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Grundschule Schließung oder Erhalt?

Dem Gardeleger Stadtrat liegt eine Beschlussvorlage zur Schließung der Grudschule Estedt vor. Es wird aber auch einen Gegenantrag geben.

Von Cornelia Ahlfeld 17.10.2015, 01:01

Gardelegen l Keine Lehrer- und keine Stundenzuweisungen des Landes – damit war im Sommer dieses Jahres das Aus für die Estedter Grundschule gesetzt. Die vom Land geforderten Schülerzahlen wurden nicht mehr erreicht. Eine erste Klasse gab es für das Schuljahr 2014/2015 schon nicht mehr. Die Kinder wurden in die Gardeleger Reutter-Grundschule eingeschult. Zuständig für die der Grundschulen ist die Stadt. Entscheidungsträger über Erhalt oder Schließung von Grundschulen ist der Stadtrat. Nach unzähligen Sitzungen und Beratungen hatte der Stadtrat schlussendlich eine Beschlussvorlage der Verwaltung zur Schließung der Schule abgelehnt. „Faktisch ist die Schule zwar geschlossen, juristisch gesehen aber noch nicht. Es fehlt der Ratsbeschluss“, erläuterte Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig. Die Verwaltung werde zur Dezember-Sitzung des Stadtrates eine Beschlussvorlage zur Schließung vorlegen. Es wird aber auch einen anderen Vorschlag geben.

Und das ist der Erhalt der Grundschule, bestätigte Stadträtin Margot Göbel (Gemischte Fraktion). Seitdem sie nach der letzten Kommunalwahl im Stadtrat sitzt, kämpft die Estedterin für diese Schule in ihrem Heimatdorf. Und sie wird auch den Antrag auf Erhalt der Schule stellen.

Von der Verwaltung hat sie sich aktuelle Schülerzahlen geben lassen. Demnach werden im Schuljahr 2021/2022 154 Kinder mehr die Grundschulen besuchen als im vorigen Schuljahr. „Dabei geht es um 797 bereits geborene Kinder, ohne Berücksichtigung der zu erwartenden Flüchtlingskinder“, so Göbel. Da die ausländischen Kinder vor allem in Städten untergebracht werden, sei es vernünftig, die Stadt-Schulen perspektivisch zu entlasten. Von daher sei es nicht nachzuvollziehen, die Estedter Schule jetzt zu schließen, zumal das Gebäude ohnehin saniert und zu einer „schicken Kita“ umfunktioniert werden soll. „Im Stadtrat hat es dazu zwar keine Beschlüsse gegeben, aber macht ja nichts“, so Göbel. Die rechtlichen Regelungen, „die vom Land im Ressort der SPD in Sachen Bildung derzeit erlassen werden, erscheinen weder sozial, noch demokratisch“, so Göbel weiter.

So sei der Klassenteiler, der bei 28 Kindern lag, abgeschafft worden. „Das bedeutet, weniger Standorte, größere Klassen und weniger Lehrer“, fasste Göbel zusammen. Durch den Erhalt der Standorte könnte das Land eher gezwungen werden, mehr Lehrer einzustellen. „Dabei wäre die Lösung ganz einfach, wenn zunächst alles so bleibt, wie es ist“, erläuterte Göbel. Die Kinder aus dem Bereich Estedt seien mit den Kindern aus Lüffingen, Hemstedt und den Kellerbergen in die Reutter-Schule eingeschult worden.

Bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten in der Estedter Grundschule soll das auch so bleiben. Eine Änderung der Einzugsbereiche für Hemstedt, Lüffingen und die Kellerberge wäre möglich, ohne dass sich derzeit etwas für die Schüler ändere. Diese Klassen könnten dann Estedt zugeteilt werden. „Bleiben die Kinder an der Reutter-Grundschule, werden nach derzeitigen Statistiken schon jetzt in fast allen Klassen zweizügig 22 plus x Flüchtlingskinder sitzen. Solange wir die Größe x nicht kennen, sollte die Option Estedt bleiben“, forderte Göbel.

Und sollte der Kreis die Einzugsbereiche für die Miester Sekundarschule ändern, dass die Schüler der Estedter Grundschule nicht mehr nach Mieste fahren müssen, sondern die Gardeleger Sekundarschule besuchen, dann gebe es „kaum einen Nachteil für die Kinder aus Hemstedt, Lüffingen und den Kellerbergen“, so Göbel. Derzeit sorgen Schüler aus den Grundschulen Estedt und Letzlingen für den Erhalt der Miester Sekundarschule. „Wenn Stadträte aus dem Bereich Mieste sich nicht durchringen können, im Gegenzug für den Erhalt der Estedter Grundschule zu stimmen, vermute ich, wird Estedt als Zulieferer ihrer Schule nicht mehr gebraucht. Das erinnert allerdings sehr an die Sache mit der Säge und dem Ast“, betonte Göbel.

Grundsätzlich müssten Land, Kreis und Stadt endlich an einen Tisch, um günstige Varianten für die Kinder zu erarbeiten. Außenstellen, gemeinsame Nutzung von Gebäuden, Horte am Standort oder in der Nähe der Schulen, zählte Göbel einige Punkte auf. „Die Altmarkrundfahrten für Kita, Schule und Hort sorgen momentan zwar für das Landesmotto, nämlich dass schon die kleinsten Sachsen-Anhalter früher aufstehen, aber wäre es nicht besser, ausgeschlafen zu sein?“, so Göbel. Langfristig gehörten auch die Sekundarschulen auf den Prüfstand. „Da die Schülerzahlen steigen, sollte auch über den Bedarf einer zweiten Sekundarschule in Gardelegen nachgedacht werden“, regte Göbel an. Doch vorerst wird erst einmal um die Grundschule Estedt gehen.