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Treffen im Wald "Holznot war nie groß“

Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Letzlinger Heide kamen an Versuchspflanzung zusammen.

Von Gesine Biermann 27.07.2015, 03:00

Roxförde l Wenn eine „Versuchsanpflanzung“ als Versammlungsort genannt ist, verbindet das wohl kaum jemand mit einer gemütlichen Örtlichkeit. Die Versuchsanpflanzung Roxförde ist indes genau das: Auf dem Areal von Gunnar Itagaki lässt es sich nämlich gemütlich sitzen. Ein kleines Festzelt, frischer Kuchen, Kaffee und ein angeheizter Grill taten ein Übriges, dass sich die Waldbesitzer am Freitagabend richtig wohl fühlten.

„Ohne Wässern geht es beim Baumhasel gar nicht.“

Gunnar Itagaki, Vorsitzender FGB

Als Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FGB) Letzlinger Heide begrüßte Itagaki schließlich die Gäste und informierte auch gleich darüber, was gerade auf der Versuchsanpflanzung unmittelbar neben dem Zelt geschieht. Dort nämlich wachsen, neben neu gepflanzten Douglasien, seit etwa einem Jahr mit Baumhasel ganz besondere Bäume.

„Birke und Kiefer haben den Weg zurück gut geschafft.“

Gerhard Henke, Forstamtsleiter i.R.

Aufmerksam geworden war der FBG-Chef auf diesen besonderen Baum, der ursprünglich aus Afghanistan stammt, durch einen Artikel in einer Fachzeitschrift, der dem Baumhasel seine „außerordentliche Trockenresistenz und Toleranz gegen Kälte“ bescheinigt. Zudem wachse der Baumhasel rasch und biete wertvolles Holz, das in der Möbelindustrie begehrt sei.

All das „klang so interessant“, dass er einen Versuch startete, so Itagaki. Als so trockenresistent wie beworben stellten sich die Bäumchen indes doch nicht heraus. Itagakis Fazit: „Ohne Wässern geht es beim Baumhasel gar nicht.“ Wesentlich härter im Nehmen sei die Douglasie, die im selben Versuch gepflanzt wurde: „Obwohl es kaum geregnet hat, sind die Bäume dennoch grün.“

Von Experimenten – gelungenen und glücklosen – konnte schließlich auch Gerhard Henke, Forstamtsleiter im Ruhestand, berichten. Er entführte die Gäste in seinem Vortrag über die Geschichte des altmärkischen Waldes in lang vergangenen Zeiten, nämlich 10?000 Jahre zurück. Damals war das Gebiet nach der Eiszeit langsam wieder zu einem Wald geworden. Am schnellsten zurückgekehrt waren Birke und Kiefer. „Sie haben den Weg gut geschafft.“ Und auch Eiche und Haselnuss hatten sich schnell wieder angefunden. Bummelletzte sei schließlich die Rotbuche gewesen, so Henke.

Dafür, dass die Vorfahren mit den ihnen zur Verfügung stehenden Holzvorräten indes lange nicht so klug umgingen wie es heute praktiziert wird, hatte Henke schließlich zahlreiche Beispiele mitgebracht: So konnte bereits im 18. Jahrhundert der Bedarf an Holz nicht mehr selbst gedeckt werden – obgleich „in der Altmark die Holznot nie so groß war“, wie Henke versicherte.

„Hans Carl von Carlowitz, prägte den Begriff der Nachhaltigkeit.“

Gerhard Henke, Forstamtsleiter i.R.

1713 – vor dem Hintergrund zunehmender Holznot –prägte Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann in Kursachsen schließlich den Begriff der Nachhaltigkeit und wurde so zum Retter des deutschen Waldes. Die Ortschaft Letzlingen wurde 1750 schließlich sogar zu einem der Vorreiterorte. Hier nämlich gab es eine der ersten Samendarren, zur Nachzucht von Nadelbäumen.

Bis zur heutigen, wissenschaftlichen Forstwirtschaft führte der Weg allerdings auch noch durch die DDR-Zeiten. Auch diese barg zahllose Fehler – Henke berichtete zum Beispiel sehr amüsant von der glücklosen Anpflanzung sibirischer Kiefern.

Nach einem kleinen Imbiss gingen die Waldbesitzer noch auf Exkursion mit Revierförster Ralf Pieper. (Mehr davon lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben.)