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Kirche Breitenfelder Glocke schlägt wieder

Nach einer aufwändigen Sanierung, hält diese Schwingungen nun wieder aus. Für die Breitenfelder Grund genug zu feiern.

Von Willem Biermann 04.04.2016, 19:00

Breitenfeld l „Läutet die Glocke zum Fest der Gemeinde, machen sich Menschen auf den Weg und gehen in die Kirche, die klein und erhaben seit vielen Jahren hier steht…“ Das Lied, von Pfarrer Jürgen Brilling selbst geschrieben und getextet, passte am Sonntag einfach perfekt. Nach vielen Jahren nämlich klang die Glocke erstmals wieder in Breitenfeld. Kirchengemeinderatsvorstand Peter Läsecke brachte sie zum Klingen, und zwar im Schweiße seines Angesichts. „Das ist nämlich ganz schön anstrengend“, verriet er schmunzelnd. Denn auch er freute sich natürlich besonders über die Tatsache, dass die Glocke in seinem Dorf wieder klingen darf.

Immerhin galt jahrelang striktes Läuteverbot, sonst wäre womöglich der Turm eingestürzt. Nun steht er wieder sicher – als Ergebnis einer Gemeinschaftsfinanzierung von Kirchenkreis, Landeskirche, der Lotto-Toto-Gesellschaft, der Sparkasse und vielen Privatspenden in Höhe von insgesamt 90 000 Euro, „und auch als ein kleines Wunder“, wie Brilling betonte. Denn es habe in Breitenfeld einfach alles gepasst. Längst nicht alle Kirchengemeinden könnten Projekte schließlich so schnell umsetzen.

Erst Ende 2014 waren die Arbeiten nämlich begonnen worden. Ein gutes Jahr später war das Projekt fertig. Sämtliche Gefache im Turm waren entfernt und wieder ausgemauert worden. Lediglich das Fachwerk blieb stehen. Und das hat eine große Bedeutung fürs Dorf. Es sei nämlich „das Holz einer einzigen Eiche, die auf dem Breitenfelder Friedhof stand“, verriet Altpfarrer Dieter Wollner, der für den Gottesdienst extra ein wenig im Geschichtsbuch gestöbert hatte. Rund 200 Jahre sei der Turm alt, verriet Wollner, der sich selbst vor 60 Jahren als junger Pfarrer für die Renovierung des kleinen Gotteshauses stark gemacht „und sogar selbst dem Maurer Opa Meinecke“ mit unter die Arme gegriffen hatte. Dass nun auch der Turm wieder saniert sei, machte Wollner deshalb besonders glücklich.

Stolz sahen aber auch alle anderen Breitenfelder aus, die es sich nicht nehmen ließen, bei diesem besonderen Gottesdienst dabei zu sein. Zahlreich waren sie in die Kirche gekommen. Ein Anblick, der sicher auch Jürgen Brilling freute: „Die Zahl derer, die sich hier versammeln, wird schließlich immer kleiner“, bedauerte er. Deshalb sei es ja auch besonders beachtenswert, dass die Gemeinde dieses „kleine Wunder“ geschafft habe: „Wichtig ist doch, dass wir denen, die nach uns kommen, etwas übergeben können.“ Und schmunzelnd: „Wer weiß, wenn mal die Akkus von den Telefonen alle leer sind und Whatsapp nicht klappt“, sei die Glocke vielleicht einmal die einzige Möglichkeit, die Breitenfelder zusammenzuholen. Die Kirchenglocke wird nämlich nach wie vor von Hand geläutet. Ein elektronisches Läutewerk ist nicht geplant.

Damit sie richtig klingt, sind allerdings noch einige Arbeiten nötig. Der Klöppel muss unter anderem erneuert werden. „Heute kam die Post: 1456,56 Euro kostet die Reparatur“, informierte der Pfarrer. Seit gestern dürfte ein Teil davon allerdings schon mal im Säckel sein, denn die Gottesdienstbesucher gaben großzügig und legten auch Scheine in die Taufschale, bevor sie es sich im Dorfgemeinschaftshaus bei Kaffee und Kuchen gut gehen ließen. Wie sehr ihm selbst die Glocke am Herzen liegt, zeigte Brilling schon während des Gottesdienstes: Als sich Iris Weiberg und Laura Läsecke bei den Sponsoren bedankten, gab es für ihn und sein großes Engagement nämlich extra einen Blumenstrauß: Brilling freute sich zwar sehr, schimpfte aber auch mit seinen Breitenfeldern: „Ooooch Leute, das Geld hättet ihr doch für die Glocke nehmen können.“