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Kirchensanierung „Verzapfte Dinge haben auch was Gutes“

Der Glockenturm der Breitenfelder Kirche wird saniert. Der Fachwerkbau war teilweise akut einsturzgefährdet.

Von Anke Kohl 15.11.2015, 02:00

Breitenfeld l Vor ungefähr acht Jahren hat sich die Kirchengemeinde in Breitenfeld selbst ein Läuteverbot auferlegt. „Aus Verantwortung“, sagt Kirchengemeinderatsmitglied Peter Läsecke. Denn der eigentlich schmucke Fachwerkanbau des Glockenturms war in die Jahre gekommen. Mit Recht – denn die Fachwerkkonstruktion des Turmquaders datiert immerhin auf das Jahr 1746/47. Es bestand die akute Gefahr, dass sich die Schwingungen beim Läuten der Glocken auf das Mauerwerk übertragen und dadurch die Fächer herausfallen.

Teile des Fundamentes waren tatsächlich nicht mehr existent, an anderen Stellen hingegen bröckelte es extrem, berichtet Peter Läsecke. „Dass der Turm noch hielt und stand ist eigentlich nur der verzapften Fachwerkkonstruktion zu verdanken“, erklärt er. Die solide Handwerksarbeit der Zimmerer vor rund 250 Jahren war somit wohl recht sicher ihr Geld wert. „Da kann man doch sagen, dass verzapfte Dinge manchmal sogar was Gutes haben können“, fügt Pfarrer Jürgen Brilling mit einem kräftigem Augenzwinkern hinzu.

Doch selbst die dicksten Schwellbalken aus Eiche, die die unterste Linie über dem Feldsteinfundament markieren, segnen einmal das Zeitliche. So weist ein Holzgutachten aus dem Jahr 2013 aus, dass „alle Bereiche des Turmes verschiedene Holzschädigungen aufweisen“. Außerdem seien durch die Zerstörung des Holzes Bereiche der äußeren Fachwerks- und inneren Tragwerkskonstruktion stark in Mitleidenschaft gezogen. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte das offizielle Läuteverbot. „Wir haben dann über andere Möglichkeiten nachgedacht“, erinnert Peter Läsecke. So stand unter anderem der Bau eines nebenstehenden Glockenturmes zur Diskussion. „Aber dadurch wäre das Problem ja nicht gelöst, und der Turm würde weiterhin zerfallen. Es gab also kaum eine Alternative zur Sanierung.“

Vor genau zwei Jahren standen Pfarrer Brilling, ein Architekt und Vertreter des Kirchengemeinderates am maroden Fachwerkturm der Kirche und suchten nach Lösungen. „Das kriegen wir hin“, war Architekt Jan Bodenstein ganz zuversichtlich. Und bedenkt man den Zeitraum von nur zwei Jahren zwischen Planung, Umsetzung und Fertigstellung, so war die Zuversicht des Fachmannes wohl begründet.

Gut voran gehen die Arbeiten, nachdem im September das Gerüst aufgestellt und sämtliche Fächer geleert wurden. Zurzeit setzen Zimmerer alte Eichenbalken als neue Schwellbalken ein. Spezielle Zapfen der Holzkonstruktion werden ersetzt und das Feldsteinfundament ist schon erneuert. „Eigentlich hatten wir auf die Sanierung erst für 2017, zum Kirchenjubiläum, gehofft. Dass es nun schon 2016 sein wird, ist natürlich toll“, zeigen sich Läsecke und Brilling erfreut.