Kinder haben das Recht auf gute Geschichten

Jävenitz l In ganz Deutschland fand am Freitag der Vorlesetag, initiiert von der Stiftung Lesen, der Deutsche Bahn Stiftung und der Wochenzeitung Zeit, statt. Dabei besuchen Prominente Schulen, um aus ihren Lieblingsbüchern vorzulesen und bei den Schülern Begeisterung fürs Lesen zu wecken. In Quedlinburg las Ministerpräsident Reiner Haseloff, mehrere Minister aus der Landesregierung waren ebenfalls in Schulen in ganz Sachsen-Anhalt zu Gast.

Die Grundschule Jävenitz hatte lokale Prominenz eingeladen. Neben Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig – sie las in der ersten Klasse – kamen Elisabeth Gille-Frank vom Heimatverein und der ehemalige Jävenitzer und Gardeleger Bürgermeister Konrad Fuchs in der Schule vorbei .

Konrad Fuchs stellte zunächst sein Buch den Zweitklässlern vor. Mitgebracht hatte er die „Geschichten aus der Murkelei“ von Hans Fallada. „Dieser Autor hat eigentlich für Erwachsene geschrieben. Er hat aber auch einige tolle Kindergeschichten verfasst“, so Fuchs. Fallada hatte sie einst für seine drei Kinder erdacht. Eher zufällig waren sie dann verlegt worden. Konrad Fuchs war während seines Urlaubs auf das Buch gestoßen.

Doch versuchte er zuerst, gemeinsam mit den Schülern herauszufinden, warum es so wichtig ist, lesen zu können. Mit seiner ruhigen Art fand er schnell einen Draht zu den Schülern. Immer wieder schnellten die Arme hoch, um die Fragen des ehemaligen Bürgermeisters zu beantworten. „Um Dinge zu verstehen“, sagte etwa eine Schülerin. „Um eine Beschäftigung zu haben, wenn mir langweilig ist“, eine andere.

Während Konrad Fuchs die Geschichten vortrug, hörten die Kinder ganz aufmerksam zu. Da spielte es keine Rolle, dass das Buch bereits 78 Jahre alt ist. Denn wenn Kinder sich mit ihren Eltern streiten – so wie in der „Geschichte von der kleinen Geschichte“ – ist das im Jahr 2016 genauso aktuell wie in den 1930er-Jahren.

Etwas erstaunt waren die Schüler allerdings, dass in eben diesem Kapitel Tiere – genauer gesagt eine Maus und eine Fliege – eine wichtige Nebenrolle spielten und sogar sprechen konnten. Das hinderte sie jedoch nicht daran, die Botschaft des Autors zu erkennen. Nämlich, dass es wenig bringt, ewig bockig zu bleiben und nicht wieder aufeinander zuzugehen. Und so ließen sich die Kinder am Vorlesetag nicht nur unterhalten, sie nahmen gleichzeitig etwas Praktisches für den Alltag mit.