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Nach Umbettung Neue Kriegsgräberstätte

Auf dem Gardeleger Friedhof wird eine restaurierte Soldaten-Statue aufgestellt.

Von Ilka Marten 03.09.2015, 20:12

Gardelegen l 197 Opfertote aus dem Ersten Weltkrieg wurden vor einigen Wochen vom Kriegsgefangenenfriedhof mitten im Wald bei Zienau auf den Gardeleger Friedhof umgebettet. Nun sollen sie dort eine würdige Kriegsgräberstätte erhalten – mit dem Denkmal des restaurierten französischen Soldaten. Darüber informierte Fachbereichsleiterin Birgit Matthies vom Ordnungsamt die Sozialausschussmitglieder. Es ist ein langjähriges Projekt, das mit dem Fund der Soldaten-Statue in einem Panzerloch durch zwei Pilzsammler im Spätsommer 2012 begann. Inzwischen ist die Statue saniert, Restaurator Thomas Groll fertigte nach Fotos auf alten Postkarten einen neuen Kopf für das Denkmal.

Das Denkmal und die Fläche mit den 197 Opfern, vor allem russische Soldaten, grenzen direkt an die Kriegsgräberstätte für deutsche Kriegstote aus dem Ersten Weltkrieg an. „Aus meiner Sicht eine würdevolle Stätte und ein gutes Zeichen, dass sie an das Gräberfeld der deutschen Soldaten grenzt“, sagte Hans-Joachim Becker, Kreisverbandsvorsitzender des Volksbundes der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. „So gedenken wir aller Opfer von Krieg und Gewalt“, ergänzte er.

Die steinerne Statue war für gut vier Jahrzehnte bis zu ihrem Fund 2012 verschollen. Der Soldat war Teil eines Monumentes, das 1914 auf dem Gardeleger Friedhof aufgebaut worden war, finanziert von Kriegsgefangenen mehrerer Nationen. Nach Ausbruch der Typhusseuche wurde auf dem Gelände des Gefangenenlagers ein Friedhof errichtet – mit eigener Kapelle. Das Monument wurde vom Gardeleger auf den Zienauer Friedhof umgesetzt. Anfang der 1960er Jahre wurden die Gräber beseitigt. Die Kapelle soll noch bis in die 1970er Jahre gestanden haben, auch der steinerne Soldat, damals schon ohne Kopf. Irgendwann war auch der Torso verschwunden – bis 2012. Die Statue wurde dann von der Bundeswehr mit schwerer Technik geboren und eingelagert. Gemeinsam mit dem Kultur- und Denkmalpflegeverein hat die Gardeleger Stadtverwaltung die Sanierung der Statue auf den Weg gebracht.

Ursprünglich sollte das Denkmal schon am 3. August 2014, anlässlich der 100. Wiederkehr des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, auf dem Gardeleger Friedhof aufgestellt werden. Doch daraus wurde nichts. Denn die Stadt hatte für die Sanierung der Statue beim Landesverwaltungsamt Fördergeld beantragt. Die Behörde sagte eine 100-prozentige Förderung zu – aber nur dann, wenn die Toten aus dem Wald bei Zienau umgebettet werden.

Die Konzeption für die neue Kriegsgräberstätte begleitet haben die Stadtverwaltung, der Gardeleger Kultur- und Denkmalpflegeverein und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Neben Hans-Joachim Becker waren auch Anette Bernstein und Wally Schulz vom Kultur- und Denkmalpflegeverein bei der Vorstellung des Konzepts im Sozialausschuss dabei. Geldgeber und Herr des Vefahrens ist das Landesverwaltungsamt, die Stadt begleitet die Arbeiten vor Ort. Bisher liefen Kosten in Höhe von 24 000 Euro auf, alles aus Landesmitteln finanziert. Matthies rechnet am Ende mit etwa der doppelten Summe. Denn am Soldaten werden links und rechts zwei Tafeln aufgestellt. Eine wird das Totenbuch mit den Namen der Opfer sein, die andere eine Beschreibung der Gedenkstätte bieten. Die Stadt finanzierte nur die Baggerstunden bei der Ausgrabung der Toten bei Zienau, da Stadtmitarbeiter Sven Rasch den Bagger fuhr.

Eine große Hilfe sei die Bundeswehr gewesen. Sie hat nach Ende der Grabungsarbeiten im Zienauer Wald im Juni die Fläche mit schwerer Technik kostenlos wieder eingeebnet. „Das waren riesige Wälle und Schluchten im Wald“, so Matthies. „Die Zusammenarbeit mit der Altmark-Kaserne hat sehr gut geklappt“, betonte sie.

Die Statue werde auf dem Gardeleger Friedhof mit Blick zur Kriegsgräberstätte der deutschen Soldaten aufgestellt sein, berichtete Matthies gestern. Am 15. November, anlässlich des diesjährigen Volkstrauertrages, soll die neue Gedenkstätte mit der Soldaten-Statue offiziell eingeweiht werden. Matthies ist optimistisch, dass dieser Termin gehalten werden kann. Hans-Joachim Becker betonte, dass er am 15. November auf viele Gäste hoffe. „Denn in den vergangenen Jahren habe ich bei Veranstaltungen am 27. Januar, am 13. April oder am Volkstrauertag die politischen Vertreter vermisst“, so Becker. Das Erscheinen sei wichtig, um die Bedeutung solcher Tage zu unterstreichen. Außerdem sollen an diesem Tag 27 Gebeine von russischen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Ehrenhain bestattet werden.