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Backhaus „Wenn es weg ist, ist es weg“

In Gardelegen soll ein Denkmal abgerissen werden. Es geht um das einstige Backhaus hinter dem Alten Hospital.

Von Gesine Biermann 30.01.2016, 11:00

Gardelegen l Auf den ersten Blick ist es ein schmuckes kleines Fachwerkhäuschen im Rohbau – aber tatsächlich nur auf den ersten Blick. Denn das eingeschossige Gebäude mit Walmdach hinter dem Alten Hospital ist tatsächlich uralt, einst diente es den Bewohnern des Alten Hospitales als Backhaus. Im Sockel sind sogar noch Feldsteine zu erkennen. Und vor einigen Jahren ist das Häuschen offenbar auch mal saniert worden. Die Gefache sind ausgemauert, das Dach wurde wohl neu gedeckt oder zumindest repariert. So genau weiß das niemand mehr. Denn das alles ist schon Anfang der 1990-iger Jahre passiert. Verantwortlich war damals der Altkreis Gardelegen, zu DDR-Zeiten Eigentümer des Alten Hospitals samt Backhaus, bis nach langem Rechtsstreit die Hospitalstiftung Gardelegen schließlich wieder in den Besitz der Immobilie gelangte.

Nun gehört sie der Wobau, die sich derzeit aber vor allem um den Ausbau des Haupthauses kümmert. In absehbarer Zeit soll ins Alte Hospital nämlich der Wasserverband als Mieter einziehen. Und der braucht nicht nur Büros, sondern auch Parkplätze – offenbar mehr, als jetzt schon auf dem Hof vorhanden sind. Um diese zu schaffen, soll das Backhaus abgerissen werden. Ein Antrag an die Untere Denkmalbehörde ist bereits gestellt – allerdings noch von der Stiftung, weil die Wobau noch nicht im Grundbuch steht.

Bisher ist der Antrag zwar nicht genehmigt, einige Stadträte fürchten aber jetzt um das denkmalgeschützte Objekt. So forderte Stadtrat Thorsten Bombach (fraktionslos) während der jüngsten Sitzung Bürgermeisterin Mandy Zepig auf, Stellung zu dem geplanten Abriss zu nehmen: „Ich will wissen, wie die Meinung der Stadt ist, oder ist das nicht relevant?“, so Bombach, „wenn es weg ist, ist es weg!“ Er befürchtet für das Backhaus nämlich das selbe Schicksal, wie für das Trüstedtsche Haus (eines der ältesten Fachwerkhäuser der Stadt musste 2015 wegen Gefahr in Verzug abgerissen werden, da es seine vielen Eigentümer offensichtlich vergammeln ließen). Auch damals habe die Stadt seiner Meinung nach zu wenig unternommen, um das Haus zu retten, so Bombach. Den Einwand von Bürgermeisterin Mandy Zepig, es sei „kein Bedarf da für das Haus“, ließ er nicht gelten: „Eine solche Situation kann man auch schaffen“, fand Bombach.

Auch Stadtrat Andreas Finger (CDU-Fraktion) bewegen diese Ängste. Zudem sei ja auch viel Geld in das Gebäude geflossen, erinnerte er. Oliver Stegert (SPD-Fraktion) gab zu bedenken, dass der Wasserverband den Platz nun mal haben wolle. Den künftigen Mieter könne man aber nicht vorschieben, konterte Stadtratschef Kai-Michael Neubüser (CDU-Fraktion). Nico Macht (Gemischte Fraktion) bat schließlich für die nächste Sitzungsschiene um nähere Informationen. Die Diskussion um das Backhaus ging schließlich im nichtöffentlichen Teil kontrovers weiter. Wie die Entscheidung ums Backhaus am Ende ausgehen wird, konnte Kerstin Lingstädt, Bauordnungsamtsleiterin beim Altmarkkreis, gestern auf Anfrage noch nicht sagen, denn es fehlen noch Unterlagen. Sicher ist aber, dass die Entscheidung allein beim Kreis liegen wird, da es sich nicht um ein Einzeldenkmal handelt. Am Ende werden alle Argumente gegeneinander abgewogen.

Für den Abriss spricht derzeit offenbar, dass das Haus seit Ewigkeiten nicht genutzt wurde. Dagegen spricht allerdings die Bausubstanz: Ein Fall wie das Trüstedtsche Haus ist das Backhaus nämlich nicht: „Es hat definitiv kein Gefahrenpotenzial“, macht Lingstädt klar. Es könnte also stehenbleiben. Oder aber es wird abgetragen und ganz woanders wieder aufgebaut? Sie könne sich das Backhaus gut im Bürgerpark vorstellen, spann Bürgermeisterin Mandy Zepig gestern eine Zukunftsversion für das Häuschen. Mehr Informationen soll es im nächsten Bauausschuss geben.