergienutzung in Sachsen-Anhalt leisten“, schreibt das Unternehmen. Ungeachtet dessen werde sich die Lorica „wie bisher einem sachlichen Dialog für die Nutzung der erneuerbaren Energien und insbesondere für die Nutzung der Windenergie am Standort Zeppernick und Brietzke nicht verschließen.“ Man wolle auch zukünftig mit der Realisierung weiterer Projekte an einem guten Gelingen der Energiewende in Sachsen-Anhalt mitwirken.

Eine Grundlage für weitere Projekte in Sachen Windkraftanlagen in Sachsen-Anhalt bereitet derzeit die Regionale Planungsgemeinschaft Magdeburg (RPM) vor. Die RPM hat die Aufgabe, die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen an den Raum der Planungsregion (Wohnnutzung, landwirtschaftliche Nutzung, Flächen für Natur und Landschaft und andere) aufeinander abzustimmen, um Konflikte auszugleichen. Auch werden dabei geeignete Standorte für Windenergieerzeugung ausgewiesen.

Die Ergebnisse, welche die Planungsgruppe erarbeitet, werden zusammengefasst im Regionalen Entwicklungsplan (REP), der etwa alle 10 Jahre aktualisiert werden muss. In dem nun vorgelegten Entwurf wird erstmals auch der bisher unbeplante Bereich zwischen Loburg und Zeppernick beplant. Das Gebiet wird als Eignungsgebiet für die Nutzung von Windkraft ausgewiesen.

Wenngleich im Genehmigungsverfahren durch den Landkreis Jerichower Land zum Lorica-Antrag Untersuchungen erfolgt waren, die zur Ablehnung geführt hatten, sieht die Planungsgemeinschaft RPM bei Zeppernick durchaus die Möglichkeit für Windkraftanlagen und bezeichnet das Areal als „Suchraum 128“. In dem Begleittext zu diesem Suchraum heißt es: „Für den Bereich des Suchraums gibt es Hinweise der Vogelschutzwarte auf mögliche Konflikte mit dem Vogelschutz. Belange des Vogelschutzes können im weiteren Verfahren dazu führen, dass der Suchraum nicht als Gebiet für die Nutzung der Windenergie zur Verfügung stehen wird. Die Erkenntnisse aus dem Genehmigungsverfahren wird die Regionale Planungsgemeinschaft Magdeburg aufgreifen und in die weitere Planung einbeziehen.“ Der Planungsgemeinschaft ist bekannt, dass konkrete private Interessen an der Nutzung der Windenergie vorliegen.

Die Magdeburger Planungsgemeinschaft zieht für ihre Suche nach geeigneten Standorten einen Kriterienkatalog heran, der zwischen harten und weichen Ausschlusskriterien unterscheidet. Dabei geht es etwa auch um die Ansiedlung streng geschützter Vogelarten, die ein Gebiet zur Tabuzone machen können.

Der am 30. Juni veröffentlichte Entwicklungsplan-Entwurf sorgt dafür, dass die Zurücknahme des Widerspruchs von Lorica bei der Zeppernicker Bürgerinitiative keine Freude auslöst. „Das ist keine Erfolgsmeldung für uns“, kommentierte der BI-Sprecher Henry Bartholomäus gestern in einer ersten Stellungnahme gegenüber der Volksstimme. Er fürchtet, dass das Unternehmen auf Grundlage der neuen Planungsentwürfe einen neuen Antrag zum Bau von Windkraftanlagen im Planungsgebiet stellen wird. „In der Vergangenheit wurden in unserer Region neue Tatsachen geschaffen“, so Bartholomäus. Er meint damit den deutlichen Rückgang von Rotmilanen rund um Zeppernick.

In den zurückliegenden Jahren waren im direkten oder näheren Umfeld des geplanten Windparkes zwischen Zeppernick, Dalchau, Kalitz, Loburg und Möckern wiederholt zerstörte oder entfernte Milanhorste zur Anzeige gebracht worden. Die Polizei hatte jedoch keine Täter ermitteln können und die Verfahren eingestellt. Bundesweit erheben immer wieder Bürgerinitiativen gegen Windkraft sowie Naturschützer den Vorwurf, dass Milanhorste ausgerechnet dort verschwinden, wo Windkraftanlagen errichtet werden sollen. Im Falle des Vorhabens bei Zeppernick hatte das planende Unternehmen solche Vorwürfe streng zurückgewiesen.