1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Lutz Brillinger verlässt Estedt

Abschied Lutz Brillinger verlässt Estedt

Die Polizeiseelsorge und ein Schulpfarramt werden neuen die Aufgabenbereiche von Lutz Brillinger sein. Am 23. Juli wird er verabschiedet.

Von Ilka Marten 08.06.2017, 03:00

Estedt l Ein stattlicher Baum ist die Linde auf dem Hof des Estedter Pfarrhauses geworden – zehn Jahre wuchs sie unter den Augen von Familie Brillinger. Nun zieht Lutz Brillinger (52), ordinierter Gemeindepädagoge, mit seiner Familie nach Magdeburg. Die Linde, übrigens ein Trieb aus Schenkenhorst, wird bleiben. Brillingers hatten sie gepflanzt, nachdem sie das alte Kopfsteinpflaster auf dem Hof freigelegt und die abgekratzte Erde zu einem Sträucherbeet mit Linde in der Mitte des Hofes umgestaltet hatten.

Lutz Brillinger freut sich auf seinen Neuanfang in der Landeshauptstadt: Er wird dort im Bereich Polizeiseelsorge sowie im Schulpfarramt einer evangelischen Sekundarschule tätig sein. Anfang des Jahres habe sich die Veränderung angedeutet: Es sei eigentlich darum gegangen, seine jetzige Stelle übersichtlicher zu gestalten, so Brillinger. Zu seinen Aufgaben zählten die Pfarramtsstelle mit Sitz in Estedt, die Arbeit mit Kindern sowie der Religionsunterricht, zuletzt an der evangelischen Grundschule in Gardelegen. Gerne hätte er die Estedter Pfarramtsstelle behalten, „doch wenn sich eine Tür schließt, geht manchmal eine andere auf“, so der Gemeindepädagoge. Es sei vielleicht ein bisschen wie in einer Ehe. Wenn sich einer nach vielen Jahren verändern wolle, hätte der andere die Wahl, dabei mitzuziehen – oder die Ehe geht in die Brüche.

Was er mitnimmt aus seinen Jahren in Estedt, Schenkenhorst, Ackendorf, Berge, Laatzke, Wiepke, Klein Engersen und Groß Engersen? „Ich nehme meine großen Söhne mit, die hier ihre Kindheit verbracht haben“. Sohn Carl ist 16, sein jüngerer Bruder Paul 14. „Als wir hierher kamen, habe ich Paul noch oft auf den Schultern getragen, jetzt überragt er mich.“

Und auch so manch schöne Erinnerung nimmt er mit nach Magdeburg. Acht Dörfer mit fünf eigenständigen Gemeindekirchenräten. „Und jedes Dorf ist anders“, betont Brillinger. Bewährt hätten sich da im Laufe der Zeit die monatlichen Treffen mit den Vorsitzenden aller Gemeindekirchenräte. „Es ging weniger um Konkurrenzdenken, sondern mehr um ein gemeinsames Miteinander. Das war sehr hilfreich“, sagt der Gemeindepädagoge.

Seit mehr als zehn Jahren wirkte Brillinger in Estedt und den umliegenden Dörfern. Schwer fiel ihm besonders der Abschied von seiner Pfadfinder-Gruppe. Den Franziskus-von-Assisi-Stamm hatte er vor fünf Jahren mit acht Kindern gegründet, inzwischen waren es 20 Kinder und Jugendliche. „Das letzte Stammestreffen war schon sehr bitter“, so Brillinger. Er hofft, dass einige Pfadfinder vielleicht in Mieste weitermachen. Auch ohne Brillingers Weggang hätte es im Stamm einen Umbruch gegeben, durch Schulabschlüsse einiger Mitglieder.

Auch der Motorradgottesdienst im Estedter Pfarrpark „habe sich im Laufe der Jahre zu etwas Großem entwickelt“. Und auch die Hubertusmesse in Berge nennt der Gemeindepädagoge als ein Beispiel dafür, wie es ist, sich an Neues zu wagen. „Ich nehme viele gute Erinnerungen an Ehrenamtliche mit, die das Gemeindeleben mit wuppen“, betont der 52-Jährige. Sei es die Großmüttergruppe bei den Kinderbibeltagen oder die vielen Ideen und tatkräftige Unterstützung von Eltern bei Festen. „Wir wären gerne hier geblieben“, so Brillinger. Doch nun sei es für ihn Zeit, noch einmal etwas Neues auszuprobieren.

Auch wenn er keinen Hehl daraus macht, dass „es leichter gewesen wäre, wenn es eine Nachfolgeregelung gegeben hätte“, so Brillinger. Vertretungsweise ist nun Pfarrer Johannes Bönecke für den Pfarrbereich Estedt zuständig. Superintendent Matthias Heinrich teilte auf Anfrage mit, dass Brillingers Stelle wieder ausgeschrieben werden solle. Und zwar als 75-Prozent-Stelle für einen ordinierten Gemeindepädagogen. Möglich wären zusätzlich 25 Prozent Religionsunterricht, informierte Heinrich.

Brillingers haben schon die ersten Umzugskartons im Haus. Ende Juni verlassen sie Estedt, am 1. August tritt Lutz Brillinger seine neuen Aufgaben an. Wer sich persönlich von ihm verabschieden möchte, kann das im Rahmen eines Gottesdienstes am Sonntag, 23. Juli, um 14 Uhr in der Estedter Kirche. Und einmal kommt Lutz Brillinger noch nach Estedt: für eine kirchliche Trauung im August, die schon vor zwei Jahren bei ihm angemeldet worden war.