1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Mini-Programm auf dem Schulhof

Abschluss Mini-Programm auf dem Schulhof

Wegen Sachbeschädigungen wurde am Freitag das Programm der Gardeleger Gymnasiasten abgesagt. Der Frust der Zwölftklässler war groß.

Von Ilka Marten 21.04.2017, 21:00

Gardelegen l Beschmierte Türen, eine zerstörte Wechselsprechanlage, umgeknickte Bäume – all das sorgte dafür, dass es am Freitag kein Programm zum letzten Schultag der 90 Zwölftklässler in der Aula des Gymnasiums gab. Die Abiturienten standen traurig im Schulgebäude, einige Mädchen mit Tränen in den Augen – sie konnten es noch gar nicht fassen. Andere wischten hartnäckig die Reste der Schmierereien an der Eingangstür neben der Aula ab und hofften um 10.30 Uhr noch immer, dass sie ihr Programm doch noch zeigen können, in das sie in den vergangenen Monaten viel Zeit und auch Geld investiert hatten. Die schwarze Schrift an der Wand am Eingang war da bereits mit weißer Farbe von den Schülern überstrichen worden.

Über Nacht hatten bislang unbekannte Täter zwei Türen der Schule mit Farbschmierereien versehen, darunter einmal der Schriftzug „Fuck you“ und auf einer Wand am Eingang der Nachname des Direktors. Außerdem wurden vier Bäume auf dem Gelände umgeknickt, durch die Schmierereien wurde die Wechselsprechanlage des Gebäudes zerstört.

In der großen Pause vor der fünften Stunden zeigten die Abiturienten unter dem Jubel ihrer Mitschüler zwei ihrer einstudierten Tänze auf dem Schulhof. Denn an der Absage des Programms änderten auch die Reinigungsaktionen der Schüler sowie ein Gespräch von Eltern mit der Schulleitung nichts. Und das begründete Direktor Dietmar Collatz dann auch noch einmal auf der Freilichtbühne – dorthin waren alle Schüler um 11.20 Uhr gegangen, als das Programm in der Aula hätte beginnen sollen.

Collatz: „Ich verstehe den Ärger vieler, aber es sind Grenzen überschritten worden, was wir so nicht stehen lassen können.“ Deswegen sei in Abstimmung mit dem Lehrerkollegium die Entscheidung zur Absage des Programms gefallen. Singend und klatschend fielen ihm die Zwölftklässler ins Wort: „Wir waren es nicht! Wir waren es nicht!“

Der Direktor darauf: „Ich war es auch nicht.“ Er verwies darauf, dass für die Schüler der Klassen fünf bis elf Unterricht stattfinde. Zwar blieben zahlreiche Gymnasiasten zur Freude der Zwölftklässler zunächst demonstrativ sitzen, doch nach wenigen Minuten war die Freilichtbühne leer, die Schüler gingen in die Gebäude, die kostümierten Abiturienten radelten zum Tivoli, dann zum Rathausplatz, wo sie noch einmal einen für ihr Programm „How I get my Abi – Nach 12 Staffeln abgesetzt“ einstudierten Tanz zeigten.

Am Donnerstagabend hatten Abiturienten und Lehrer gemeinsam das Gelände verlassen, nachdem die Zwölftklässler das Schulgebäude und die Aula geschmückt und für ihr Programm vorbereitet hatten. Um kurz nach 22 Uhr fuhren die letzten Autos vom Schulgelände, morgens um 6 Uhr wurden die Schmierereien und Beschädigungen entdeckt. Collatz teilte mit, dass er bei der Polizei Strafanzeige wegen Sachbeschädigung und Beleidigung gestellt habe: „Das ging gegen die Schule und gegen mich.“ Die Polizei bittet nun Zeugen um Hinweise zu den Sachbeschädigungen.

Die Zwölftklässler erfuhren durch Handyfotos am frühen Morgen von den Schmierereien, als sie sich auf dem Tivoli trafen, um mit ihren bunt geschmückten Rädern zur gemeinsamen Fahrt zu Schule aufzubrechen. Die einzige Chance, dass das Programm noch hätte stattfinden können, wäre aus Sicht von Collatz gewesen, „dass die, die das waren, sich melden“. Das sei nicht passiert. Aus Sicht von Jahrgangssprecherin Wiebke Lück war auch klar warum: „Von uns war es niemand“, so die Zwölftklässlerin.

Der Jahrgang sei problematischer als andere gewesen, sagte Collatz im Nachgang, dem anzusehen war, dass auch ihn die Situation nicht kalt ließ. „Es gab Schüler in diesem Jahrgang, die Grenzen nicht nur ausgereizt, sondern überschritten haben.“ Daran ändere auch nichts, dass die Zwölftklässler die Schmierereien sofort beseitigt hätten. Es sei nun leider so, dass einige wenige die Mühen von vielen kaputtgemacht hätten, so Collatz. Er hoffe, dass die ermittelt werden, die es waren, auch wenn es sicherlich so sei, dass aktuell nicht ausgeschlossen werden könne, dass es jemand von außerhalb gewesen sein könnte. Die Absage des Programms zum letzten Schultag ist bisher einmalig in der Geschichte der Schule.

Die Party zum letzten Schultag der Gymnasiasten fand gestern Abend im Miester Kinosaal statt. Ab Montag stehen die schriftlichen Prüfungen an.