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Wobau Wohnen über den Dächern der Stadt

Die Gardeleger Wohnungsbaugesellschaft will ein Pilotprojekt realisieren. Investitionsvolumen: zwei Millionen Euro.

Von Cornelia Ahlfeld 29.12.2015, 00:01

Gardelegen l „Demografische Sanierung – Straße der Freundschaft 10-12 in Gardelegen“ – unter diesem Titel will die Gardeleger Wohnungs-baugesellschaft (Wobau) im Wohngebiet Schlüsselkorb ein Pilotprojekt des Landes angehen. Bei dem Objekt handelt es sich um einen DDR-Plattenbau vom Typ WBS 70 mit derzeit 72 Wohnungen, darunter sind 57 Ein-Raum-Wohnungen und 25 Zwei-Raum-Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 2750 Quadratmetern. Das Vorhaben hat jetzt Wobau-Geschäftsführer Wolfgang Oelze vor Pressevertretern vorgestellt.

Gefördert wird das Pilotprojekt über das Programm „Stadtumbau Ost/Pilotprojekt Bestandsbauten beziehungsweise städtebauliche Weiterentwicklung“. Der Förderbescheid liegt in der Stadtverwaltung vor. Die Gesamtkosten werden sich auf zwei Millionen Euro belaufen. Der Förderzuschuss beträgt 800 000 Euro. Schwerpunkt der Sanierung ist die barrierearme und altersgerechte Gestaltung des Gebäudes. Der Wohnblock –übrigens der höchste Block in der Stadt – wird komplett verändert. Im Mittelpunkt des Ganzen steht die Ausstattung der Blöcke mit Fahrstühlen. „Jede Wohnung wird dann ebenerdig erreichbar sein“, so Oelze.

Verändert werden zudem die Treppenhäuser. Weitere Arbeiten sind im Bereich der Fassaden, Balkone, Dämmung und Heizung vorgesehen. Außerdem werden die Wohnungszuschnitte verändert. Nach jetziger Planung sollen die Wohnungen im Erdgeschoss und in der ersten Etage im Zuschnitt so bleiben wie sie jetzt sind. In der dritten bis fünften Etage werden aus vier Wohnungen drei gemacht. Und in der sechsten Etage werden aus vier Wohnungen zwei Wohnungen entstehen. „Das werden schicke Wohnungen sein, mit einem Aufzug zu erreichen“, schilderte Oelze, quasi Wohnen über den Dächern der Stadt. Die Drei-Raum-Wohnungen werden durchschnittlich eine Wohnfläche von 55 Quadratmetern haben, die Zwei-Raum-Wohnungen 70 Quadratmeter. Die Miete wird sich durch die umfangreiche Sanierung kaum verändern. Es gebe lediglich eine „humane Anpassung“, so Oelze. Die Kaltmiete pro Quadratmeter Wohnfläche wird dann 4,50 Euro betragen, derzeit seien es zwischen 3,59 und 4 Euro.

Die Mieter könnten während der Bauphase in ihren Wohnungen bleiben. Allerdings sei es jetzt so, dass freigezogene Wohnungen nicht mehr neu vermietet werden. Derzeit stünden dort etwa zehn Wohnungen leer. Zum Wobau-Jubiläum im vergangenen Jahr habe das stadteigene Unternehmen auch eine Umfrage unter Mietern gestartet. Dabei sei auch gefragt worden, welche Wohnungsgrößen sich ältere Menschen wünschen würden. Dabei sei deutlich geworden, dass der Bedarf an Ein-Raum-Wohnungen und barrierefreien, beziehungsweise barrierearmen Wohnungen sehr groß sei. „Die Masse der Rentner wünscht sich Drei-Raum-Wohnungen“, sagte Oelze.

Mit diesem Projekt, das 2016 und 2017 realisiert werden soll, will sich die Wobau den Anforderungen stellen, die der demografische Wandel auch im Bereich Gardelegen bringen wird. Die Anzahl der über 65-Jährigen soll laut einer Wobau-Untersuchung in den kommenden Jahren von derzeit etwa 5000 auf dann 6000 Menschen steigen, und das bei einem gleichzeitigen Einwohnerrückgang insgesamt. Bei Sanierungsmaßnahmen in den Wobau-Gebäuden seien in den vergangenen Jahren 30 barrierefreie und barrierearme Wohnungen entstanden. Das sei jedoch bei weitem nicht ausreichend, um der künftigen Entwicklung Rechnung zu tragen, heißt es im Antrag der Wobau auf Förderung des Pilotprojektes im Schlüsselkorb.