Kreissynode Auf Sinnsuche

Die finanzielle Lage des Kirchenkreises Salzwedel ist schwierig. Bei der Synode blickte der Kirchenamtsleiter mit Zahlen in die Zukunft.

Von Ilka Marten 25.04.2016, 03:00

Gardelegen l „Der Status quo wird nicht zu halten sein“, sagte Erhard Weber, Leiter des Kreiskirchenamtes Salzwedel. Es war eine Kernaussage nach vielen – teils ernüchternden Zahlen – für die Teilnehmer der Kreissynode am Sonnabend im Gardeleger Johanniterhaus Rieseberg.

Weber zeigte in seinem Vortrag auf, wie sehr Bankenkrise 2008 und die aktuelle Finanzkrise mit auf nahezu auf Null gesetzten Zinsen direkte Auswirkungen auf die Gemeindearbeit im Kirchenkreis haben. Auch wenn der Haushalt sogar ein Plus von 53 000 Euro aufweist. Das sei allerdings nur dem geschuldet, dass noch deutliche höhere Zinsen für Geld gezahlt werde, das bereits vor vielen Jahren angelegt worden sei, so Melanie Klopp, Leiterin der Finanzabteilung. Doch in jedem Jahr würde das künftig weniger werden, weil es für neu angelegtes Geld nur marginale Zinsen gebe.

Das grundsätzliche Problem der evangelischen Kirche: „Der Rückgang bei der Zahl der Gemeindeglieder“, so Weber. Mit Blick auf die Landeskirche bedeutet das in Zahlen von 2003 bis 2014 einen Rückgang von 28,9 Prozent – 311 935 Gemeindeglieder weniger. Bis 2020 werde mit einem Rückgang von sogar 37 Prozent gerechnet.

Diese Zahlen gibt es auch im Altmarkkreis Salzwedel: Waren es 2003 noch 31 115 Gemeindeglieder, wurden 2015 nur 22 302 gezählt. Außerdem habe es 2014 eine große Zahl von Austritten gegeben. Weber: „Das heißt, das Lohneinkommen und damit die Einnahmen durch die Kirchensteuer werden sich verringern, gleichzeitig treibt die Niedrigzinspolitik die Lohnkosten in die Höhe.“

Es werde bereits versucht, geringere Zuweisungen der Landeskirche anderweitig auszugleichen, so der Amtsleiter mit Blick auf verpachtetes Land. „Bei der Preisentwicklung, die Landwirte zu tragen haben, wird man keine weiteren Steigerungen erreichen können“, schätzte Weber ein.

Weitere Möglichkeit: der Gemeindebeitrag. Doch auch da haben die Einnahmen in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. Waren es 2005 noch rund 440 000 Euro, hat sich die Summe bis 2015 auf 321 000 Euro reduziert. Aus Sicht von Weber ist die gesunkene Gliederzahl nur ein Grund, „denn auch der Anteil derer, die den Gemeindebeitrag zahlen, ist auf 44,79 Prozent gefallen“. Das seien zwei Faktoren, die in die gleiche Richtung wirken.

Er regte an, mehr für den Gemeindebeitrag zur werben, „um die Arbeit in der Kirchengemeinde zu erledigen“. Hinzu kommt, „dass mehr als ein Drittel der Glieder des Kirchenkreises älter als 61 Jahre ist“.

„Ich vermisse die Generationenbetrachtung“, reagierte Matthias Loth, Gemeindekirchenrat aus Pretzier, auf die Ausführungen von Erhard Weber. „Die junge Generation zu beleuchten, das ist der strategische Schlüssel für die Zukunft der Kirche. Es ist einfach zu sagen, wir müssen an die Jugend ran“, so Loth.

Weber stimmte dem voll und ganz zu, doch er warb auch dafür, zu fragen: „Was ist uns wichtig? Wo sind unsere Aufgaben? Häuser zu vermieten? Baulich alles herzurichten?“ Der Amtsleiter blickte voraus: „Wir werden Finanzierungsstrukturen auf den Prüfstand stellen, auch auf Ebene der Landeskirche.“