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Schwanenfamilie Vorbildlich: alleinerziehender Vater

Nach dem Tod der Schwanenmutter Cindy kümmert sich Schwanenvater Cäsar allein um seinen Nachwuchs.

Von Andreas Puls 21.08.2015, 17:48

Gardelegen l Die Nachricht vom Tod der Schwanenmutter Cindy sorgte Mitte Juni für Schlagzeilen und erweckte viel Anteilnahme unter tierlieben Gardelegern. Zunächst fragten sich viele, auf welche Weise der Schwan ums Leben kam. Hatte er sich verletzt oder ist er möglicherweise sogar Opfer von Tiermisshandlungen geworden? Das Ehepaar Ingeborg und Ulrich Köhn aus Gardelegen, das sich seit Jahren intensiv um die Schwäne am Stadtgraben kümmert, scheute keinen Aufwand und brachte das tote Tier zur Untersuchung ins Veterinäramt nach Stendal. Dort wurde festgestellt, dass Cindy an einer bakteriellen Infektion gestorben war (wir berichteten).

Vor allem stand aber seinerzeit die Frage im Raum, ob es Schwanenvater Cäsar schaffen würde, seine Jungen nun allein zu versorgen. „Und wie er das schafft“, freut sich nunmehr Ingeborg Köhn. Die 75-Jährige ist selbst überrascht, wie schnell der Witwer offenbar verstanden hat, dass er nun allein für seinen Nachwuchs verantwortlich ist, wie hingebungsvoll er diese Rolle erfüllte und nach wie vor erfüllt. „Er hat sich vom ersten Tag an äußerst intensiv um die sechs verbliebenen Kinder gekümmert. Und alle sind mittlerweile zu kräftigen Jungschwänen herangewachsen. Wenn man so sagen kann, sind sie jetzt Teenager. Und sie benehmen sich auch so“, freut sich Ingeborg Köhn.

Zwei der anfangs acht Schwanenküken waren schon bald nach dem Schlüpfen gestorben - eines offenbar krankheitsbedingt; das andere hatte sich am Gewässerrand verfangen. Kurz nachdem Schwanenmutter Cindy verstorben war, stand es auch um eines der verbliebenen sechs Jungschwäne schlecht. Angelhaken mit Sehne hatten sich in seinem Fuß gebohrt. Köhns brachten den verletzten Wasservogel zum Tierarzt. Er überlebte und wurde nach einigen Tagen wieder seiner Familie übergeben

Ingeborg Köhn schaut täglich, oftmals sogar zweimal, zu der Schwanenfamilie am Stadtgraben und macht täglich ihre Beobachtungen. Sie ist beeindruckt, wie umsichtig Cäsar seine Jungen umsorgt und sie auch gegen mögliche Gefahren verteidigt. Kürzlich war die Rentnerin wieder am Stadtgraben, als der Schwanenvater plötzlich drohend zischte. Der Grund war eine Katze, die entlang des Schilfgürtels schlich. „Cäsar hatte sie schon viel eher entdeckt als ich und warnte sie mit seinem Zischen“, erzählt Köhn. Sie ist auch beeindruckt darüber, für welche Anteilnahme der Tod von Schwanenmutter Cindy bei vielen Gardelegern sorgte – ebenso wie das weitere Schicksal der verbliebenen Familie.

„Ich habe wirklich den Eindruck, dass viele Menschen sensibilisiert wurden und seitdem besonders auf die Schwäne achten. „Neulich war ich wieder hier und eine Gruppe Jugendlicher ging vorüber. Einen von ihnen hörte ich sagen: ‘Guckt mal, da ist der alleinerziehende Vater‘. Das fand ich richtig schön“, schmunzelt Ingeborg Köhn. Köhns haben den Schwänen übrigens auch ihre Namen gegeben. „Cäsar ist ein außergewöhnlich großer, prächtiger Schwan. Da passte der Name Cäsar optimal. Seine Partnerin sollte, dazu passend, ebenfalls einen Namen mit dem Anfangsbuchstaben C erhalten. Da haben wir sie Cindy genannt“, erklärt die Gardelegerin. Die Vorgänger-Schwanenpaare im Stadtgraben hießen übrigens – von Köhns so getauft – Anton und Antje beziehungsweise Benno und Berta. Letzteres Paar war übrigens von Cäsar und Cindy aus dem Stadtgraben vertrieben worden. Auch um sie kümmerten sich Köhns liebevoll. Und machten ein neues, geeignetes Zuhause für sie ausfindig. Benno und Berta wurden umgesiedelt.