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Straßenserie Ritter mussten einem Müller weichen

Welche Geschichte steckt dahinter? Die Volksstimme geht den Personen hinter den Straßennamen auf den Grund.

16.05.2016, 01:00

Gardelegen l Früher war sie unter dem Namen Ritterstraße bekannt und bessere Bürger hausten in den Gebäuden, die teilweise noch heute dort stehen. „Es waren Ritterhöfe von Bürgern, die keine Steuern zahlen mussten. Für die sogenannten besseren Bürger herrschte damals eine Steuerfreiheit“, erklärt Rupert Kaiser vom Gardeleger Stadtmuseum.

In ihr befindet sich neben der St. Michael Kirche (1861 erbaut) außerdem das älteste Haus der Hansestadt, wie Kaiser verrät: „Das ist natürlich immer etwas strittig, aber Aufzeichnungen belegen, dass das ehemalige Kreisheimatmuseum in der damaligen Ritterstraße 38 bereits 1450 erbaut wurde.“ Dabei beruft er sich unter anderem auf den Heimatforscher Edwin Nitter, der als Leiter des Kreisheimatmuseums tätig war.

Das alte Fachwerkhaus bot einst sogar Königin Luise von Preußen Unterschlupf, als sich diese auf der Flucht vor dem französischen Diktator Napoleon Bonaparte befand. Zudem befindet es sich auf einem Schein des Reutter-Notgeldes. Ebenfalls war seit 1876 das Kreiskrankenhaus in der Ritterstraße ansässig, das jedoch 1937 mit dem Bau des Altmark-Klinikums abgelöst wurde. Derzeit befindet sich die Kreisverwaltung im alten Krankenhaus.

Heute ist die Straße im Zentrum Gardelegens als Philipp-Müller-Straße bekannt. „Müller galt in der DDR als Volksheld. 1954, also zwei Jahre nach seinem Tod, wurden viele Straßen und Gebäude zu seinen Ehren umbenannt. So auch unsere Ritterstraße“, erinnert sich Kaiser.

Philipp Müller wurde am 5. April 1931 in München geboren, arbeitete im Eisenbahnausbesserungswerk in Neu-Aubing und war Kommunist. Im Jahre 1948 wurde er Mitglied in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und trat später der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei.

Nachdem die Regierung der Bundesrepublik Deutschlands in Absprache mit den Alliierten eine Wiederbewaffnung des Landes plante, formierte sich ein Widerstand aus Linken, Kommunisten und Pazifisten. Dazu sollte am 11. Mai 1952 eine Demonstration in Essen stattfinden, der auch Müller beiwohnte. Einige Demonstranten widersetzten sich den Anweisungen der Polizei und es wurde Schießbefehl erteilt. Dabei wurde Müller von zwei Kugeln tödlich getroffen. (Quelle: Wikipedia.org)