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Jävenitz Aus für Tante-Emma-Laden

Die Sonderpreisetiketten hat Inge Pilzecker schon zur Hand. Die Jävenitzerin wird ihren Service-Markt zum Jahresende schließen.

Von Anke Kohl 22.10.2016, 03:00

Jävenitz l „Es wäre schön, jemanden zu finden, der den Laden weiterführen möchte. Ich habe das mit Leib und Seele gemacht“, sagt Inge Pilzecker und weiß doch, dass es nicht einfach sein wird, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden. „Wenn ich jetzt 20 Jahre jünger wäre, dann würde ich noch mal alles umkrempeln“, sagt die 60-Jährige, die einsieht, dass so eine Umkrempelaktion in jüngeren Händen besser aufgehoben ist.

Traurig ist sie in jedem Fall, das Geschäft aufzugeben. „Sehr traurig“, sagt sie. Und schon für sich selbst und ihre nicht unerhebliche Anzahl an Kunden findet sie, dass jemand den Laden weiterführen sollte: „Ich will ja auch nicht wegen jedem kleinen Einkauf nach Gardelegen fahren.“

14 Jahre her ist es am Dienstag, 1. November, dass Inge Pilzecker 2002 das erste Mal den Service & Markt aufgeschlossen und Kunden begrüßt hat. Davor hatte der ehemalige Konsum im Ort einige Jahre leer gestanden. Ihr letzter Arbeitstag wird wohl der 23. Dezember sein. „Ich denke, dann werde ich hier das letzte Mal den Schlüssel im Schloss umdrehen“, klingt deutlich Wehmut in ihrer Stimme mit.

Sie kann die Preise nicht mehr halten, um die Kunden zu halten, erklärt Inge Pilzecker freimütig. Denn wenn es nach ihr ginge, dann würde sie auch noch die nächsten zehn Jahre ihren „Konsum“, wie er in Jävenitz nur heißt, weiterführen. „Ich müsste die Preise erhöhen, und es ist auch eine Altersfrage. Ich bin 60 Jahre. Man muss erfinderisch sein, sich engagiert reinknien in so ein Geschäft“, sagt sie und lässt den weiteren Satzverlauf jedem offen, der ihn weiter denken möchte.

Keine Frage ist es, dass sie einem Nachfolger, einer Nachfolgerin in der ersten Zeit zur Seite stehen würde – wenn es denn gewünscht ist. Von der Abrechnung bis zur Bestellung könne sie ihre Erfahrung als Einstiegshilfe anbieten. Denn sie selbst war ja als Bürokauffrau eigentlich eher eine Quereinsteigerin in den Einzelhandel. Ein halbes Jahr etwa hatte sie sich darauf vorbereitet, bevor sie im November vor 14 Jahren eröffnete. „Da ist also wirklich alles möglich. Und die Miete für den Laden, inklusive Lagerflächen wird eher symbolisch sein“, fügt Inge Pilzecker hinzu.

Sicher kommen heute nicht mehr so viele Kunden wie in den ersten Jahren. Zu den klassischen Einkaufszeiten am Donnerstag oder Freitag konnte es passieren, dass mal kein Korb und kein Wagen mehr für die Kundschaft da war. „Und es kommen nicht nur die älteren Leute, die kein Auto haben“, erteilt Inge Pilzecker dem Klischee gleich mal ein Absage.

Aus Trüstedt und Hottendorf, Lindstedt und natürlich Jävenitz kommen ihre Kunden zum Einkauf. „Im Sommer sind es auch viele Radfahrer und nicht zu vergessen, die Vergesslichen“, sagt Inge Pilzecker und lächelt. Ja, die Vergesslichen! Wer findet sich da nicht wieder? Die Tüte Mehl, das Stück Butter oder die Hefe, die beim Großeinkauf auf dem Zettel gefehlt hat, ist ja berühmt. „Habe ich alles hier“, zeigt sie mit ausladender Geste in den Raum. Da begründet sich das Sortiment von Fahrradschläuchen und Feinmechaniköl bis Brot und Batterien. Und sie fügt lächelnd hinzu: „Ich bin so was wie ein Sicherheitsfaktor.“