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Autorenlesung Er hat das Können, zu unterhalten

„Das Leben ist (k)eine Kunst“ lautet der Titel des neuen Buches von Wladimir Kaminer. Er las am Mittwoch in Gardelegen.

Von Anke Kohl 01.10.2015, 19:51

Gardelegen l Alkoholische Freigetränke in Mengen und Schulterklopfen gibt es am Mittwochabend nicht, als Wladimir Kaminer zur Lesung im Schützenhaus eintrifft. Genau das hat er bei seiner Ankunft in Deutschland, im Jahr 1990, aber alles bekommen. Dass das jedoch nur an der gerade an diesem Tag gewonnenen Weltmeisterschaft im Fußball liegt, das will der ihn damals begleitende Freund nicht glauben. „Der dachte wirklich: So unglaublich freundliche Menschen. Die feiern immer noch den Mauerfall. Wenn das hier so ist, dann bleiben wir“, entscheidet der mitgereiste Kumpel. Denn: Das Bessere ist der Feind des Guten, lautet seine Philosophie.

Für dieses Statement zugunsten Deutschlands brandet die erste Welle Applaus durch das Schützenhaus. Und ihr folgen an diesem Abend noch sehr, sehr viele – immer begleitet von lauten, herzlichen Lachern, zu dem die Zitate aus seinem neuen Buch „Das Leben ist (k)eine Kunst“ geradezu provozieren. Denn aus ihm und einigen vorangegangenen Büchern, wie „Neues aus dem Garten“ liest Kaminer. Dass der Autor von mehr als 20 Büchern in Deutschland geblieben ist, kann nun wirklich nur als Zugewinn zum Mauerfall bezeichnet werden.

Jedenfalls reichen dem Autor von „Russendisco“, „Diesseits von Eden – Neues aus dem Garten“ oder „Coole Eltern leben länger“ am Mittwoch ein Glas Sekt und jede Menge zum Gruß gereichte Hände. Nahezu bis auf den letzten bereitgestellten Platz waren die Stühle im Saal des Schützenhauses ausverkauft. Auf „einen interessanten Abend, bei dem ich vielleicht etwas Näheres über die Kunst des Lebens erfahren kann“, freut sich Elke Beneke aus Schwiesau. Mehr als zwei Lehrstunden über die Kunst, Lachmuskeln mit scheinbar schlichten Familiengeschichten bis aufs Äußerste zu strapazieren, waren es auf jeden Fall.

Angefangen bei den mehr als 23 Jahren Englischunterricht an der Volkshochschule durch Kaminers Mutter, bis hin zu deren Haushaltshilfe, die das Opernhaus, in dem „Don Carlos“ in schlecht gebügelten Kostümen aufgeführt wurde, einfach nur schlecht geputzt findet.