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Jagdschloss Tisch und Stühle zurück

Vor wenigen Monaten wurde die Speisetafel im Letzlinger Kaisersaal aufgebaut, nun zieren zwei Armlehnstühle das königliche Schlafzimmer.

Von Ilka Marten 04.11.2015, 02:00

Letzlingen l Wo einst die Majestät schlief, stehen nun die neuen Ausstellungsstücke im Letzlinger Jagdschloss. Gestern präsentierten Professor Konrad Breitenborn von der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Andrea Maleka die Neuerwerbungen. Es handelt sich um einen Tisch und zwei Armlehnstühle, die einst zum Schloss gehörten und im Zuge der Auktion am 6. April 1922 an Privatpersonen verkauft wurden.

Dass das Mobiliar einst im Schloss stand, beweisen bis heute entsprechende Kennzeichnungen an Tisch und Stühlen. Und: „Die Möbel waren relativ gut erhalten.“ Damit die zwei Armlehnstühle im neogotischen Stil, die früher in der obersten Etage des Jagdschlosses ihren Platz hatten, wieder richtig zur Geltung kommen, wurden sie von einem Polsterer aufgearbeitet.

Ein Glücksfall für die Historiker und den Polsterer: Unter einer braunroten Stoffbespannung auf den Rückseiten der Stühle fand sich noch das originale Nageltuch mit Cretonne-Stoff mit türkischem Muster, der nachweislich 1866 ins Schloss geliefert wurde, wie Andrea Maleka in Archiven herausfand.

Mit digitalem Druck wurde das Muster in Frankreich, wo wahrscheinlich auch der Stoff der Erstbespannung herstammte, auf Baumwollgewebe gebracht. Und nun sehen die beiden neogotischen Armlehnstühle wieder aus wie kurz nach 1866, als sie schon einmal im Jagdschloss standen. Der originale Stoff wurde übrigens eingelagert, berichtete Maleka. Als Pendant zu den Stühlen wird der Polsterer noch einen Fenstervorhang mit dem Stoff anfertigen.

Die Sessel haben Möbelrollen aus Messing, „wahrscheinlich wechselten sie oft die Räume“, so Maleka. Der Zustand der Möbel sei nicht schlecht gewesen, betonte die wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die Kennzeichnungen an Tisch und Stühlen zeigten, dass sie einst in den Zimmern 24 und 25 im Schloss zu finden waren. Der Eichentisch stand schon vor 1866 im Schloss.

Wer der vorhergehende Besitzer von Tisch und Stühlen war, verrieten Breitenborn und Maleka auf Wunsch der betreffenden Personen nicht. Ihnen gehörte auch die große Speisetafel, die seit April wieder im Schloss steht. Der Kauf der Möbel durch die Stiftung fand im Sommer 2014 statt. Im kommenden Jahr könnten weitere originale Möbelstücke aus dem Schloss präsentiert werden, „wenn alles gut läuft“, wie Maleka sagte. Sie ergänzte: „Wir hoffen auch weiterhin, dass sich Leute finden, die uns Originalstücke anbieten können“, so die Stiftungsmitarbeiterin.

Thematisch wird sich im kommenden Jahr alles um Kaiser Wilhelm I. drehen, der 1886 das letzte Mal bei der Jagd dabei war. Wer sich die Ausstellung ansehen möchte, kann dies dienstags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 11 bis 16 Uhr.